Sterling spaltet das Mutterland

London · Englands Nationalspieler Raheem Sterling hat in der EM-Qualifikation freiwillig auf einen Startelf-Einsatz gegen Estland am Sonntagabend verzichtet, weil er sich müde fühlte. Dafür erntete er viel Kritik – aber auch Lob des Trainers.

Zu weich oder einfach nur ehrlich? Mit seinem freiwilligen Startelf-Verzicht beim EM-Qualifikationsspiel in Estland (1:0) spaltet Flügelstürmer Raheem Sterling ganz Fußball-England. Der Profi des FC Liverpool bat Teammanager Roy Hodgson, ihn aus Kraftgründen nicht aufzustellen. Das kommt im beinharten Fußball-Mutterland nicht besonders gut an, es hagelte Kritik und Spott. Sterling verteidigte sich auf subtile Art und Weise.

Der Nationalspieler verriet auf Twitter seine Liedauswahl für den Heimweg: "Excuse me for being human" - Entschuldigt, dass ich menschlich bin. Dazu stellte er zwei Negativ-Kommentare auf seine Seite. Ein Fan meinte: "Zieh' Leine und spiele für Jamaika, wenn Du mit diesem Müdigkeits-Quatsch weitermachen willst." Sterling ist gebürtiger Jamaikaner.

Volle Rückendeckung erhielt der 19-Jährige dagegen von Hodgson, der mit seiner öffentlichen Erklärung, warum Sterling zunächst nur auf der Bank saß, den Wirbel erst ausgelöst hatte. Nach dem Training am Samstag sei Sterling zu ihm gekommen, so Hodgson, und er habe ihm gesagt: "Ich bin nicht in bester Form, weil ich mich müde fühle."

Hodgson brachte Adam Lallana anstelle von Sterling. Ein Problem hatte der Trainer damit nicht, im Gegenteil. "Es wäre falsch, wenn Spieler versuchen würden, mich zu täuschen, dass sie 100 Prozent bereit sind", sagte Hodgson: "Denn damit rauben sie einem anderen die Chance."

Im Kader der englischen Nationalmannschaft ist Sterling der Profi mit den drittmeisten Einsatzminuten (1105) in dieser Saison. Gegen Estland wurde er erst in der 64. Minute eingewechselt, mit ihm kam aber der Erfolg. Zehn Minuten später gelang Stürmerstar Wayne Rooney der erlösende Siegtreffer für den Ex-Weltmeister, der 42 Minuten in Überzahl gespielt hatte. Ragnar Klavan vom Bundesligisten FC Augsburg hatte in der 48. Minute wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte gesehen.

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