Sportministerin fordert StadiongipfelKramp-Karrenbauer orientiert sich an Frodenos Olympia-PlanEventhalle in Saarlouis statt in Saarbrücken?

Saarbrücken. Wird in Saarbrücken ein neues Fußballstadion gebaut oder nicht? Eine seit mehr als zehn Jahren währende Frage, die die neue Sportministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bald beantwortet haben möchte. Bei ihrem Antrittsbesuch in der Sportredaktion der SZ hat die 47-Jährige einen Stadiongipfel mit Vertretern des 1

Saarbrücken. Wird in Saarbrücken ein neues Fußballstadion gebaut oder nicht? Eine seit mehr als zehn Jahren währende Frage, die die neue Sportministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bald beantwortet haben möchte. Bei ihrem Antrittsbesuch in der Sportredaktion der SZ hat die 47-Jährige einen Stadiongipfel mit Vertretern des 1. FC Saarbrücken, der Stadt Saarbrücken und der Landesregierung angeregt. "Es wäre gut, wenn die Beteiligten hinter verschlossenen Türen in Klausur gehen würden", sagte Kramp-Karrenbauer, die stellvertretend für die Landesregierung anbot, eine moderierende Rolle zwischen Verein und Stadt zu übernehmen.

Im Verhältnis von Stadt Saarbrücken und FCS sieht die Sportministerin das Problem, warum derzeit nur gesprochen, aber nicht gehandelt werde. "Ich habe nicht das Gefühl, dass eine Seite das Projekt torpediert. Vielmehr stehen sich Stadt und Verein selbst im Weg. Es ist eine schwierige Gesamtgemengelage", sagte Kramp-Karrenbauer, die betonte, dass die Voraussetzungen für einen Stadionbau nicht so wären, dass man sich nicht einigen könnte. Parteipolitische Differenzen zwischen Saarbrückens Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) und FCS-Präsident Horst Hinschberger, der Fraktionsvorsitzender der FPD im Landtag ist, schloss Kramp-Karrenbauer aus.

Eine aktive Rolle der Landesregierung beim Bau, etwa als Bauherr, hat sie ebenfalls ausgeschlossen. Besitzansprüche bestünden keine. Hier seien Verein und Stadt gefordert, eine Lösung zu finden. Das Land werde das Vorhaben aber voll unterstützen - auch über die normalen Zuschüsse der Sportplanungskommission des Landessportverbandes hinaus.

Dass das Vorhaben Stadionneubau angegangen werden müsse, daran ließ Sportministerin Kramp-Karrenbauer keinen Zweifel: "Wir brauchen ein neues Stadion. Es ist wichtig für die Region, eine konkurrenzfähige Infrastruktur zu haben." Zumal sich die Frage einer Sanierung des Ludwigsparks ohnehin stelle - und durch den wachsenden Erfolg des 1. FC Saarbrücken eher früher als später. Aktuell ist der FCS Tabellenführer der Regionalliga West mit Chancen auf den Aufstieg in die 3. Liga.

FCS-Präsident Hinschberger hatte dem Ludwigspark in einem früheren SZ-Interview (Ausgabe 31. Oktober) die Drittliga-Tauglichkeit abgesprochen: "Es wären erhebliche Investitionen erforderlich, um eine wenig attraktive Spielstätte den Richtlinien anzupassen." Dass Hinschberger in der Vergangenheit schon Termine genannt hatte, wann der FCS im neuen Stadion spielen werde ("im Jahr 2009"/SZ-Ausgabe vom 3. April 2008), relativierte Sportministerin Kramp-Karrenbauer: "Er hat die Aussagen sicher vor dem Hintergrund getroffen, dass der Zeitpunkt einzuhalten sei."Saarbrücken. Zum zweiten Mal ist Annegret Kramp-Karrenbauer Nachfolgerin von Klaus Meiser an der Spitze des saarländischen Sportministeriums - erst im Jahr 2000 und nun erneut. "Eine Staffelübergabe im Kreisverkehr", stellte die 47-Jährige beim Besuch in der SZ-Sportredaktion amüsiert fest.

"Es ist eine Mischung aus Vertrautem und neuen Herausforderungen", sagte Kramp-Karrenbauer über ihr wiedergewonnenes Ressort Sport. Wobei diese neuen Herausforderungen im Wesentlichen die finanzielle Ausstattung des Saarsports betreffen. Derzeit finanziert sich der Landessportverband über das so genannte Sportachtel (12,5 Prozent der Umsätze von Saartoto). Doch was passiert, wenn das staatliche Glücksspielmonopol fällt und der Markt liberalisiert wird? "Wenn das Monopol bricht, wird es der Sport im Saarland unmittelbar merken", fürchtet Kramp-Karrenbauer. Zumal kein anderes Bundesland ein derartiges Förder-System mit dem Sportachtel habe.

Oberste Priorität sei es daher, die Einnahmesituation zu halten. Durch den aktuellen Wettskandal im europäischen Fußball fühlt sich die Sportministerin in ihrer Haltung pro Monopol bestätigt: "Der Wettskandal zeigt, dass die Liberalisierung des Marktes nicht funktioniert." Gerade Internetwetten, bei denen auf alles gewettet werden kann seien problematisch. "Und es ist ein Trugschluss zu glauben, dass sich die privaten Anbieter im Falle einer Liberalisierung, etwa wenn sie ihren Sitz im Ausland haben, zu Steuern verpflichten lassen", sagte Kramp-Karrenbauer.

Für den Fall, dass das Glücksspielmonopol vor Gericht gestürzt wird, gebe es zwar Überlegungen und Gespräche, also einen Plan B. Aber Kramp-Karrenbauer sagte, sie halte es lieber wie Jan Frodeno (Foto: dpa) bei den Olympischen Spielen in Peking: "Es kommt auf Plan A an, und der muss klappen."

Apropos Frodeno: Sein Olympiasieg habe dem Saarsport und dem Olympiastützpunkt an der Hermann-Neuberger-Sportschule einen enormen Schub gegeben, sagte Kramp-Karrenbauer. Um auch in Zukunft solche Leistungen zu ermöglich, werde die Landesregierung den Förderausschuss Spitzensport unangetastet lassen, sagte die Ministerin: "Wir wollen den Spitzensport halten und ausbauen. Es gehört zum Selbstverständnis eines Landes, eigene Leute in die Spitze zu bringen." Über den Förderausschuss werden Einzelsportler und Vereine unterstützt - nach klaren Richtlinien wie der Spielklasse, der Intensität der Nachwuchsförderung oder der Relevanz der Sportart am Olympiastützpunkt. Die Höhe des Etats nannte Kramp-Karrenbauer nicht.

Eine unverzichtbare Verbindung der Politik zum Sport bleibe Lothar Altmeyer (Foto: Honk) als Leistungssport-Beauftragter der Landesregierung. Altmeyer ist zugleich Leiter des Sportzweiges an der saarländischen Eliteschule des Sports, am Gymnasiums am Rotenbühl in Saarbrücken. Der Forderung der Schule nach besserer personeller Ausstattung, um den Status Eliteschule zu halten, sagte Kramp-Karrenbauer ihre Unterstützung zu - und auch die des Bildungsministeriums: "Klaus Kessler ist sportaffin. Ich bin sicher, die Schule wird bei ihm offene Türen einrennen."

Deutlich zurückhaltender äußerte sich Kramp-Karrenbauer in Bezug auf die Unterstützung von Vereinen beim Sportstättenbau. Denn zu dem Wunsch vieler Vereine, ihren Tennenplatz in einen Kunstrasen umzuwandeln, kommen nun Anfragen zur Sanierung von Kunstrasen der ersten Generation. Die Sportministerin regte an, im Fördersystem der Sportplanungskommission neue Anreize zu schaffen. Eventuell durch höhere Zuschüsse, wenn Vereine aus der Nachbarschaft zusammenarbeiten - etwa über Juniorenfördergemeinschaften im Fußball. Ohnehin müssten sich die Vereine mit Blick auf die demografische Entwicklung neu orientieren, sagte Kramp-Karrenbauer: "Die Sport Treibenden werden älter. Und um Kinder und Jugendliche zu binden, müssen die Vereine in die Schulen, sich in die Nachmittagsangebote integrieren." kai

Saarbrücken. Beim Thema Neubau einer Eventhalle hat Sportministerin Annegret Kramp-Karrenbauer die Stadt Saarbrücken zu größerer Lösungs-Bereitschaft aufgefordert. Bei einem Gespräch zwischen Oberbürgermeisterin Charlotte Britz und Ministerpräsident Peter Müller jüngst in der Staatskanzlei hatte man sich nicht auf einen Standort einigen können. Kramp-Karrenbauer sagte, auch andere Städte hätten inzwischen Interesse bekundet. Offenbar auch die Kreisstadt Saarlouis, denn die Sportministerin erklärte: "Mit Blick auf das Selbstbewusstsein einer Landeshauptstadt sollte es in ihrem eigenen Interesse sein, dass die Eventhalle hier angesiedelt wird - statt in der heimlichen Hauptstadt."

Knackpunkt in den bisherigen Verhandlungen ist laut Kramp-Karrenbauer, wer für die Kosten der Erschließung der Verkehrsinfrastruktur aufkommt. Zuletzt war die Bergehalde zwischen Rodenhof und Jägersfreude als Standort im Gespräch. kai

Hintergrund

Die Stadt Saarbrücken ist Eigentümerin des Geländes am Rodenhof, auf dem das Ludwigsparkstadion und das FC-Sportfeld stehen. Das AS & P Architektenbüro hat im April 2008 Vorabpläne eines neuen Stadions im Rathaus präsentiert. Nach SZ-Informationen von damals sollte das Stadion eine Stahlrohr-Konstruktion sein und ein Fassungsvermögen von bis zu 18 000 Zuschauern haben. Die Gegentribüne des Ludwigsparks sollte erhalten bleiben. Einen Kostenvorschlag gab es offenbar nicht, aber eine Summe von 20 Millionen Euro war im Gespräch. In Auftrag gegeben und finanziert hatte diese Vorabplanung von AS & P der ehemalige Präsident des 1. FC Saarbrücken, Hartmut Ostermann. red

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