Sprungbrett für große Handball-Karrieren

Herr Schwarzer, Sie haben das Amt des Bundestrainers von Pitti Petersen übernommen, der mit der DHB-A-Jugend im letzten Jahr den Victor's Cup gewann. Können Sie den Titel verteidigen? Christian Schwarzer: Im Sport ist alles möglich, aber zurzeit sind wir noch in einer Findungsphase. Ergebnisse sind zweitrangig

Herr Schwarzer, Sie haben das Amt des Bundestrainers von Pitti Petersen übernommen, der mit der DHB-A-Jugend im letzten Jahr den Victor's Cup gewann. Können Sie den Titel verteidigen?Christian Schwarzer: Im Sport ist alles möglich, aber zurzeit sind wir noch in einer Findungsphase. Ergebnisse sind zweitrangig. Wir wollen das Team finden, mit dem wir 2010 in die EM-Qualifikation gehen.Viele sprechen von einer inoffiziellen EM. Wie sehen Sie den Stellenwert des Victor's Cup?Schwarzer: Mit sieben Nationen plus Saar-Auswahl am Start ist das eine exzellente Möglichkeit, um uns auf hohem Niveau einen Überblick über die Leistungsstärke der Spieler zu verschaffen.Handball-Weltstar Nikola Karabatic hat schon in Merzig gespielt. Der Victor's Cup als Sprungbrett für internationale Handball-Karrieren?Schwarzer: Ja, das sehe ich auch so. Auch viele isländische Nationalspieler sind hier schon aufgelaufen.Wir Saar-Handballer vermissen in der DHB-Auswahl natürlich einen unserer Landsmänner. Sehen Sie einen Spieler mit dem nötigen Potenzial?Schwarzer: Im Jahrgang 93/92 sehe ich da ehrlich gesagt keinen. Im Jahrgang 94 ist das Saarland sehr gut besetzt, da könnte bei der Sichtung Anfang des Jahres der ein oder andere Kandidat dabei sein. Wer auch eine Chance hätte, wäre A-Jugendspieler Tobias Fontaine aus Saarlouis. Er war zuletzt aber häufig verletzt. Ich konnte ihn mir noch nicht anschauen.Als Jugendkoordinator des HVS helfen Sie ja auch fleißig mit, dass sich der Stellenwert des Saar-Handballs im bundesweiten Vergleich verbessert.Schwarzer: Ich muss natürlich neutral bleiben, trotzdem würde es mir gut gefallen, wenn bald ein Saarländer im DHB-Aufgebot auftauchen würde.Thema DHB-Jugend-Stützpunkt. Sie bemühen sich, dass eine solche Einrichtung ins Saarland kommt. Wie ist der Stand der Dinge?Schwarzer: Eine gute Voraussetzung, um dieses Ziel zu realisieren, war der Aufstieg der HG Saarlouis in die 2. Liga. So könnte der Stützpunkt mit einem Bundesligisten verknüpft werden. Es müssen aber auch Talente da sein, die an einem solchen Stützpunkt gefördert werden können.In Sachen Talent-Förderung arbeiten Sie eng mit HVS-Landestrainer Dirk Mathis zusammen.Schwarzer: Ja, wir trainieren gemeinsam die Handballer am Rothenbühl-Gymnasium. Ich unterstütze Dirk auch beim Landesauswahl-Training.Was steht beim neuen HVS-Jugendkoordinator 2010 auf dem Plan?Schwarzer: Da ist zum einen der Länderpokal Anfang des Jahres, der eine Chance für Spieler des Jahrgangs 1993 bietet. Den Jahrgang 1994 wollen wir weiter puschen, damit möglichst bald mal wieder ein Jugendnationalspieler aus dem Saarland kommt.Was würden Sie einem talentierten Nachwuchshandballer raten? Sollte er die Fördermaßnahmen im Saarland nutzen oder sich lieber doch, wenn sich die Möglichkeit bietet, einem Bundesligisten anschließen?Schwarzer: Wir haben in den Jahrgängen 94, 95 und 96 schon ein paar richtig Gute. Nehmen wir mal Yves Kunkel aus Völklingen vom Jahrgang 94 (Redaktion: Saar-Talent des Jahres). Der ist am Sportgymnasium Rotenbühl sehr gut aufgehoben.Die HG Saarlouis hält in der 2. Bundesliga gut mit. Auch die zweite Welle der HGS schlägt als Oberliga-Neuling eine gute Klinge. Alle anderen saarländischen Männer-Teams, sei es in der Oberliga oder Regionalliga, krebsen im Mittelfeld herum oder kämpfen gegen den Abstieg. Wie sehen Sie die Zukunft im Saar-Männer-Handball?Schwarzer: Generell sieht es ganz gut aus. Wir haben mit Saarlouis einen Zweitligisten und mit der VTZ Saarpfalz und den HF Untere Saar zwei Regionalligisten. Schuld am Misserfolg der Regionalligisten ist großes Verletzungspech. Es fehlen im Saarland Spieler, die hier in die Bresche springen könnten. Fusionen, etwa zwischen der VTZ und dem SV Zweibrücken, wären vielleicht eine Lösung. Kooperationen scheinen ein Problem zu sein. Statt Kräfte zu bündeln, kochen die Vereine lieber ihr eigenes Süppchen. Es wird nicht über den Tellerrand geschaut. So werden eigene Talente blockiert.

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