"Speerwurf ist einfach meins"

Saarbrücken. Der Speer zeigt in Wurfrichtung. Ein paar Schritte Anlauf, dann wirft Esther Eisenlauer den Speer - das Gerät kommt etwa fünf Meter vor ihr wieder auf dem Boden auf. Das ist zehn Jahre her: Eisenlauer war damals wegen einer Schulterverletzung dazu gezwungen, im Training ein Jahr lang mit links zu werfen. "Das ging nie wirklich gut", erinnert sie sich

Saarbrücken. Der Speer zeigt in Wurfrichtung. Ein paar Schritte Anlauf, dann wirft Esther Eisenlauer den Speer - das Gerät kommt etwa fünf Meter vor ihr wieder auf dem Boden auf. Das ist zehn Jahre her: Eisenlauer war damals wegen einer Schulterverletzung dazu gezwungen, im Training ein Jahr lang mit links zu werfen. "Das ging nie wirklich gut", erinnert sie sich. Andere hätten aufgehört. Eisenlauer tat es nicht. Heute kann sie darüber längst wieder lachen. Denn ihre (Speerwurf-)Welt sieht ganz anders aus: Mit ihren 59,42 Metern vom vergangenen Wochenende in Barcelona warf sie nicht nur persönliche Bestleistung, sondern gleichzeitig einen neuen Saarlandrekord. Und den will sie bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften an diesem Wochenende in Braunschweig erneut verbessern. "Barcelona war ein großartiges Erlebnis", sagt die 32 Jahre alte Speerwerferin vom SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken, "es war schön, auch mal gegen die internationale Konkurrenz zu werfen". Als Vorbereitung für die Europameisterschaften in Spanien vom 27. Juli bis 1. August fand das Premium-Leichtathletik-Meeting statt - mit Eisenlauer im Teilnehmerfeld.Sport nur als Hobby"Es hatte sich im Training angedeutet, dass ich mich verbessern werde - und es hat auch endlich geklappt", freut sich Eisenlauer, die schon seit 16 Jahren an ihrem Wurfgerät festhält. Angefangen hatte sie mit Dreikampf in der Grundschule. "Werfen fand ich schon immer am besten", erklärt sie. Noch heute liebt Eisenlauer das Gefühl, den Speer am richtigen Punkt zu treffen und ihn durch die Luft fliegen zu sehen. Mit 19 Jahren nahm sie an den deutschen Jugend-Meisterschaften und Jugend-Weltmeisterschaften teil, aber trotzdem sah sie den Sport mehr als Hobby an. "Von 1998 bis 2000 war ich in Texas, weil ich ein Sportstipendium bekommen habe. Das war auch eine klasse Erfahrung, nebenbei bestritt ich für die Uni-Mannschaft Wettkämpfe", erzählt die Sportlerin aus Wadgassen.EM-Norm ist möglichDoch dann fiel sie in ein Loch. Ihr rechtes Schultergelenk war locker und musste operiert werden - ein ganzes Jahr lang pausierte sie. "Ich habe in der Zeit meine Beine auftrainiert und in der Reha an der Schulter gearbeitet", erläutert Eisenlauer. Und: Sie hat - notgedrungen - mit der linken Hand geworfen. "Damals hatte ich schon einen Hänger, aber dann habe ich immer mehr probiert und gemerkt, dass es auch wieder mit rechts geht", sagt Eisenlauer: "Speerwurf ist einfach meins."Die Mühen wurden belohnt, vor fünf Jahren erreichte sie bei den deutschen Meisterschaften Platz drei. Und jetzt ist sie besser als je zuvor. Umso schwerer fällt es ihr, daran zu denken, dass sie nicht mehr allzu lange ihrem Sport nachgehen kann. Immerhin ist sie 32 Jahre alt. "Das ist so schwer", versucht sie, den Gedanken zu verdrängen, "es würde schon etwas fehlen". Noch trainiert sie jeden Tag, seit drei Jahren wird sie von Boris Henry betreut. Beruflich ist Eisenlauer derzeit halbtags in einer Physiotherapie-Praxis beschäftigt. "In ein paar Jahren werde ich eine Ganztagsstelle übernehmen", sagt sie. Und dann kann sie sich auch mehr Zeit für Freunde und ihr großes Hobby Fotografieren nehmen. "Aber daran mag ich jetzt nicht denken", sagt sie. Lieber an die Titelkämpfe in Braunschweig. Die 60-Meter-Marke will Eisenlauer erstmals knacken. Und vielleicht noch mehr: Die Norm für die Europameisterschaften liegt bei 61 Metern. "Darauf arbeite ich schon hin. Wenn es dieses Jahr nicht klappt, dann nächstes Jahr", erklärt die 32-Jährige. Und dann grinst sie wieder und sagt: "Wenn es jetzt hinhauen würde, das wäre schon gigantisch." "Das ist so schwer. Es würde schon etwas fehlen."Esther Eisenlauer über ein Leben ohne Speerwurf

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