Fußball Die heiklen Themen sind vorerst mal vom Tisch

Frankfurt · Trügerische Ruhe? Diesen Donnerstag tagen die 36 Profi-Vereine bei der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga.

Die Wogen im Reform-Streit wurden in der vergangenen Woche geglättet, die Entscheidungen in der 50+1-Debatte auf 2019 vertagt: Bei der Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) an diesem Donnerstag könnte tatsächlich so etwas wie vorweihnachtliche Stimmung aufkommen. Zu besprechen haben die 36 Profi-Clubs der Bundesliga und 2. Liga aber noch genug.

Die Tagung in Frankfurt schließt ein zumindest kompliziertes (Halb-)Jahr für die Vereinsvertreter ab, das vor allem wieder große Gräben zwischen einigen Fangruppen auf der einen und den Clubs und Verbänden auf der anderen Seite offenbart hat. In den Stadien wurde mehrfach lautstark (oder komplett stumm) protestiert, jede Entscheidung im Profi-Fußball zum Politikum erklärt. Die Abschaffung der Montagsspiele ab 2021 war die erste Konsequenz.

Intern beschäftigt hatte die DFL zuletzt die Diskussion um eine mögliche Strukturreform, die DFL-Präsident Reinhard Rauball im Zuge seiner Rückzugserklärung angestoßen hatte. Ursprünglich sollte nun schon über einen konkreten Vorschlag abgestimmt werden, sodass unter anderem das DFL-Präsidium durch einen größeren „Ständigen Ausschuss“ mit weniger Zuständigkeiten ersetzt werden kann – doch dafür fand sich im Vorfeld keine Mehrheit. Die Teilversammlung der 18 Bundesligisten Anfang Dezember scheint aber eine Einigung auf Zeit gebracht zu haben. „Wir sind wieder auf einem guten Weg“, sagte DFL-Vizepräsident Peter Peters: „Wir sind uns alle innerhalb der Bundesliga einig, dass wir diesem Prozess eine echte Chance geben wollen.“ Eine Arbeitsgruppe soll nun in den kommenden Wochen ein mehrheitsfähiges Strukturmodell entwickeln.

Laut Medienberichten befürchten einzelne Erstligisten allerdings, dass die Zweitligisten gegen die Pläne auch während der Mitgliederversammlung aufbegehren. Jede Strukturreform müsste von einer Zweidrittelmehrheit beschlossen werden. Das Verhältnis zwischen 1. und 2. Liga ist ohnehin angespannt – einige Zweitligisten fordern anteilig mehr Geld aus den TV-Töpfen, um den Verlust des ertragreichen Montagsspiels auszugleichen.

Gelöst haben sollten die Clubs ihre Probleme und Konflikte bestenfalls vor den finalen Verhandlungen der TV-Rechte ab 2021, die DFL-Geschäftsführer Christian Seifert hauptverantwortlich führt. Schwankende Vereine, die beschlossene Spielpläne plötzlich wieder rückgängig machen wollen, oder sich über TV-Partner beschwerende Clubs, wie zuletzt in der 2. Liga, erschweren die Verhandlungen.

Davon unabhängig droht zudem weiterhin der 50+1-Streit, die Verhältnisse im Vereinsfußball auf den Kopf zu stellen. Das Ständige Schiedsgericht vertagte zwar die Verhandlung über den Antrag von Hannover 96 und Clubpräsident Martin Kind auf Bewilligung einer Ausnahmegenehmigung von der umstrittenen Regel zunächst. Kind hatte aber bereits angekündigt, alle Möglichkeiten bis „zum EU-Recht“ ausschöpfen zu wollen. Fällt 50+1 in absehbarer Zeit, dürfte die Zeit der stimmungsvollen Mitgliederversammlungen vorbei sein.

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