So ist das Wunder zu schaffenDer Sport entdeckt die Saarlandhalle neu

Köllerbach. "Es ist möglich." Dieser Satz tönt aus allen Ecken - ob Teamleiter, Trainer, Vorsitzender oder Ringer. Eine Woche nach der bitteren 14:22-Niederlage gegen den ASV Mainz 88 glauben alle Beteiligten des KSV Köllerbach fest an den Gewinn der deutschen Mannschaftmeisterschaft

 Voller Einsatz, ein blutendes Gesicht, aber eine Jubelgeste: Darauf hoffen die Köllerbacher Ringer, und nicht nur Kapitän Jan Fischer, an diesem Samstag im Final-Rückkampf. Foto: Wieck

Voller Einsatz, ein blutendes Gesicht, aber eine Jubelgeste: Darauf hoffen die Köllerbacher Ringer, und nicht nur Kapitän Jan Fischer, an diesem Samstag im Final-Rückkampf. Foto: Wieck

Köllerbach. "Es ist möglich." Dieser Satz tönt aus allen Ecken - ob Teamleiter, Trainer, Vorsitzender oder Ringer. Eine Woche nach der bitteren 14:22-Niederlage gegen den ASV Mainz 88 glauben alle Beteiligten des KSV Köllerbach fest an den Gewinn der deutschen Mannschaftmeisterschaft. An diesem Samstag steht in der Saarbrücker Saarlandhalle der mit Spannung erwartete Rückkampf an (ab 19.30 Uhr).

Dass die Mainzer aufgrund des Sieges im Hinkampf favorisiert sind, ist selbstredend. Keiner hatte geglaubt, dass sie so deutlich gewinnen würden. "Wenn es ganz schlecht läuft, kann man eben auch mit so einer Klatsche rechnen", räumt der Köllerbacher Kapitän Jan Fischer ein, um im selben Atemzug zu betonen: "Es kann im Rückkampf aber genau andersherum laufen."

Das belegt die Analyse der zehn Kämpfe in Mainz - und insbesondere die Tatsache, dass praktisch jeder Kampf, der auf der Kippe stand, an die Mainzer ging. Mit Ausnahme von Heiki Nabi (1:0), Jan Fischer (3:2), Tomasz Swierk (3:1) und vor allem Martin Daum, der mit seinem 3:0 gegen George Bucur den KSV davor bewahrte, schon vor der Pause unterzugehen und eine vorübergehende Aufholjagd einläutete, die durch die Schulterniederlage von Ibragim Aldatov jäh beendet wurde. Aldatovs Patzer wirkte wie ein Schock, im Anschluss verloren Andrej Shyyka und Timo Badusch und ließen den Rückstand auf acht Punkte anwachsen.

"Zehn Punkte sind im Ringen schnell aufgeholt", betont nun Martin Daum: "Wir müssen jetzt nur noch eine Schippe drauflegen. Und das können wir, auch weil uns der Stilartenwechsel gelegen kommt".

Wie das Wunder funktionieren könnte? Zwar wird wie immer um die Aufstellung gepokert, aber große Überraschungen sind eigentlich nicht zu erwarten. In den unteren Gewichtsklassen (griechisch-römisch bis 55 Kilo und Freistil bis 60 Kilo) wird Köllerbach auf Virgil Munteanu und Andrei Dukov setzen, die in Mainz jeweils 1:3 verloren hatten. Mindestens einer von beiden müsste seinen Kampf gewinnen. Im besten Fall stünde es ausgeglichen (unser Tipp: 4:4).

In den Gewichtsklassen bis 96 und 120 Kilo werden die Köllerbacher aber auf den bärenstarken Franzosen und Publikumsliebling Melonin Noumonvi und den Bulgaren Dimitar Kumchev zurückgreifen. Noumonvi kann die Halle zum Kochen bringen, klar. Und wenn Kumchev in der Lage ist, den Saarländer William Harth bis an die Grenze zu fordern, könnte Köllerbach im unserem Tipp nach diesen vier Kämpfen in Führung liegen (9:8).

Siege von Punktelieferant Tomasz Swierk (66 Kilo griechisch-römisch), der seine tolle Saison mit diesem Auftritt krönen könnte, sowie Martin Daum (66 Kilo Freistil), der sein Husarenstück in Mainz wiederholen müsste, sind eminent wichtig. Im besten Fall liegt Köllerbach 15:10 vorne. Dass Kapitän Jan Fischer (84 Kilo griechisch-römisch) diese Bühne liebt, dass er brennt, sein Team nach vorne pushen und die Zuschauern begeistern will, ist klar. Und so ist ein noch deutlicherer Sieg gegen Saban Karatas als das 3:2 im Hinkampf möglich (unser Tipp: 3:1 und Zwischenstand 18:11).

Die beiden Jungs aus der 74-Kilo-Klasse, Andrej Shyyka und Timo Badusch, sollten am Ende in der Lage sein, einen ausgeglichenen Punktestand zu erreichen (5:5). Bei einem imaginären Stand von 23:16 wäre Mainz deutscher Meister, aber ein Kampf, der genau in der Mitte stattfindet, fehlt noch: Die Revanche von Ibragim Aldatov gegen David Bichinashvili. Wächst Aldatov über sich hinaus, ist alles möglich. Ein 3:1 und auch der Titelgewinn (dann 26:17). Es hängt an ihm - und an allen anderen. Das übliche Geschiebe wird wegfallen, die Köllerbacher müssen gleich zur Sache kommen. "Wir haben ja nichts mehr zu verlieren", sagt Shyyka.

ksv-koellerbach.deSaarbrücken. Nach 45 Jahren kehrt dieser olympische Sport zurück. Beim Titelgewinn 1968 hatten die Ringer des KSV Köllerbach zuletzt in der Saarbrücker Saarlandhalle die Matte betreten. Und wenn sie an diesem Samstag um 19.30 Uhr zum Final-Rückkampf gegen den ASV Mainz 88 antreten, werden sie auch von guten Erinnerungen getragen. Denn 1968 krönten die Köllerbacher ihre Saison in dieser Kampfstätte mit dem zweiten von mittlerweile sechs Meistertiteln.

"Das war fantastisch", erinnert sich Rolf Lacour, damals Ringer in Diensten des KSV. Der viermalige Olympiateilnehmer und zweifache Europameister (1965, 1969) war 14 Jahre Köllerbacher und trug damals mit seinen Schultersiegen gegen Erwin Dyawa maßgeblich zum Titelgewinn in der Saarlandhalle bei. "Sie haben gesagt, dass ich zu Beginn unbedingt gewinnen müsse", sagt Lacour. Auch damals liefen die Köllerbacher einem Rückstand aus dem Hinkampf hinterher - und drehten das Ergebnis vor 3500 begeisterten Fans. "Dass so viele Menschen kommen würden, hatten wir nicht erwartet", erzählt der 75-Jährige, "das war eine tolle Stimmung."

Darauf setzen die Köllerbacher auch jetzt, um den Acht-Punkte-Rückstand aus dem Hinkampf in Mainz zu egalisieren. Mit der Entscheidung, das Finale in der Saarlandhalle zu veranstalten, folgen die Köllerbacher dem Trend, eine große Sportveranstaltung, wie das Finale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft, in einen passenden Rahmen zu betten. "Sie wollten unbedingt zu uns, und wir haben uns natürlich sehr gefreut", sagt Ralf Kirch, Geschäftsführer des Congress Cenrums Saar (CCS), "für uns ist das ein Aushängeschild."

Dass die Saarlandhalle sich wieder größerer Beliebheit erfreut, gab sie am Freitag auch per Pressemitteilung bekannt. So seien für 2013 nach aktuellem Stand 120 Veranstaltungen mit 132 Veranstaltungstagen fest gebucht. Und damit sei die Auslastung heute bereits höher als in 2012. Und laufend gingen noch Anfragen und Buchungen ein. Ein entscheidender Faktor: Der Sport hat die Saarlandhalle wieder für sich entdeckt. Auf die Ringer folgt der Boxkampf des Saarländers Jürgen Doberstein um die Intercontinental-Meisterschaft des Verbandes WBF im Supermittelgewicht am 8. März. Ein weiterer Doberstein-Kampf in der Saarlandhalle ist für den 9. September geplant. Und Anfang 2014 wird voraussichtlich erstmals das Volksbanken-Hallenmasters des Saarländischen Fußballverbandes erstmals statt in Erbach oder Völklingen in der Saarlandhalle ausgetragen.

 Muss in den unteren Gewichtsklassen für Punkte sorgen: Virgil Munteanu. Foto: Schlichter

Muss in den unteren Gewichtsklassen für Punkte sorgen: Virgil Munteanu. Foto: Schlichter

 Auf Punktelieferant Tomasz Swierk kommt es diesmal ganz besonders an. Foto: Wieck

Auf Punktelieferant Tomasz Swierk kommt es diesmal ganz besonders an. Foto: Wieck

 In den kommenden Monaten finden in der Saarlandhalle wieder verstärkt Sportveranstaltungen statt. Foto: Becker & Bredel

In den kommenden Monaten finden in der Saarlandhalle wieder verstärkt Sportveranstaltungen statt. Foto: Becker & Bredel

Die Köllerbacher Ringer können diesen Trend nur empfehlen. "Die Zusammenarbeit war und ist fantastisch", erklärt Hilmar Rehlinger, der Vorsitzende des KSV, zufrieden. Mit 3300 Sitzplätzen sowie zwei Stehtribünen fasst die Halle etwa 4400 Zuschauer. Ein angemessener Rahmen. Fehlt im Grunde nur noch, dass die Fans das Event annehmen. Und natürlich der sportliche Erfolg. aub

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