Vierschanzentournee Sogar besser als Lewandowski

Bischofshofen · Mit vier Siegen bei der Vierschanzentournee verewigt sich der Pole Kamil Stoch im Geschichtsbuch. Der Deutsche Andreas Wellinger wird in Bischofshofen Dritter und belegt Platz zwei in der Gesamtwertung.

 Ein goldener Adler für den Triumphator: Kamil Stoch aus Polen bejubelt seinen Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee.

Ein goldener Adler für den Triumphator: Kamil Stoch aus Polen bejubelt seinen Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee.

Foto: dpa/Georg Hochmuth

Auch die geschlagenen deutschen Skispringer verneigten sich vor Vierfachsieger Kamil Stoch – und planten dann die nächste Attacke auf den neuen „König von Polen“. Mit der Wiederholung des bis zum Samstag einmaligen Grand Slams von Sven Hannawald schaffte Stoch bei der Vierschanzentournee Historisches. Angeführt vom Gesamt-Zweiten Andreas Wellinger und dem aktuell noch verletzten Richard Freitag wollen sich die DSV-Adler aber längst nicht geschlagen geben. Bei der Ski­flug-WM und den Olympischen Spielen in Pyeongchang gibt es schnell die Chance zur Revanche.

Den sichtlich geschafften Stoch interessierten die nächsten Höhepunkte noch nicht, viel zu erschöpft war der 30-Jährige nach seinem vierten Einzelerfolg in Serie in Bischofshofen. „Ich ruhe mich jetzt aus“, sagte der zweimalige Olympiasieger. Nur wenige Stunden nach seinem Gesamtsieg wurde Stochs ohnehin schon traumhafter Tag noch besser, denn bei der Wahl zu Polens Sportler des Jahres ließ er sogar Fußball-Superstar Robert Lewandowski hinter sich.

Nach Stochs Siegen in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck und Bischofshofen haben nun Wellinger, Freitag und Co. die Arbeit. Bis zur Skiflug-WM in zwei Wochen müssen sie ein Rezept gegen den Mann finden, der bei dieser Tournee der kompletten Konkurrenz davonflog. „Wir müssen uns hinter Kamil anstellen, aber das machen wir mit Würde, weil es außergewöhnlich ist, was er geleistet hat“, sagte Bundestrainer Werner Schuster. Vier Einzel-Podestplätze und der zweite Gesamtplatz für Wellinger trösteten den Trainer über das Aus von Top-Springer Freitag, der sich in Innsbruck bei einem Sturz verletzte und vorzeitig abreiste.

Nach seiner Titelverteidigung wurde Stoch in Polen gefeiert. „Heute bilden wir alle gemeinsam das Gefolge eines neuen Königs Kamil!“, schrieb der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki auf Twitter. Stoch selbst blieb bescheiden: „Ich wollte nur meine besten Sprünge zeigen, ich habe nie auf den Sieg geschaut. Das ist eine große Ehre für mich, eine große Ehre für das gesamte Team.“ Am Abend gab es dann noch die Auszeichnung als Polens Top-Sportler 2017, Stoch schaltete sich per Videobotschaft zu. Auch die Skisprung-Familie verbeugte sich geschlossen. „Was Kamil heute vollbracht hat, da kann ich nur den Hut ziehen. Unglaublich“, sagte Wellinger, der nach Innsbruck auch in Bischofshofen Rang drei belegte und damit seinen Aufwärtstrend bestätigte.

Der verletzte Freitag, der nach seinem Sturz über Hüftschmerzen klagte und in Oberstdorf behandelt wird, hatte dem 26-maligen Weltcupsieger zu Tournee-Beginn ein Duell auf Augenhöhe geliefert. Als Stoch seinen vierten Sieg einfuhr, sah der 26-Jährige am Fernseher zu und war einer der ersten Gratulanten: „Du hast es dir verdient. Das war ein großartiger Job“, schrieb Freitag auf Instagram. Unmittelbar nach seinem letzten Sprung sprintete der zuvor einzige Vierfachsieger Hannawald in den Auslauf, um mit Stoch die Freude zu teilen. „Willkommen im Club!“, rief er.

Ein Vierfachsieg ist aber keine Garantie für weitere Erfolge, wie das Beispiel Hannawald eindrucksvoll beweist. Dieser gewann zwar direkt danach noch einmal in Willingen, danach aber den ganzen Winter und damit auch bei Olympia in Salt Lake City nicht mehr. Gerade Freitag, der in diesem Winter schon drei Weltcup-Siege feiern durfte, gilt als gleichwertiger Stoch-Rivale. Schon beim Skifliegen in Bad Mitterndorf in der kommenden Woche könnte Freitag seine Rückkehr feiern. „Im besten Fall kann er am Kulm zurückkehren, wobei das die schwierigste Schanze im Jahr ist. Das werden wir uns gut überlegen“, kündigte Schuster an.

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