SPORTVERBÄNDE UNTER DER LUPE Tennis wandert jetzt in den Sand

Saarbrücken · In einer neuen Serie blickt die SZ-Sportredaktion auf die Verbände des Landessportverbandes. Zum Auftakt geht es um Tennis.

 Joachim Meier

Joachim Meier

Foto: Oliver Dietze

Nackte Füße statt Tennisschuhe. Weißer, feiner Sand statt roter Asche. Weiche Bälle statt harten. Tennis hat sich gewandelt. Direkt vor unserer Tür. Im Saarland. Dort zieht ab morgen die Weltelite ein. Aber nicht im Standard-Tennis, wie wir es kennen. Sondern im Beachtennis, einem Mix aus Tennis, Badminton und Beachvolleyball. Es gilt als das Beachtennis-Ereignis des Jahres. Mit 15 000 US-Dollar Preisgeld ist es eines der höchst dotierten Events in Europa – die ITF Beachtennis Open in Saarlouis. Mit drei Plätzen und Zuschauertribünen mitten auf dem Kleinen Markt.

Der spektakuläre Rahmen soll für Aufmerksamkeit sorgen, den Tennissport im Saarland voranbringen. Als eines der vielen Turniere, das engagierte Vereine, Sponsoren oder einfach „Verrückte“, wie Joachim Meier sie nennt, für dieses Jahr organisiert haben. Mehr Veranstaltungen für mehr Öffentlichkeit. Der Präsident des Saarländischen Tennisbundes (STB) ist stolz auf das diesjährige Tennis-Programm im Saarland. Neben dem internationalen Turnier in Saarlouis werden am gleichen verlängerten Wochenende, von morgen bis Sonntag, 27. August, in Saarlouis und Quierschied die deutschen Meisterschaften im Beachtennis ausgetragen.

Die großen Tennisturniere sind wichtig. Für die Sportart und für das Saarland. Da ist sich der Verbands­präsident sicher. Denn Tennis hat es nicht immer leicht. In den vergangenen Jahren seien im Saarland viele Hallen weggefallen. Es fehlte Geld, um sie zu sanieren. „Das war unser großes Problem“, sagt Jürgen Lässig, der Verbandsgeschäftsführer. Doch dieses Jahr kam die Rettung. Die Zuschüsse der Sportplanungskommission wurden erhöht, erklärt Lässig. Statt bisher 110 000 Euro habe es dieses Jahr für den Verband und seine Vereine 160 000 Euro gegeben. „Die Antragsflut der Vereine war so hoch, dass die Zuschüsse erhöht wurden“, sagt Meier.

Und Investitionen lohnten sich auch – so könnten sich seit Langem wieder 60 der insgesamt 167 Vereine im Saarland über wachsende Mitgliederzahlen freuen. „Das ist enorm“, sagt Meier. Denn Tennis sei kein Selbstläufer mehr. Bei all den angebotenen Sportarten müsse um jedes Kind intensiv geworben werden. Und das schon im Kindergarten. Dort werben Vereinsmitglieder in Projekten für ihre Sportart. In dem Alter seien zwar Sandburgen angesagter als Tennisschläger. Aber Tennis habe seine Lernkonzepte geändert. „Mit kleinen, bunten Bällen – ähnlich wie Luftballons – werden heute schon die Kleinsten an den Sport herangeführt“, erklärt Lässig.

Die Kinder wachsen mit dem Sport auf und lernen „unvorstellbar viel für das spätere Leben“, so der Verbandspräsident. „Wenn man jedes Mal, wenn man verliert, alles hinschmeißt, wird man das später im Leben auch so machen“, sagt er. Und so bleiben viele Saarländer dem Tennis treu. „Auch in die Vorstände kommen jetzt zum Teil wieder jüngere Leute rein“, erklärt Lässig. Sie bringen frischen Wind, neue Ideen, sagt er. Begeisterung müsse bei den Jungen geweckt werden. Dann seien sie mit Engagement dabei.

Und was macht der Profi-Nachwuchs aus dem Saarland? „Für dieses kleine Land haben wir schon sehr, sehr gute Leute“, findet Thomas Hertl, Trainer beim TC Halberg Brebach. Die 20-jährige Katharina Hobgarski etwa. „Sie ist auf dem Sprung an die Spitze. Kurz vor der Qualifikation für die Grand-Slam-Turniere verletzte sie sich allerdings und war zwei Monate lang raus“, sagt Lässig. Sie lächelt unsere Gesprächsrunde an – die Nummer 219 der Weltrangliste aus Haupersweiler. Von einem Kalender-Foto aus, das über dem Konferenztisch in der Geschäftsstelle des Saarländischen Tennisbundes hängt. Lächeln – das kann sie neben dem Schlägerschwingen auch gut. Und das sei heute wichtiger denn je, erklärt Meier: „Es reicht nicht mehr, den Ball ordentlich über das Netz zu spielen. Wir müssen auch eine Geschichte erzählen.“ Was sind ihre Vorlieben? Wie lebt sie? Wer ist ihr Freund? Vieles davon spiele sich heute auf sozialen Medien ab. Da müssten die Sportler selbst mitspielen. Aber auch der Verband, sind sich seine Vertreter einig.

Eine gute Leistungsschmiede jedenfalls hat Hobgarski im Saarland. Ebenso das 13-jährige Toptalent Sarah Müller. Am Landesleistungszentrum an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken. In den letzten Jahren habe der Deutsche Tennis-Bund für seinen Nachwuchs einiges getan, erzählt Lässig. Vier Bundesstützpunkte gebe es mittlerweile in Deutschland – in Hannover, Oberhaching, Stuttgart und Kamen. Mit Internat, Früh- und Athletiktraining. „Alles, um noch professioneller zu arbeiten“, sagt Lässig. Tennis bleibt also am Ball – egal, ob weicher oder harter.

SPORTVERBÄNDE UNTER DER LUPE: Tennis wandert jetzt in den Sand
Foto: SZ/Bernhard Baltes

Weißer Sand, roter oder Rasen. Die weißen Kleidchen, Röcke, Hosen und Shirts sind längst verstaubt. Die Totenstille während eines Ballwechsels übertönt. Doch eine Sache stört Joachim Meier noch: „Wir müssen gucken, dass die Spielform schneller, prägnanter wird“, sagt er. Man könne keinem mehr zumuten, zehn Sätze anzuschauen. „Da wird man verrückt“, sagt Meier. Mehr Schnelligkeit, mehr Spannung – dafür gibt es ja jetzt die kleine Schwester des Tennis: Beachtennis im Sand.

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