Stabhochspringer Holzdeppe fliegt im Merziger Zeltpalast über 5,70 Meter

Merzig · Raphael Holzdeppe macht da weiter, wo er 2015 aufgehört hat. Der Vize-Weltmeister dominierte am Samstag das Neujahrsspringen im Merziger Zeltpalast. Die erschwerten Bedingungen machten ihm nichts aus.

 Er ballt die Fäuste, er ist schon im ersten Wettkampf des neuen Jahres sensationell gut drauf: Raphael Holzdeppe feiert in Merzig einen souveränen Sieg. Foto: Ruppenthal

Er ballt die Fäuste, er ist schon im ersten Wettkampf des neuen Jahres sensationell gut drauf: Raphael Holzdeppe feiert in Merzig einen souveränen Sieg. Foto: Ruppenthal

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Ein Raunen ging durch den Merziger Zeltpalast, als Stabhochspringer Raphael Holzdeppe beim Neujahrsspringen am Samstagabend die Latte auf 5,83 Meter legen ließ. Ein Raunen, das sich direkt in ausgelassenen Jubel der etwa 800 Gäste verwandelte und den Weltmeister von 2013 eigentlich über die Latte tragen sollte. Als Sieger stand Holzdeppe zu diesem Zeitpunkt längst fest. War er doch der einzige Athlet, der scheinbar mühelos die 5,60- und später die 5,70-Meter-Marke übersprungen hatte und den Abend mit seiner Ein-Mann-Show ausklingen ließ.

Ein-Mann-Show

Die 5,83 Meter klappten nicht. Doch der 26-Jährige strahlte in Merzig Souveränität aus. Schon seine Einstiegshöhe von 5,40 Metern machte deutlich, dass er nicht nur selbstbewusst, sondern vor allem topfit und ambitioniert in diese Saison startet. "Klar, die Olympischen Spiele in Rio sind das große Ziel, aber da kommen vorher noch ganz viele Wettkämpfe", sagte Holzdeppe: "Die deutschen Meisterschaften, viele Meetings, die Hallen-Europameisterschaft - das wollen wir Stück für Stück aufbauen."

Als er am Samstag in den Wettkampf einstieg, war ein Großteil der hochkarätigen Konkurrenz bereits ausgeschieden. Der Püttlinger Pascal Köhl sprang immerhin über 5,10 Meter. WM-Teilnehmer Tobias Scherbath schaffte nur 5,20 Meter. Mit dem verkürzten Anlauf - 35 statt 50 Meter - kamen außer Holzdeppe lediglich Carlo Paech (5,40 Meter) und Florian Gaul (5,50 Meter) zurecht.

Die Zuschauer mussten sich lange gedulden, bis sie Holzdeppe endlich in Aktion sahen. Nur zwischen den Sprüngen seiner Konkurrenten zeigte sich der Athlet des LAZ Zweibrücken, der in Saarbrücken wohnt, immer wieder beim Aufwärmen. Hochkonzentriert. In sich gekehrt. Aber selbstbewusst. Keine Spur von den Unsicherheiten, wie er sie im vergangenen Jahr zu Beginn hatte. "Wir haben hart gearbeitet, und gegen Ende des Jahres kamen die Ergebnisse wieder", sagte Holzdeppe, der 2015 Vize-Weltmeister wurde: "Das hat die Vorbereitung über den Winter einfacher gemacht. Heute bin ich zufrieden, ein Bilderbuchstart in die Saison."

Otto muss kurzfristig passen

Auch wenn die Latte am Samstag bei 5,83 Meter nicht liegen bleiben wollte: Holzdeppe war beim Neujahrsspringen der strahlende Sieger - während Kollege Björn Otto nur zuschauen konnte. Er musste seinen Start in Merzig wegen eines Magen-Darm-Infekts kurzfristig absagen und seine Rückkehr auf die große Bühne nach einem dritten Achillessehnenriss und zweijähriger Verletzungspause wieder nach hinten verschieben. "Was mir fehlt, ist die Sicherheit", sagte der Kölner, Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 2012 in London und deutscher Rekordhalter (6,01 Meter).

Dass der 38-Jährige nach zwei schweren Jahren und aufgrund seines Alters ans Aufhören gedacht hat, ist klar. "Aber ich habe immer noch Spaß am Springen. Und solange das der Fall ist, mache ich weiter", sagte der ausgebildete Pilot, räumte aber ein: "Wenn jetzt eine Fluglinie kommt und sagt, ich kann ab März für sie fliegen, bin ich raus." Auch wenn ihm bei all seinen Erfolgen immer noch eines fehlt: "Dass die Hymne für mich gespielt wird." Er träumt eben noch von einem großen Titel zum Abschluss. Holzdeppe träumt davon auch. Obwohl er 2013 schon Weltmeister war.

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