Sneijder ist der neue König vom Bosporus

Istanbul. Der Hype um Wesley Sneijder am Bosporus findet kein Ende. Mit einer beinahe staatstragenden Zeremonie im Ali Sami Yen Sportkomplex hat die Vertragsunterschrift des niederländischen Mittelfeldstars einen wahrlich angemessenen Rahmen

 Wesley Sneijder (Mitte) und seine Frau Yolanthe kommen bei ihrer Ankunft in Istanbul kaum einen Schritt vorwärts. Die Begeisterung bei den Fans von Galatasaray ist riesig. Foto: Ozkan/dpa

Wesley Sneijder (Mitte) und seine Frau Yolanthe kommen bei ihrer Ankunft in Istanbul kaum einen Schritt vorwärts. Die Begeisterung bei den Fans von Galatasaray ist riesig. Foto: Ozkan/dpa

Istanbul. Der Hype um Wesley Sneijder am Bosporus findet kein Ende. Mit einer beinahe staatstragenden Zeremonie im Ali Sami Yen Sportkomplex hat die Vertragsunterschrift des niederländischen Mittelfeldstars einen wahrlich angemessenen Rahmen. Geradezu königlich ist der Empfang beim türkischen Traditionsclub Galatasaray Istanbul tags zuvor ausgefallen, als Sneijder von tausenden Fans mit bengalischen Feuern und Schlachtgesängen am Flughafen begrüßt wurde.

Die Erwartungen an den Vize-Weltmeister von 2010 sind groß. Nicht nur im Kampf um die Meisterschaft, sondern auch im Bemühen, in Europa wieder eine feste Größe zu werden. Und da wartet im Achtelfinale der Champions League (20. Februar und 12. März) immerhin Bundesligist FC Schalke 04 als Gegner.

"Ich fühle mich geschmeichelt. So einen Empfang habe ich noch nie erlebt, das ist sehr aufregend", sagt Sneijder. Er habe mehrere Angebote erhalten, sich aber bewusst für die Türken entschieden. Galatasaray sei ein Top-Club und sogar noch in der Champions League vertreten. Sein neuer Club versucht gar nicht erst, die Euphorie um den 28-Jährigen zu unterbinden. Er veröffentlichte sogar den genauen Zeitpunkt der Ankunft Sneijders und seiner Frau Yolanthe auf der Internetseite. So entwickelte sich der Atatürk-Flughafen innerhalb kürzester Zeit zu einer Pilgerstätte der rot-gelben Anhängerschar von Galatasaray.

Derart große Zuneigung hat Sneijder in den vergangenen Wochen und Monaten nicht erfahren. Bei seinem bisherigen Club Inter Mailand wurde er aufs Abstellgleis befördert, nachdem er sich gegen eine Reduzierung seines stattlichen Jahresgehalts von sechs Millionen Euro gewehrt hatte. Im einstigen Lire-Paradies ist das Geld knapp geworden, und schließlich müssen die Regularien für das Financial Fair Play der Uefa eingehalten werden. So bestritt Sneijder, den zudem kleinere Verletzungen zurückwarfen, nur fünf Saisonspiele. Für die Champions-League-Spiele gegen Schalke ist er spielberechtigt.

Dabei schien Sneijder in Mailand sein Glück gefunden zu haben. 2009 war er vom spanischen Rekordmeister Real Madrid zu Inter gewechselt und auf Anhieb eingeschlagen. Die damals von Jose Mourinho trainierten "Nerazzurri" führte er zum Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League. Im Finale machten Sneijder und Co. damals den Traum der Bayern vom fünften Coup in der Königsklasse durch ein 2:0 zunichte.

2010 war das Jahr von Sneijder. Bei der WM war der Offensivstar der große Anführer von "Oranje". Insgesamt fünf Tore, davon zwei beim 2:1 im Viertelfinale gegen Rekord-Weltmeister Brasilien, erzielte er auf dem Weg der Niederländer ins WM-Finale. Dass anschließend nicht er, sondern der Argentinier Lionel Messi zum Weltfußballer gekürt worden war, sorgte bei vielen Experten für große Verwunderung.

Von derlei Ehren ist Sneijder aktuell weit entfernt, muss er in Istanbul wieder bei Null anfangen. 7,5 Millionen Euro lässt sich Galatasaray den Transfer kosten, Sneijders Jahressalär soll im Bereich von fünf Millionen Euro liegen. Nur zum Abkassieren will er für die nächsten dreieinhalb Jahre aber nicht nach Istanbul kommen. Er werde Türkisch lernen, kündigt der 28-Jährige an. Die erste Unterredung mit Trainer Fatih Terim hielt er aber auf Italienisch ab. Zeit zum Eingewöhnen hat er nicht. An diesem Wochenende steht gleich das Derby gegen Besiktas auf dem Programm. "Mir fehlt die Spielpraxis, aber ich werde bereit sein", verspricht Sneijder - wissend, dass der Hype bei einem Sieg sicher nicht kleiner wird. dpa "So einen Empfang habe ich noch nie erlebt, das ist sehr aufregend."

Wesley Sneijder, Neuzugang von Galatasaray Istanbul

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