Fußball-Regionalliga Südwest Suero rettet SVE-Fans vor der Herzattacke

Elversberg · Regionalligist SV Elversberg hat nach 2:1 gegen den VfB Stuttgart II nun zwei Punkte Vorsprung auf Ulm.

 Irgendwo unter diesem Spielerhaufen ist Israel Suero begraben, der die SV Elversberg am Samstag gegen den VfB Stuttgart II zum Sieg schoss.

Irgendwo unter diesem Spielerhaufen ist Israel Suero begraben, der die SV Elversberg am Samstag gegen den VfB Stuttgart II zum Sieg schoss.

Foto: Thomas Wieck

So ein Drama hat das Waldstadion an der Kaiserlinde in Elversberg schon sehr lange nicht mehr erlebt – wenn überhaupt. Die Fans des Fußball-Regionalligisten peitschten ihr Team am Samstag gegen den VfB Stuttgart II in ihrem Block lauthals und ohne Unterlass nach vorne. Sogar die Zuschauer auf der ansonsten eher ruhigen Haupttribüne hielt es nicht mehr auf den Plätzen, es hagelte Anfeuerungsrufe.

Es knisterte in der Schlussviertelstunde unglaublich. Bei SVE-Mitarbeiterin Silvia Schmitt meldete sich sogar der Herzfrequenz-Messer an der Smartwatch. „Sie sind offenbar gestürzt. Bleiben Sie ruhig, der Notarzt ist alarmiert“, zeigte das Display an. „Ich wusste gar nicht, was los ist, und hatte Mühe, das alles wieder rückgängig zu machen, sonst wäre der Notarzt wohl wirklich gekommen“, sagte sie.

Der Grund für das kollektive Herzfrequenz-Drama: Die SVE lieferte die wahrscheinlich stärkste zweite Halbzeit seit vielen Jahren ab, brachte aber die Kugel nicht im Stuttgarter Tor unter. „Ich habe schon viele dramatische Spiele in Belgien und Italien erlebt, aber das heute war etwas ganz Besonderes“, sagte Elversbergs Topstürmer Kevin Koffi nach dem Spiel.

Vor 1953 Zuschauern spielte der VfB II von Beginn an genau so, wie man spielen muss, wenn man die SVE in dieser Saison schlagen möchte. Das harte Einsteigen der Gäste war teilweise grenzwertig, es hagelte Fouls im Minutentakt. Die SVE ließ sich davon nicht beirren und rannte nach vorne. „Uns war bewusst, dass wir Konter kassieren. Aber was dann von der Mannschaft kam, war überragend“, sagte SVE-Trainer Horst Steffen. Stuttgart ging nach genau solch einem angekündigten Konter in der 44. Minute durch Julian Kudala mit 1:0 in Führung. Im Vergleich zu früheren Zeiten gab sich die SVE aber nicht geschlagen und legte in der zweiten Halbzeit noch eine Schippe nach.

Das Geschehen spielte sich nur noch vor dem Stuttgarter Tor ab, und die SVE verballerte eine Megachance nach der anderen. Luca Schnellbacher scheiterte aus fünf Metern (57.), Koffi aus drei Metern (58.), und Robin Fellhauer schoss den Ball aus einem Meter sogar über das VfB-Tor (61.). Erschwerend kam noch hinzu, dass es zu diesem Zeitpunkt im Topspiel der Liga zwischen dem SSV Ulm und dem TSV Steinbach noch 0:0 stand – und die SVE dadurch auf den zweiten Platz abgerutscht war.

Doch dann kam die 78. Minute – und ein Eckball von Israel Suero. Luca Schnellbacher gewann das Kopfballduell am Fünfmeterraum, Koffi und VfB-Verteidiger Dominik Nothnagel kämpften auf der Torlinie um den Ball, der schließlich hinter die Linie war – 1:1. „Das war ganz klar mein Tor“, sagte Schnellbacher nach dem Spiel und grinste. Vier Minuten später spielte Nico Karger im Strafraum quer, und Suero grätschte am zweiten Pfosten das 2:1 für die SVE. In nur vier Minuten drehte die SVE ein Wahnsinns-Spiel – und schon hatten die Herzfrequenzen wieder relativ normale Werte.

Da es in Ulm beim 0:0 blieb, führt die SVE die Tabelle vor den letzten beiden Spieltagen mit zwei Punkten auf die Spatzen an. „Das war richtig stark von uns, aber zwei Punkte sind nicht viel. Wir müssen weiter gewinnen“, sagte Steffen. Bereits am kommenden Samstag, 14 Uhr, kann die SVE bei einem Sieg beim FSV Frankfurt ihr Meisterstück machen und in die 3. Fußball-Liga aufsteigen – vorausgesetzt der SSV Ulm 1846 gewinnt nicht bei der SG Großaspach.

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