Spiridonovs große ChanceDreikampf um die Turn-Krone

Saarbrücken. Wenn am Wochenende die besten deutschen Turnerinnen und Turner in Düsseldorf bei den deutschen Meisterschaften an die Geräte gehen, wird das Saarland stark vertreten sein. Mit Eugen Spiridonov, Waldemar Eichorn, Ivan Bykov und Tobias Matzke hat der Saarländische Turnerbund beim Treffen der nationalen Kunstturnelite gleich vier Eisen im Feuer

 Die größten Chancen auf eine Medaille bei den deutschen Meisterschaften am Wochenende in Düsseldorf hat der Saarländer Eugen Spiridonov im Mehrkampf. Foto: Murat/dpa

Die größten Chancen auf eine Medaille bei den deutschen Meisterschaften am Wochenende in Düsseldorf hat der Saarländer Eugen Spiridonov im Mehrkampf. Foto: Murat/dpa

Saarbrücken. Wenn am Wochenende die besten deutschen Turnerinnen und Turner in Düsseldorf bei den deutschen Meisterschaften an die Geräte gehen, wird das Saarland stark vertreten sein. Mit Eugen Spiridonov, Waldemar Eichorn, Ivan Bykov und Tobias Matzke hat der Saarländische Turnerbund beim Treffen der nationalen Kunstturnelite gleich vier Eisen im Feuer. In den Duellen um die Titel im Mehrkampf (Samstag, ab 13 Uhr) und an den einzelnen Geräten (Sonntag, ab 11.40 Uhr) treffen die TG-Saar-Turner in der 5000 Zuschauer fassenden Mitsubishi-Electric-Halle auf deutsche Top-Athleten wie Fabian Hambüchen, Philipp Boy und Marcel Nguyen, für die es bei der ersten Olympia-Qualifikation auch um die London-Fahrkarten geht.

Die halbe TG Saar am Start

"Unsere halbe Mannschaft wird bei der DM starten, das ist doch was", freut sich Thorsten Michels und ist sichtlich stolz. Die Ziele der Teamkollegen, so verrät der Vorsitzende der TG Saar, seien natürlich ganz unterschiedlicher Natur. Die größten Chancen auf eine Medaille sieht Michels für Mehrkampf-Ass Spiridonov. Nach seinem vierten Platz am Reck bei der EM in Montpellier will der Nationalturner bei Bundestrainer Andreas Hirsch weiter punkten. "Ich versuche, einen stabilen Wettkampf zu turnen und wenig Fehler zu machen", sagt "Mister Zuverlässig". Spiridonov weiß: Auf ein gutes Abschneiden bei der DM und bei der zweiten Ausscheidung am 30. Juni in Frankfurt kommt es an. Danach wird Hirsch entscheiden, welche fünf Athleten Deutschland in England vertreten werden. Für den 30 Jahre alten Turner vom TV Bous ist es vermutlich die letzte Chance in seiner Karriere, noch einmal bei Olympia zu starten. Diese Chance will er nutzen. "Die kommende DM ist ein extrem wichtiger Wettkampf, der über meine sportliche Zukunft entscheidet. Ich stehe natürlich unter Druck, werde aber mein Bestes geben", verspricht er.

Für Tobias Matzke ist Spiridonov ein großes Vorbild. An der Hermann-Neuberger-Sportschule Saarbrücken bereitet sich der 18 Jahre alte TG-Saar-Athlet mit dem routinierten Teamkollegen auf seine erste DM bei den Aktiven vor. "Von Eugen kann ich mir viel abschauen", schwärmt der deutsche Juniorenmeister 2010 am Boden, der in Düsseldorf Erfahrungen sammeln will.

Sein Debüt bei den Männern gibt auch Ivan Bykov. Vor den Augen des Bundestrainers wird der 21-Jährige sein ganzes Kunstturn-Repertoire abspulen und versuchen, seinen Platz im B-Nationalkader zu behaupten. Das gleiche Ziel verfolgt Waldemar Eichorn, der bei der DM 2011 nur knapp an einer Medaille vorbeischrammte. Im Vorjahr wurde der 26-Jährige am Boden Vierter, einen Erwartungsdruck verspürt er deshalb nicht. "Ich ziehe mein Ding locker durch und schaue, was passiert. Wenn es für ein kleines Geräte-Finale reicht, ist das toll. Wenn mehr rausspringt - umso besser."Düsseldorf. 41 Tage vor dem Auftakt in London liegt ein Hauch von Olympia über dem Dreikampf um die deutsche Turn-Krone: Fabian Hambüchen brennt in Düsseldorf auf seine Rückkehr, Philipp Boy klagt über "Höllen-Schmerzen" - und Marcel Nguyen gilt als Geheimfavorit. "Wenn man sieht, wie die Konkurrenz kämpft, bekommt man nach so einer langen Phase des Trainings wieder große Lust. Ich bin heiß auf den Wettkampf", sagte Hambüchen vor dem ersten Kräftemessen mit Boy und Nguyen seit Oktober 2011.

Ganz fokussiert auf Olympia hat der Ex-Weltmeister aus Wetzlar nur einen Test in Frankreich bestritten, auch um seine nach einer Operation angegriffene Achillessehne nicht über Gebühr zu strapazieren. Am "Zitter-Pferd" hat er sich inzwischen stabilisiert, am Barren seine Schwierigkeit um drei Zehntel auf 6,5 gesteigert. Mit seiner superschweren Übung am Reck (7,7) gilt er sogar als Medaillenkandidat in London.

Hingegen muss der WM-Zweite Philipp Boy derzeit ständig Schmerztabletten schlucken, um die Qualen im entzündeten Handgelenk wegzustecken. "Ich werde die Zähne zusammenbeißen. Ich darf nicht zu viel von mir erwarten", erklärte der Lausitzer. "Fehlendes Training ist mit Routine nicht wettzumachen", sagt auch Trainer Andreas Hirsch.

Mit dem Rückenwind des EM-Titels am Barren geht Marcel Nguyen in die erste Olympia-Qualifikation. "Wir wollen nicht drumherum reden: Es geht für ihn um den Titel", äußerte sein Trainer Waleri Belenki unverblümt den Anspruch, zum zweiten Mal nach 2010 die Träume von Boy und Hambüchen zu durchkreuzen. "Alle drei sollen einen Strauß ausfechten. Wichtig sind für mich die Leistungen, die geboten werden", sagte Hirsch. "Jeweils 90 Punkte wären natürlich ein gutes Ergebnis. Dann hätte auch das Team ein gutes Fundament für London." dpa

Foto: Gottschalk/dapd

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