Suche nach einem starken Mann

Stuttgart · Stuttgart spielt 2:2 bei Vize-Meister Borussia Dortmund – aber alle reden über die Entlassung von Sportvorstand Fredi Bobic. Der in der Krise steckende VfB hat noch keinen Nachfolger. Deshalb übernimmt Trainer Armin Veh Bobics Aufgaben.

Nach der Trennung von Fredi Bobic soll ein neuer Sportchef die Krise beim Bundesligisten VfB Stuttgart beenden und den fünfmaligen deutschen Meister wieder nach oben führen. "Was ich mir verspreche, ist ein Neubeginn, eine neue Perspektive", sagte Aufsichtsratschef Joachim Schmidt gestern. Der Club wolle endlich "Ruhe haben", ergänzte Präsident Bernd Wahler, "und mit dem Abstieg nichts zu tun".

Wer der neue starke Mann werden soll, ließ die VfB-Spitze offen. Angeblich ist Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann ein Kandidat. Lehmann spielte zwischen 2008 und 2010 in Stuttgart . Nach Medien-Informationen könnte aber auch der frühere U 21-Nationaltrainer Rainer Adrion , beim VfB sportlicher Leiter im Nachwuchs-Bereich, aufrücken.

Wahler wollte Namen nicht kommentieren. Der Neue brauche in erster Linie Fußball-Kompetenz, sagte er. Außerdem müsse er Management- und Führungsaufgaben wahrnehmen können. Und, für den Präsidenten wichtig: Der Neue "muss dazu beitragen, Vertrauen in meine Person zurückzugewinnen". Denn auch Wahler war in die Kritik geraten. Viele Fans hätten den "Schönwetter-Präsidenten" am liebsten mit Bobic in die Wüste geschickt.

Überhaupt sei die Stimmung bei "Sponsoren, möglichen Investoren, Dauerkarten-Besitzern und Mitgliedern" nicht gut gewesen, fügte Schmidt an. Mit der Trennung von Bobic soll sich das ändern. Bis ein Nachfolger gefunden ist, werden Trainer Armin Veh und Sportdirektor Jochen Schneider dessen Aufgaben übernehmen. Veh steht nicht in der Kritik. "Für mich ist klar: Veh passt zum VfB", sagte Wahler. Das habe das 2:2 im Spiel am Mittwoch bei Borussia Dortmund gezeigt: "Das war kein Zufall, da steckt systematische Arbeit dahinter. Ich bin überzeugt, dass das so weitergeht." Nach zwei Punkten aus fünf Spielen sowie Platz 17 ist dies ein Muss.

Vehs neuer Vorgesetzter soll auch dazu beitragen, dass der VfB "besseren Fußball" spielt, wie Schmidt betonte. Bobic habe man das nicht mehr zugetraut. Mit einem Etat von 40 Millionen Euro liege der Club in der Etat-Rangliste in der Liga auf Platz sechs bis acht, sagte Schmidt: "Es ist unser Anspruch, in der Bundesliga sportlich in diesem Bereich abzuschneiden." In vier Jahren unter Bobic gelang das nur einmal. Stuttgart blieb mit den Plätzen 12, 6, 12 und 15 drei Mal unter seinen Ansprüchen.

Derweil hat Sportdirektor Dirk Dufner von Liga-Rivale Hannover 96 die Entlassung seines Amtskollegen Bobic kritisiert. "Es ist nicht damit getan, den Sportdirektor hinauszuwerfen - zu einer Zeit, in der es überhaupt nichts bringt. Das wird der Mannschaft sicher keinen Kick geben", sagte Dufner. In Stuttgart sieht man das anders. "Ein paar gute Transfers, ein gutes Händchen", verspricht sich Schmidt vom Neuen - auch dies eine Ohrfeige für Bobic. Der, so versicherte Daniel Didavi, beim 2:2 in Dortmund VfB-Doppeltorschütze, sei auch nur "der nächste Sündenbock" und nicht alleine für die laut Veh "vergiftete Stimmung" verantwortlich. Der Trainer sieht sportlich trotz des Achtungserfolgs in Dortmund "noch keinen richtigen Neuanfang". Auf den neuen starken Mann beim VfB Stuttgart wartet viel Arbeit.

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