Suche nach den Ursachen beginnt

Larvik. Nach dem historischen Debakel flogen die deutschen Handballerinnen am Wochenende zurück in ihre Heimat: Die EM war längst noch nicht beendet, da hatte für die Deutschen die schmerzhafte Analyse nach dem erstmaligen Scheitern in der Vorrunde einer Europameisterschaft bereits begonnen. Erst danach will Bundestrainer Rainer Osmann Konsequenzen verkünden

 Nicht nur Kapitän Nina Wörz, der gesamte deutsche Frauen-Handball ist nach dem Debakel bei der Europameisterschaft in Norwegen am Boden. Foto: dpa

Nicht nur Kapitän Nina Wörz, der gesamte deutsche Frauen-Handball ist nach dem Debakel bei der Europameisterschaft in Norwegen am Boden. Foto: dpa

Larvik. Nach dem historischen Debakel flogen die deutschen Handballerinnen am Wochenende zurück in ihre Heimat: Die EM war längst noch nicht beendet, da hatte für die Deutschen die schmerzhafte Analyse nach dem erstmaligen Scheitern in der Vorrunde einer Europameisterschaft bereits begonnen. Erst danach will Bundestrainer Rainer Osmann Konsequenzen verkünden. "Ich muss das alles erst einmal verdauen und in Ruhe analysieren", sagte der Eisenacher. Fakt ist: Entweder der Trainer oder die enttäuschenden Routiniers werden der "Schmach von Larvik" zum Opfer fallen.

Konsequenzen angekündigt

Doch die Zeit drängt, denn nun steht die schwierige Olympia-Qualifikation für London 2012 vor der Tür. Durch den 13. Rang im EM-Klassement findet sich die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) am kommenden Sonntag bei der Auslosung der Qualifikationsspiele zur WM 2011 in Brasilien im Topf mit den schwächeren Mannschaften wieder. Damit drohen Qualifikationsspiele gegen ein europäisches Top-Team. Nur die drei Medaillengewinner der EM sind direkt für Brasilien qualifiziert. Scheitern die Deutschen im Juni 2011 in der WM-Qualifikation, bedeutet dies das Olympia-Aus.

"Die EM war ein großer Rückschlag für den Frauen-Handball, doch noch ist nicht alles verloren", meinte der stellvertretende Vorsitzende der Handball-Bundesliga Frauen (HBF), Kay-Sven Hähner. Er war in Larvik Augenzeuge und bilanzierte enttäuscht: "Alle Experten und auch die, die nichts vom Handball verstehen, haben erkannt, dass es keine Mannschaft war. Es war nur eine Ansammlung von Individualisten, damit kann man auf Weltniveau nichts gewinnen."

Hähner fordert die Verantwortlichen auf, alles zu hinterfragen. Eine Aufarbeitung könne nur gelingen, wenn man schonungslos Ursachenforschung betreibt. "Frauen-Mannschaften ticken anders als Männer, da gibt es immer noch andere Probleme. Diese Dinge muss man erkennen und Zusammenhänge verstehen, sonst kann man niemals Erfolg haben", betonte der 40-Jährige.

"Wie Zombies auf dem Feld"

Beim EM-Team herrschte Ratlosigkeit und Entsetzen. "Keine hat auch nur ansatzweise ihre Form abgerufen", klagte Spielführerin Nina Wörz. "Wir haben 60 Minuten lang wie Zombies auf dem Feld gestanden", sagte die völlig überforderte Kreisläuferin Anja Althaus. Auch Rekordnationalspielerin Grit Jurack war meilenweit von ihrer Bestform entfernt.

Nach der fatalen 23:33-Niederlage am Freitagabend gegen die Ukraine hatte Osmann von "personellen Konsequenzen" gesprochen. Ob er sich selbst oder die in der dänischen Topliga spielenden Routiniers Jurack, Wörz und Althaus meinte, ließ er offen.

Der Deutsche Handball-Bund will jedenfalls an Osmann festhalten. "Eine Trainerdiskussion findet nicht statt. Wir sind gewillt, den bis Ende 2012 laufenden Vertrag mit Rainer einzuhalten. Nach Weihnachten werden wir uns in Ruhe mit der Bundesliga zusammensetzen", sagte Verbands-Vizepräsident Horst Bredemeier. Aber auch Wörz und Jurack denken nach eigenen Worten nicht ans Karriereende. dpa

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