Tatort Kreissporthalle

Dillingen. "Steh!" brüllten die 250 Zuschauer am Samstagabend in der Dillinger Kreissporthalle wie aus einem Mund, als Philipp Matzke bei der letzten Wettkampf-Übung mit Doppel-Salto und Doppel-Schraube durch die Luft schwebte und wie ein menschlicher Kreisel Richtung Bodenmatte wirbelte

Dillingen. "Steh!" brüllten die 250 Zuschauer am Samstagabend in der Dillinger Kreissporthalle wie aus einem Mund, als Philipp Matzke bei der letzten Wettkampf-Übung mit Doppel-Salto und Doppel-Schraube durch die Luft schwebte und wie ein menschlicher Kreisel Richtung Bodenmatte wirbelte. Und es half, denn seinen Abgang am Königsgerät stand der 22 Jahre alte Athlet der TG Saar sicher.

Der Turner vom TV Bliesranbach strahlte, denn eigentlich gehört das Reck nicht zu seinen Lieblingsgeräten. Punkte bekam er im direkten Vergleich mit dem favorisierten Nationalturner Matthias Fahrig zwar nicht, aber die hatte seine Mannschaft auch nicht mehr nötig. Der deutsche Vize-Meister TG Saar gewann die Bundesliga-Heimpremiere gegen MTT Chemnitz/Halle haushoch mit 46:14 und verteidigte die Tabellenführung.

"Wir haben uns schon mal die nötigen Punkte gegen den Abstieg gesichert", resümierte Thorsten Michels und grinste. Der Klassenverbleib sei natürlich nicht das Ziel, fügte der TG-Saar-Vorsitzende selbstbewusst hinzu. "Wir wollen ins Finalturnier nach Berlin, und ich denke, wir haben den Weg dorthin heute eingeebnet", meinte Michels, der am Barren antrat, aber schon früher gefordert war. Bevor es auf der Bodenmatte die ersten Flic-Flacs zu sehen gab, verabschiedete Michels dort offiziell seinen Vorgänger Paul Rupp. Der hatte die TG Saar 1974 gegründet und sie als Trainer 1981 und 1982 zur deutschen Meisterschaft geführt. In späteren Jahren war der 65-Jährige Manager und zuletzt Vorsitzender gewesen, bis er Anfang des Jahres von Michels abgelöst wurde.

Starker Start am Boden

Dann war die Matte frei und die Gastgeber legten wie immer los wie die Feuerwehr. 11:2 führte die TG Saar nach dem ersten Gerät. Am Pauschenpferd baute sie den Vorsprung auf 24:3 aus. Mehrkampf-Ass Anton Fokin holte an seinem Angstgerät drei Punkte. Im Januar hatte sich der usbekische Spitzenturner bei der Olympia-Qualifikation die Kreuzbänder gerissen. Beim ersten Heimkampf nach langer Pause startete er an vier Geräten, sammelte 13 Zähler und war zufrieden.

An den Ringen (6:1) überraschte danach Matzke mit einem mit Salti und Schrauben gespickten Abgang. "Toll, wenn die neuen Teile, die man trainiert, auch im Wettkampf klappen", strahlte der Kommissar-Anwärter und bekam Applaus von einer "Kollegin". Die neue SR-Tatort-Kommissarin Elisabeth Brück saß auf der Tribüne und staunte. "Diese Akrobatik und Körperbeherrschung - einfach unglaublich. Ich komme wieder", versprach die Schauspielerin, den "Tatort Kreissporthalle" beim nächsten Heimkampf gegen den TV Wetzgau am 13. Oktober (18 Uhr) wieder aufzusuchen.

Einen Turn-Krimi sah das Publikum gegen die chancenlosen Gäste nicht mehr (Sprung 5:6, Barren 7:0, Reck 4:4), dafür aber eine Galavorstellung ihrer Mannschaft, die Hoffnungen weckte. Auch bei Eugen Spiridonov, der mit 17 Zählern Top-Punktesammler wurde. Er sagte: "Wenn das so weitergeht, könnten wir im November in Berlin wieder um die deutsche Meisterschaft kämpfen."

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