Talente fördern und fordern

Saarbrücken · Jeder Bundesligist muss es haben, Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken will es haben: Ein Nachwuchsleistungszentrum, in dem Talente nicht nur fußballerisch bestens gefördert werden können.

Fußball-Drittligist 1. FC Saarbrücken ist gestern auf dem Weg zum Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) einen großen Schritt vorangekommen. Eine Delegation des Deutschen Fußballbunds (DFB) hat Trainingsgelände und Planungen des Vereins vor Ort überprüft. "Wir konnten einen guten Einblick geben, was bei uns in der Nachwuchsarbeit passiert, was jetzt angelaufen ist und was wir künftig vorhaben", sagte Vize-Präsident Harald Ebertz, "wir haben zwar noch kein Ergebnis, aber die Reaktionen waren positiv".

Dem Jugendleiter des 1. FC Saarbrückens, Jan Berger, war die Anspannung anzusehen. Schließlich waren die Verbandsvertreter angereist, um zu sehen, ob der FCS die Anforderungen erfüllen, die der größte Sportverband der Welt für die Zertifizierung eines NLZ aufgestellt hat. "Es steckt über ein Jahr Arbeit in dieser Geschichte. Es galt der ganzen Jugendarbeit eine klare Struktur zu geben", erklärt Berger, der allein ein über 200 Seiten starkes Handbuch über Infrastruktur, Personalisierung aber auch über Inhalte, Kooperation mit den Schulen und Philosophie der Nachwuchsarbeit beim Fußball-Drittligisten vorlegen musste.

Mit jeweils zwei Rasen- und Kunstrasenplätzen, einem Kleinspielfeld sowie den medizinischen und räumlichen Möglichkeiten am Sportfeld erfüllt der FCS die Mindestanforderungen. Deutlich besser kommt das Leitbild des ersten saarländischen NLZ an: Leidenschaftlich, offensiv und "saarsympathisch" will sich der Molschder Nachwuchs präsentieren. Dementsprechend gibt es einen Verhaltenskodex für Trainer, Spieler aber auch die Eltern. "Wir wollen allen saarländischen Fußball-Talenten die Möglichkeit zur persönlichen Entwicklung bis zur nationalen Spitze bieten", erklärte Berger, "und das, ohne dass sie das gewohnte familiäre Umfeld verlassen müssen". Darum spielt auch die optimale schulische Förderung durch das Schule-Leistungssport-Verbundsystem mit der Eliteschule des Sports am Saarbrücker Rotenbühl eine zentrale Rolle. Man baut dabei nun auch bei den Junioren auf Strukturen, die beim weiblichen Nachwuchs schon hervorragend funktionieren.

Knapp 500 000 Euro steckt der FCS in seine Nachwuchsarbeit von der U10 bis zur U23. 50 000 Euro bekommt jeder Drittligist ohnehin vom DFB für die Jugend, durch die Anerkennung als NLZ kommen dann weitere 50 000 Euro hinzu. Doch das ist nicht der einzige Vorteil. "Wichtig ist uns vor allem, dass die Ausbildung noch besser wird", so Ebertz, "aber natürlich ist es uns auch ein Anliegen, die Spieler noch besser, noch enger an den Verein binden zu können". Mit einem NLZ wäre das Abwerben von Jugendspielern durch andere Vereine deutlich schwerer, da der Verein die Spieler dann vertraglich binden kann. Leiter des NLZ soll Fußball-Lehrer und Cheftrainer Jürgen Luginger sein, für den organisatorischen Bereich zeichnet sich Jan Berger verantwortlich. Gemäß der DFB-Vorgabe ist dann U23-Trainer Bernd Eichmann der sportliche Leiter. "Wir wollen auch die Kooperation mit Partnervereinen, wie jetzt mit der SG St. Wendel weiter ausbauen", betont Berger, "dieses Handbuch ist ein lebendiges Dokument. Wir müssen die Inhalte immer wieder überprüfen und anpassen." Die Entscheidung über die Anerkennung trifft der DFB-Jugendausschuss wohl in seiner nächsten Sitzung im November.

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