So typisch für diese Saison

Saarlouis. Dieses letzte Viertel im zweiten Halbfinale gegen den TSV Wasserburg - es ist typisch, es ist bezeichnend für die Saison 2010/2011 der Saarlouis Royals. Nach einem sehr guten Spiel auf hohem Niveau (63:65, 30. Minute) verliert der Basketball-Bundesligist vollkommen den Faden. Die letzten zehn Minuten enden 7:23

 Isabelle Comteße (links) klatscht mit Shanara Hollinquest ab, Kelly Brugman (rechts) verlässt das Spielfeld - den Blick nach unten gerichtet. Die Enttäuschung ist sichtbar. Foto: Ruppenthal

Isabelle Comteße (links) klatscht mit Shanara Hollinquest ab, Kelly Brugman (rechts) verlässt das Spielfeld - den Blick nach unten gerichtet. Die Enttäuschung ist sichtbar. Foto: Ruppenthal

Saarlouis. Dieses letzte Viertel im zweiten Halbfinale gegen den TSV Wasserburg - es ist typisch, es ist bezeichnend für die Saison 2010/2011 der Saarlouis Royals. Nach einem sehr guten Spiel auf hohem Niveau (63:65, 30. Minute) verliert der Basketball-Bundesligist vollkommen den Faden. Die letzten zehn Minuten enden 7:23. Wasserburg überrollt die Royals, zieht durch den 88:70-Sieg ins Finale um die deutsche Meisterschaft ein. Den Royals fehlt es an Präzision im Abschluss, an Sicherheit, später an Kondition und am Ende auch am letzten Willen, das Ding noch zu drehen. Der Titelverteidiger ist raus.

Tränen in den Augen

Keine Meisterschaft, kein Pokalsieg, keine positive Erinnerung an den Europapokal - die erfolgsverwöhnten Royals gehen in dieser Spielzeit leer aus. Die Enttäuschung sitzt tief. Mit Tränen in Augen versammeln sich die Spielerinnen am Mittelkreis, bedanken sich anstandshalber bei den 1200 Zuschauern in der Stadtgartenhalle. Dann verschwinden sie in der Kabine - und kommen so schnell auch nicht wieder raus. Nach Reden ist kaum jemandem zumute.

Trainer René Spandauw stellt sich den Fragen, und er stellt sich demonstrativ vor seine Mannschaft. Natürlich gesteht er, dass seine Spielerinnen gerade am Ende nicht ihre beste Leistung gezeigt haben. Das hat auch jeder gesehen. Doch nach Spandauws Ausführungen bleibt keine Kritik hängen, keine Vorwürfe. "Wenn man betrachtet, wie wir in die Saison gestartet sind, dann bin ich heute sehr zufrieden, dass wir noch die Chance haben, den dritten Platz zu erreichen", sagt Spandauw und erinnert damit an die vorübergehende Lizenzverweigerung im Sommer mit all ihren Auswirkungen.

Tatsächlich wussten Mannschaft und Trainer erst spät, eigentlich viel zu spät, ob und wie es mit dem Leistungssport in Saarlouis weitergeht. Und genau dieses Problem zieht sich letztlich wie ein roter Faden durch die gesamte Spielzeit, in der die Royals immer wieder Rückschläge verkraften müssen. Rückschläge, die der deutsche Meister in den Jahren zuvor so nicht erlebt hat. Im DBBL-Pokal scheiden die Royals schon im Achtelfinale aus (70:86 gegen Donau-Ries), im Eurocup ist im 1/16-Finale gegen den französischen Erstligisten Arras Pays d'Artois Endstation. Dabei verläuft schon die Vorrunde mit zwei Siegen und vier Niederlagen alles andere als erfolgreich. Gleiches Bild in der Bundesliga: Sieben Niederlagen in der regulären Runde verunsichern die noch junge Mannschaft nachhaltig.

Personalplanung bis 1. Juni

Jetzt ist die Saison vorbei - oder auch nicht, wenn man Trainer Spandauw Glauben schenkt. "Die Spielerinnen haben so viel Ehrgeiz, dass sie unbedingt den dritten Platz haben wollen", sagt er vor den eigentlich unbedeutenden Partien gegen den USC Freiburg oder den BC Marburg (ausgetragen in Hin- und Rückspiel).

Bis dahin wird sich die erste Enttäuschung gelegt haben. Bis dahin wird vielleicht auch die Zukunft ein wenig klarer sein. Dass Kapitän Stina Barnert die Royals in Richtung Ibiza verlässt und in den beiden Spielen um Platz drei ihre Abschiedsvorstellung gibt, ist bekannt. Doch was wird aus dem Rest des Teams? Spandauw hat eine Vorstellung: Bis 1. Juni sollen alle Planungen abgeschlossen, alle Verträge unterschrieben sein. Damit zumindest frühzeitig Sicherheit besteht - und seine Mannschaft ohne Nebengeräusche wie letzten Sommer in die Vorbereitung starten kann. Dann nämlich könnte dem Team in der neuen Saison manches bittere Spiel, manches bittere Viertel erspart bleiben. Der Jubel des Gegners in der eigenen Halle inklusive.

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