Sticheleien und Psychotricks

Abu Dhabi · Zum 29. Mal in der 67-jährigen Formel-1-Historie fällt die WM-Entscheidung im letzten Rennen. Am Sonntag ab 14 Uhr in Abu Dhabi heißt das Mercedes-Duell Nico Rosberg gegen Lewis Hamilton.

Durch das Fahrerlager auf der Yas-Insel weht eine leichte Brise. 5275 Flugkilometer von der Heimat entfernt dominiert Sommergefühl mit Temperaturen um die 27 Grad. Doch drinnen, im Konferenzraum des Pressezentrums, herrscht eine kühle Atmosphäre. Alle Augen sind auf die Mercedes-Fahrer Nico Rosberg und Lewis Hamilton gerichtet. Nur einer von ihnen kann an diesem Sonntag (14 Uhr/RTL) Weltmeister werden.

Der Weltverband Fia hat für die beiden Piloten völlig ungewöhnlich eine eigene Pressekonferenz inszeniert. Im proppevollen Raum präsentieren sich die Titelkandidaten der Weltpresse. Schon rein visuell kann der Unterschied nicht krasser sein. Glamour-Boy Hamilton im schwarzen Team-T-Shirt, drei glitzernde Ketten um den Hals, weiße Teamkappe, je ein Brilli im Ohr und Handy als ständiger Begleiter. Sunny-Boy Rosberg in weißem Shirt ohne Kopfbedeckung und Handy. So sitzen sie nebeneinander. Kein Blickkontakt. Die Fotografenmeute wartet vergebens auf das obligatorische Händeschütteln. Die Hände bleiben in den Hosentaschen.

Das Frage- und Antwortspiel beginnt. "Für mich geht es in erster Linie darum, mich auf mich zu konzentrieren. Ich habe fantastische Erinnerungen an meinen Sieg im vergangenen Jahr und war in Abu Dhabi gewöhnlich stark, also bin ich zuversichtlich", sagte Rosberg. Der Blondschopf würde gerne die Saison mit einem Sieg beenden. "Die WM zu gewinnen, wäre ein grandioses Ereignis für die ganze Familie", sagte er.

Sein Dauerrivale hat versucht, "das Negative ins Positive zu wenden. Dieses Jahr hat gezeigt, dass alles möglich ist. Es war eine herausfordernde Saison mit Hochs und Tiefs." Auf die Frage, welches Rennen von Rosberg ihn 2016 am meisten beeindruckt habe, antwortete Hamilton: "Ich habe keins von seinen Rennen gesehen."

Rosberg setzte das Psychospielchen fort. Gefragt nach seinen besten und schlechtesten Rennen antwortete er mit verschmitztem Lächeln: "Ich spreche lieber über die besten, das gefällt mir mehr." Hamilton seinerseits meinte: "An meine schlechten Rennen kann ich mich nicht erinnern."

Psychotricks waren der rote Faden des 40-minütigen Verbal-Duells. Beide spielten das finale Rennen herunter. Rosberg ließ es sich nicht anmerken, dass er seinen größten Erfolg einfahren kann: "Abu Dhabi ist ein Rennen wie jedes andere." Naja, das stimmt nicht.

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