Souveräner Zittersieg

Dillingen · Die TG Saar ist mit einem 69:4-Kantersieg gegen Chemnitz in die zweite Saisonhälfte der Bundesliga gestartet. Ausgerechnet am Paradegerät von Weltmeister Oleg Wernjajew kam Spannung auf – ungewollt.

 Hektische Betriebsamkeit herrschte vor dem Wettkampf am Barren, der defekt war und schließlich von den TG Saar-Verantwortlichen ausgetauscht werden musste. Foto: Rolf Ruppenthal

Hektische Betriebsamkeit herrschte vor dem Wettkampf am Barren, der defekt war und schließlich von den TG Saar-Verantwortlichen ausgetauscht werden musste. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Das fünfte Gerät sorgte beim 69:4-Kantersieg der TG Saar gegen das MTT Chemnitz /Halle in der Kreissporthalle Dillingen für Nervenkitzel - aus sportlichen und technischen Gründen. Rund 250 Turn-Fans wollten am Barren die WM-Gold-Kür von TG-Star Oleg Wernjajew sehen. Vorher mussten sie im ersten Heimkampf der zweiten Bundesliga-Hälfte allerdings mächtig zittern. Ein Defekt am Paradegerät des frisch gebackenen Weltmeisters sorgte im sonst einseitigen Bundesliga-Duell für Nervenkitzel.

Verrückt: Nach einer 31:2-Führung drohte der Heimmannschaft eine Niederlage, weil beim Einturnen an einem Barren-Standrohr eine Verstellschraube gerissen war - der Super-Gau. Uwe Reichert gab den Saarländern eine Stunde Zeit, den Fehler zu beheben. "Gelingt es nicht, wird der Wettkampf für die Gäste gewertet. So sind die Regeln", meinte der Oberkampfrichter und beäugte die hektischen Bemühungen der Gastgeber mit kritischem Blick. Unter den Augen der geschockten Fans baute ein Reparatur-Team um TG-Trainer Viktor Schweitzer eilig ein neues Gewinde ein. Doch Reichert schüttelte den Kopf. Es sah nicht gut aus. Erst als die Holme des defekten Geräts auf den Unterbau des Ersatzbarrens montiert wurden, gab er den Wettkampf frei.

Mit 40 Minuten Verspätung ging es in Dillingen endlich am Sprung weiter. Dort hüpfte sich Wernjajew schon mal mit einem Dragulescu (dreifacher Salto vorwärts mit halber Drehung) für die bevorstehende Barrenkür warm und sicherte sich im direkten Duell gegen den Chemnitzer Matthias Fahrig einen Punkt. "Ich habe noch am Sonntag in China im Mehrkampffinale geturnt. Ich bin müde, aber mit der Leistung ganz zufrieden", sagte Wernjajew und drückte den neuen Glücksbringer. "Die Goldmedaille ist in meiner Sporttasche. Ich werde sie jetzt bei den Bundesliga-Wettkämpfen immer dabei haben", sagte der 21 Jahre alte Ukrainer, der nach einem Zwischenstopp in der Heimat erst am Donnerstag in Deutschland gelandet war.

Gleich mehrere Punktlandungen legte am Samstag Ivan Bykov hin. Etwa bei seiner Auftakt-Übung am Boden, die er mit einem Rückwärtssalto mit dreifacher Schraube beendete. Nach einem perfekten Sechskampf kam Bykov später auf 22 Punkte und durfte sich das Trikot des Top-Scorers überstreifen, vor Oleg Wernjajew (20), der für eine abgespeckte WM-Kür Beifallstürme erntete. "Der andere Barren hat gewackelt wie im Zirkus. Da bin ich kein Risiko eingegangen", sagte der Champion.

Nach dem "souveränen Zittersieg" sind die Saarländer in der Tabelle auf Rang vier geklettert und wären so am 22. November beim DTL-Endturnier in Karlsruhe dabei. Auch der Einzug ins große Finale um die deutsche Meisterschaft ist wieder drin. "Wenn der Tabellenzweite Straubenhardt gegen Spitzenreiter Stuttgart verliert und wir unsere zwei Wettkämpfe gewinnen, ist es möglich", sagte Viktor Schweitzer. Übrigens: In der Saison 2007 hatte die TG Saar beim Heimkampf gegen Stuttgart ebenfalls einen Defekt am Barren beheben müssen. Später standen die Saarländer in Heidelberg im großen Finale.

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