Stuttgarts letzte Chance

Stuttgart · Im Derby zwischen dem VfB Stuttgart und dem SC Freiburg im Halbfinale des DFB-Pokals ist die Favoritenrolle heute nicht klar verteilt. Für den VfB ist der Pokal die große Chance, doch noch an der Europa League teilzunehmen.

Christian Streich will von alledem nichts wissen. Größter Erfolg der Vereinsgeschichte? Favoritenrolle und der leichtere Weg nach Europa? Das interessiert den eigenwilligen Trainer des SC Freiburg nicht. "Warum soll ich jetzt anfangen, rumzuspinnen?", fragte Streich vor dem DFB-Pokal-Halbfinale am Mittwoch (20.30 Uhr/ARD) beim VfB Stuttgart: "Ein Pokalspiel kann nicht so viel mehr sein."

Vor der Partie, die für die halbe Fußball-Bundesliga das "Spiel des Jahres" wäre, macht sich der kleine Sportclub noch kleiner - im beschaulichen Breisgau würde auch eine Niederlage im Baden-Württemberg-Derby die enorm erfolgreiche Saison nicht schmälern. "Wir haben kein Ziel definiert", sagte Streich: "Wir haben nur ein großes Ziel, Woche für Woche: Spiel so gut Fußball, dass du in der Lage bist, den Menschen, die den Eintritt bezahlt haben, soviel Freude wie möglich zu machen." Der DFB-Pokal: Ein Bonus, "nur, dass der Gewinner mit dem Bus nach Berlin fahren darf", sagte Streich zu der für ihn "ganz normalen" Partie, die für den VfB hingegen die letzte Chance auf die Rettung einer bislang enttäuschenden Saison ist. Ein Sieg im Finale in Berlin am 1. Juni bedeutet die sichere Qualifikation für die Europa League.

"Deshalb gehen wir auch mit dem Glauben an uns und dem entsprechenden Selbstvertrauen in dieses Spiel", sagte Stuttgarts zum Sportvorstand aufgestiegener Fredi Bobic: "Und wir sagen auch, wir gewinnen dieses Spiel. Dass die Ansprüche und die Erwartungshaltungen in Freiburg andere sind als in Stuttgart, das ist nicht neu, das war schon immer so. Das wird auch so bleiben. Damit müssen wir leben."

In Freiburg, das als Tabellenfünfter auch über die Liga noch die große Chance auf Europa hat, scheint man damit deutlich besser leben zu können. "Wenn der VfB Stuttgart ein Heimspiel gegen den SC Freiburg hat, dann ist die Normalität ein Sieg für Stuttgart. Jeder in Stuttgart erwartet, dass Stuttgart gewinnt", sagte Christian Streich, der seine Taktik auch im Pokal nicht ändern will: "Freiburg will den Ball haben. Und wenn die uns den nicht geben, sagen wir trotzdem: Wir wollen ihn aber."

Der drohende Ausverkauf am Saisonende, den Trainer Streich seit Wochen nicht mehr kommentieren will, trägt noch zur Beruhigung bei: "Ich bin nicht so überzeugt, dass das für die meisten eine einmalige Chance ist", meinte Streich: "Da sind einige Spieler dabei, die schaffen das noch einmal, wenn sie so weitermachen." Nur vielleicht nicht in Freiburg.

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