Spanischer Schuldenschnitt

Madrid. Die spanische Regierung hat mit den spanischen Profifußball-Clubs Verhandlungen über den Abbau von Steuerschulden aufgenommen. Damit löste sie Spekulationen aus, Spanien könnte den Vereinen mit einem Schuldenschnitt zu Hilfe kommen. Die Clubs schulden Finanzämtern 752 Millionen Euro. Die Zahl gab die Regierung auf Anfrage der Vereinten Linken im Parlament bekannt

Madrid. Die spanische Regierung hat mit den spanischen Profifußball-Clubs Verhandlungen über den Abbau von Steuerschulden aufgenommen. Damit löste sie Spekulationen aus, Spanien könnte den Vereinen mit einem Schuldenschnitt zu Hilfe kommen. Die Clubs schulden Finanzämtern 752 Millionen Euro. Die Zahl gab die Regierung auf Anfrage der Vereinten Linken im Parlament bekannt. Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß meinte zu einem möglichen Schuldenerlass in Spanien: "Das ist für mich ein Hammer, das ist für mich undenkbar."Ein Erlass von Steuerschulden scheint in Zeiten, in denen der spanische Staat sparen muss und über Finanzhilfen von der Europäischen Union nachgedacht wird, politisch kaum durchsetzbar zu sein. "Der Fußball wird seine Steuerschulden begleichen", bekräftigte denn auch der für Sport zuständige Staatssekretär Miguel Cardenal. Bei einem Umsatz von 1,8 Milliarden Euro im Jahr könne niemand behaupten, die Clubs seien nicht in der Lage, ihre Steuern zu zahlen. In den Verhandlungen solle vielmehr ein Zeitplan für die Begleichung der Schulden beschlossen werden. Zudem solle sichergestellt werden, dass sich in Zukunft kein neuer Schuldenberg anhäufe. Cardenal gab keine Hinweise darauf, wie der Plan aussehen soll und wie die Finanzämter die Schulden eintreiben wollen. Daher wird spekuliert, ob der Staat den Vereinen direkte oder indirekte Hilfen gewähren will. Die Vereinte Linke spricht von einem Skandal: "Millionen Spanier müssen wegen Schulden ihre Wohnungen räumen und unter der Sparpolitik der Regierung leiden, nur mit den Fußball-Clubs geht der Staat in erschreckender Weise großzügig um."

Spanische Vereine erheben bei der Regierung seit Jahren Forderungen wie die Abschaffung der Übertragung von Liga-Spielen im frei empfangbaren TV, um mehr Fernsehgelder bekommen zu können, und höhere Beteiligung an Toto-Einnahmen und Internet-Wetten. Auf den Gebieten könnte die Regierung Zugeständnisse machen. Im Gegenzug könnten die Clubs einem Zeitplan zur Begleichung ihrer Steuerschulden zustimmen. Von den 752 Millionen Euro entfallen 500 Millionen auf Vereine der Primera División - größter Steuersünder ist mit 200 Millionen Atlético Madrid. Die Verbindlichkeiten bei Finanzämtern sind ein kleiner Teil der Gesamtschulden. Wie viel Geld die Clubs der Sozialversicherung schulden, wird aus Datenschutzgründen nicht mitgeteilt. Es sollen 600 Millionen sein. Schulden bei Banken und Investoren werden auf vier Milliarden geschätzt.

Die Erstligisten Rayo Vallecano, Real Saragossa, Betis Sevilla, FC Granada, Racing Santander und RCD Mallorca beantragten Insolvenzverfahren. CA Osasuna bat das Finanzamt bei der Schulden-Begleichung um einen Aufschub von 75 Jahren. Die Top-Clubs Real Madrid und FC Barcelona haben laut Medien 327 und 364 Millionen Euro Gesamtschulden. red/dpa

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