Tour de France Sprint-Gigant Kittel zum Fünften

Pau · Marcel Kittel streckte einige Meter vor dem Zielstrich fünf Finger in die Höhe, dann verschnaufte er für einige Momente. Der deutsche Supersprinter bewegt sich auf den Spuren von „Kannibale“ Eddy Merckx und bringt die Uralt-Rekorde der Tour de France ins Wanken. Kittel holte sich gestern mit einer weiteren Sprint-Gala in Pau bereits seinen fünften Etappensieg bei der diesjährigen Rundfahrt, womit er die deutsche Bestmarke von Didi Thurau einstellte. „Im Moment kommt alles zusammen, ich habe super Beine, ich habe meine Linie gefunden im Sprint und konnte allen aus dem Weg gehen. Es ist ein geiles Gefühl“, sagte er.

 SZ-Tour-Etappe 12

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Foto: SZ/Michael Steffen

Kittel siegte einen Tag vor dem Einstieg in die Pyrenäen auf der elften Etappe nach 203,5 Kilometern von Eymet nach Pau souverän vor Dylan Groenewegen und dem Norweger Edvald Boasson Hagen. Bis zum Tour-Rekord fehlen nur noch drei Tagessiege. Die beiden Belgier Eddy Merckx und Freddy Maertens sowie der Franzose Charles Pelissier (1930) schafften das Kunststück, acht Etappen in einem Jahr zu gewinnen. Im günstigsten Fall ist das auch für Kittel möglich. Er träumt schon vom Sprint-Sieg auf dem Chaussee Elysee beim Finale am Sonntag in einer Woche: „Natürlich ist das ein großer Traum, ich denke auch dran. Aber wir sind erst bei Etappe elf. Bis Paris ist es noch weit.“

Die elfte Etappe nahm einen altbekannten Verlauf. Drei Ausreißer, darunter der Pole Maciej Bodnar vom deutschen Bora-hansgrohe-Team, bestimmten lange Zeit das Geschehen. Das Feld gönnte der kleinen Gruppe aber nur wenige Minuten Vorsprung, so dass es zum Ende hin zum Zusammenschluss kam. Für Aufregung sorgte 93 Kilometer vor dem Ziel ein Sturz im Feld, dabei war auch John Degenkolb wieder betroffen. Er konnte aber ohne größere Verletzungen die Fahrt fortsetzen. Im weiteren Verlauf stürzte auch Ex-Sieger Alberto Contador.

Heute wird die Kittel-Siegesserie vorerst gestoppt, wenn es in die Pyrenäen geht. So nutzten die Topstars die Flachetappe, um ihre Kräfte zu schonen. Der Gesamtführende Christopher Froome trug auf dem Weg nach Pau, das bereits zum 69. Mal bei der Tour angesteuert wurde, zum insgesamt 50. Mal das Gelbe Trikot. 18 Sekunden beträgt sein Vorsprung auf den Italiener Fabio Aru, dahinter lässt der Vorjahreszweite Romain Bardet die Gastgeber bei einem Rückstand von 51 Sekunden auf den ersten französischen Toursieg seit 1985 hoffen. Die erste Pyrenäen-Etappe bietet sechs Anstiege, darunter einen der höchsten Kategorie zum Port de Balès, und endet mit einer Bergankunft in Peyragudes. Die meisten Experten erwarten einen Angriff von Aru auf Froome, der aber bisher einen souveränen Eindruck macht.

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