Fußball So schnell kann sich die Perspektive wieder verändern

Stuttgart · Beim Confed-Cup glänzte Julian Draxler als Kapitän. Nun stehen ihm schwierige Wochen bevor, weil er bei Paris St. Germain nicht mehr erste Wahl ist.

 Julian Draxler muss sich in Paris einer neuen, fast unüberwindbaren Konkurrenz stellen.

Julian Draxler muss sich in Paris einer neuen, fast unüberwindbaren Konkurrenz stellen.

Foto: picture alliance / dpa/Jonas G¸ttler

Alles lief bestens für Julian Draxler – bis Neymar kam. Der mit 222 Millionen Euro teuerste Spieler der Welt hat bei Paris St. Germain alles auf den Kopf gestellt, auch die bis zur Ankunft des Brasilianers so wunderbare Fußballwelt des deutschen Nationalspielers. Draxler droht bei dem mit Scheich-Millionen aus Katar hochgezüchteten Hauptstadt-Club ins Abseits zu geraten, eine für ihn und für Bundestrainer Joachim Löw ärgerliche Perspektive.

„Ich werde mit ihm ausgiebig ein Gespräch führen. Das ist jetzt auch notwendig“, kündigte Löw in Stuttgart an, wo er das Nationalteam gerade auf die ersten Länderspiele der WM-Spielzeit morgen gegen Tschechien und am Montag gegen Norwegen vorbereitet. Draxler spielt eine prominente Rolle in Löws Plänen für die angestrebte Titelverteidigung 2018 in Russland.

Heute endet die Transferfrist, aber eines hat Löw schon erfahren. „Ich weiß, dass PSG Julian auf keinen Fall abgeben will. Sie sind schon überzeugt von seinen großartigen Qualitäten“, glaubt Löw. Draxler selbst soll eine Flucht aus Frankreich ablehnen. Bei zahlreichen europäischen Spitzenclubs wurde und wird freilich mehr oder weniger intensiv über den ehemaligen Schalker nachgedacht.

In Paris spielt und zaubert nun nämlich Superstar Neymar auf Draxlers bevorzugter Position. Ein fairer Konkurrenzkampf ist undenkbar – Neymar ist unantastbar. Draxler kam nach seinem späteren Einstieg in die Vorbereitung wegen seiner Confed-Cup-Teilnahme bislang nur zu zwei Kurzeinsätzen. Zudem steht Paris kurz vor der Verpflichtung des französischen Stürmertalents Kylian Mbappé vom AS Monaco, was den Konkurrenzkampf in der Offensive zusätzlich verschärfen wird. Zumal eigentlich auch Mbappé gesetzt sein dürfte.

Draxler erfährt gerade, wie schnell sich bei internationalen Topclubs die Situation verändern kann, wie austauschbar Spieler geworden sind. „Paris hat mittlerweile sehr viele Ziele, auch international vorne dabei zu sein“, bemerkte Löw. Der Bundestrainer traut Draxler zu, sich in dem Starensemble von PSG, das sich in der Champions-League-Gruppenphase auch mit dem FC Bayern messen wird, zu behaupten: „Julian kann nicht nur auf einer Position spielen. Er hat so viel Qualität und auch beim Confed Cup so einen großen Schritt nach vorne gemacht, dass er sich in Paris durchsetzen wird.“

Löws Hoffnung liegt auch im eigenen Interesse. Draxler hat sich zu einem wichtigen Baustein in Löws WM-Projekt entwickelt. Löw machte ihn beim Confed Cup zu seinem Kapitän. Er sieht in dem 23-Jährigen einen der Youngster, die das Team nach der Generation Neuer, Boateng, Khedira mit anführen sollen. „Er war ein sehr guter Kapitän. Er ist ein Gewinnertyp“, schwärmte Löw nach dem Confed-Cup-Finale. Nur zwei Monate später hat sich Draxlers Perspektive verändert — womöglich auch im Nationalteam.

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