Stevens will kein Messias sein

Sinsheim · Huub Stevens sitzt an diesem Samstag in der Partie bei seinem Ex-Club 1. FC Köln zum ersten Mal auf der Trainerbank des taumelnden Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim. Für Stevens ist es ein Job auf Zeit.

Vom "Knurrer von Kerkrade" war noch nichts zu sehen. In die Rolle des Messias wollte Huub Stevens aber auch nicht schlüpfen. "Ganz oben sitzt einer, der kann das. Der hat Sandalen an. Das habe ich manchmal auch - aber ich kann das nicht", antwortete der neue Trainer von 1899 Hoffenheim auf die Frage, ob er vor seinem Debüt an diesem Samstag bei seinem Ex-Club 1. FC Köln (15.30 Uhr) die Gründe für die Talfahrt schon erkannt hat.

Der Spruch passte zur launigen Pressekonferenz des gut gelaunten Stevens, der locker über die ersten Eindrücke am neuen Arbeitsplatz plauderte - allerdings vor deutlich weniger Zuhörern als zuletzt. Während bei der Vorstellung des Niederländers der Presseraum noch aus allen Nähten platzte, waren die Reihen nun nicht mal zur Hälfte gefüllt. "Die Jungs haben einen guten Eindruck hinterlassen. Sie sind willig", sagte Stevens, der in Köln auf die gesperrten Kevin Volland und Ermin Bicakcic verzichten muss: "Wichtig ist, dass alle wissen, was gefragt ist. Die Spieler sollen mit einer Mischung aus Lockerheit und Konzentration an die Sache gehen. Jeder muss Verantwortung übernehmen."

Der neue Trainer ließ offen, ob Pirmin Schwegler Kapitän bleiben wird und ob er personelle Veränderungen plant. "Ich gucke noch", sagte Stevens, der seinem defensiven Motto ("Die Null muss stehen") treu bleiben wird: "Es ist einfacher, die Mannschaft von hinten raus gut aufzubauen."

Stevens hatte am Montag Markus Gisdol abgelöst. Der 61-Jährige, dem Gisdol in seiner Zeit bei Schalke 04 als Assistent zur Seite gestanden hatte, soll Hoffenheim vor dem Abstieg bewahren und dann Julian Nagelsmann Platz machen. Der 28-Jährige wird nach der Spielzeit von Stevens übernehmen. Nagelsmann steigt damit zum jüngsten Bundesliga-Trainer der Geschichte auf. Nach der Vorgabe von 1899-Mehrheitseigner Dietmar Hopp soll Stevens dafür sorgen, dass Nagelsmann nicht in der 2. Liga starten muss. Noch sieht es aber danach aus. Die Hoffenheimer stehen nach zehn Spielen mit einem Sieg und sechs Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz. Der Herbstmeister von 2008 hatte zu diesem Zeitpunkt einer Saison noch nie so wenige Zähler auf dem Konto.

Stevens geht fest davon aus, dass er seine Mission erfüllen wird. "Ich glaube, dass die Mannschaft nicht da unten hingehört. Dennoch ist es keine leichte Aufgabe, denn der Kader ist nicht daran gewöhnt, da unten zu stehen", sagte Stevens: "Am Ende geht es darum, die Spieler das spielen zu lassen, was sie können."

Während seiner Zeit beim jetzigen Gegner 1. FC Köln hatte Stevens übrigens ein Wechselbad der Gefühle erlebt. Der Trainer schaffte in der Saison 2004/2005 mit dem damaligen Absteiger zwar den direkten Wiederaufstieg in die Eliteklasse, kündigte jedoch nach der Spielzeit seinen Vertrag, um sich besser um seine damals schwer erkrankte Ehefrau Toos kümmern zu können.

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