TBB Trier spielt nicht wie ein Absteiger Nur die Zuschauerzahl ärgert ihn

Trier. Freudiges Hoffen, lähmendes Entsetzen, ekstatischer Jubel - die letzten 90 Sekunden in der Basketball-Bundesliga zwischen der TBB Trier und den Telekom Baskets Bonn am Montagabend boten alles, was diesen Sport ausmacht. 68:64 führte Trier eineinhalb Minuten vor dem Ende. Doch Bonn kämpfte sich zurück

Trier. Freudiges Hoffen, lähmendes Entsetzen, ekstatischer Jubel - die letzten 90 Sekunden in der Basketball-Bundesliga zwischen der TBB Trier und den Telekom Baskets Bonn am Montagabend boten alles, was diesen Sport ausmacht. 68:64 führte Trier eineinhalb Minuten vor dem Ende. Doch Bonn kämpfte sich zurück. Und als Benas Veikalas 7,9 Sekunden vor Ablauf der Uhr per Dreipunktewurf zum 70:69 traf, saß der Schock in der Arena tief.Einen Angriff hatte die TBB aber noch: Dru Joyce dribbelte mit dem Ball in aller Seelenruhe nach vorne, bediente den unterm Korb lauernden Maik Zirbes, und der Lokalmatador wuchtete das Spielgerät kurz vor der Sirene spektakulär mit einem Dunking in den Korb - für einen Großteil der 4200 Zuschauer gab es kein Halten mehr. Der 71:70 (34:30)-Erfolg der Trierer war perfekt. "Trotz der vielen Niederlagen in den vergangenen Wochen haben wir immer an uns geglaubt. Wir haben heute ein riesen Herz bewiesen und sind auch nach dem Rückstand nochmal zurückgekommen", freute sich Triers Trainer Henrik Rödl über den knappen Sieg nach zuletzt fünf Niederlagen in Serie.

Die Erleichterung in der Halle war deutlich zu spüren, denn die Moselstädter kämpfen dieses Jahr um den Klassenverbleib. Nachdem das neue Konzept, auf junge, deutsche Spieler zu setzen, in der vergangenen Spielzeit beinahe in den Playoffs geendet hätte, befindet sich die TBB nach 16 Spielen in dieser Saison auf dem 17. Rang wieder - ein Abstiegsplatz. Doch von Unruhe oder gar einer Trainerdiskussion kann keine Rede sein. Sowohl die Mannschaft, als auch Henrik Rödl können sich der vollen Unterstützung der Fans und Vereinsführung sicher sein. "Die Bilanz täuscht", will Rödl die Qualität seiner Mannschaft auch nicht am momentanen Tabellenplatz ausmachen, "hier spielt ein funktionierendes Team, das bisher nur bei den Artland Dragons chancenlos war."

In der Tat zeigt ein Blick auf die Ergebnisse, dass die Mannen aus der ältesten Stadt Deutschlands mit den Großen mithalten können: 74:78 gegen Alba Berlin, 70:76 bei Bayern München, 70:75 nach Verlängerung gegen Serienmeister Brose Baskets Bamberg - so tritt kein Abstiegskandidat auf.

"Wir hatten bislang einfach viel Pech. Wir sind nach wie vor eine junge Mannschaft, die aus solchen Partien lernen muss", spricht Flügelspieler Philip Zwiener ebenfalls nicht von einer verkorksten, sondern eher von einer unglücklichen Runde. Dass es wieder aufwärts gehen wird, darin besteht in Trier kein Zweifel. "Ich bin immer noch entspannt, da das Potenzial im Kader eindeutig vorhanden ist. Platz elf bis zwölf ist nach wie vor ein realistisches Ziel", zeigt sich der Aufsichtsratsvorsitzende Ralph P. Moog optimistisch.

Ein weiteres Indiz dafür, dass Trier besser spielt, als es der Tabellenplatz vermuten lässt, bietet ein Blick auf die Nominierten für die Allstar-Partie. Hier messen sich am 21. Januar in Ludwigsburg die besten Akteure der Bundesliga beim Duell Team "National" gegen Team "International". Die TBB Trier ist gleich dreifach vertreten. Henrik Rödl hat die Verantwortung für das Team "National", in welches es seine beiden Schützlinge Philip Zwiener und Maik Zirbes geschafft haben. "Daran sieht man, welchen Ruf wir uns erarbeitet haben. Die TBB Trier stellt wieder etwas dar", sagt Moog stolz.

Stolz ist man in Trier auf die hohe Identifikation mit der Mannschaft, die erkennbar mit Leib und Seele dabei ist. Deshalb werden auch Niederlagen verziehen - aber gegen mehr Siege wie am Montag gegen Bonn hätte wohl niemand etwas einzuwenden.Trier. Vor drei Jahren stand die TBB Trier kurz vor dem Kollaps. Knapp zwei Millionen Euro Schulden hatten sich angehäuft, das Fortbestehen in der Basketball-Bundesliga war mehr als gefährdet. Es folgte ein radikaler Schnitt: Umwandlung in die Treveri Basketball AG und die Lizenzübernahme von der TBB Basketball GmbH. "Als wir die Umstrukturierungen in Angriff nahmen, hatten wir zwei Ziele: Wir wollten den Bundesliga-Basketball erhalten und den Verein finanziell wieder erfolgreich aufstellen. Diese Schritte sind nun abgeschlossen", erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende Ralph P. Moog, der sich bei der Jahreshauptversammlung am 28. Januar nicht mehr aufstellen lässt.

Moog sieht seine Aufgabe als erfüllt an, zumal er sein Engagement von Beginn an zeitlich begrenzte. Die TBB hat sich seit seiner Amtsübernahme 2009 durch die junge Mannschaft um den charismatischen Trainer Henrik Rödl Sympathien zurückerobert - der Plan ist zur Zufriedenheit der Verantwortlichen aufgegangen.

Nicht ganz zufrieden ist Moog mit der Entwicklung der Zuschauerzahlen. Mit einem Schnitt von 3817 hat sich die TBB im Vergleich zum Vorjahr zwar um 8,6 Prozent gesteigert (3516), gewünscht hätte er sich aber 15 Prozent. Der Preiszuschlag von bis zu 20 Prozent auf die Eintrittskarten vor dieser Saison hat wohl den ein oder anderen Basketball-Fan gekostet. "Die Liga geht in großen Schritten voran, sowohl die Qualität wie auch die Budgets steigen jährlich. Wenn wir auf Dauer mithalten wollen, brauchen wir mehr Einnahmen durch die Zuschauer", macht das scheidende Aufsichtsratsmitglied deutlich, zumal ein finanziell ausgeglichener Etat bisher nicht ganz erreicht wurde. Der Etat für die aktuelle Spielzeit liegt bei 2,2 Millionen Euro, womit Trier laut Moog ligaweit "in der Mitte der unteren Hälfte" anzusiedeln ist. Doch die Sponsorenmöglichkeiten in der Region seien nahezu erschöpft, weswegen zur Hauptversammlung Ende Januar ein neues Projekt vorgestellt wird, bei dem es um eine Neuaufstellung im Bereich Marketing und Vertrieb gehen soll . Mehr wird momentan aber noch nicht verraten. hej

tbb-trier.de

beko-bbl.de

Foto: feichtner

"Die Bilanz täuscht,

hier spielt

ein funktio-

nierendes Team."

Henrik Rödl, Trainer der

TBB Trier

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