Eisenbichler so stark wie nie Durchbruch im dritten Anlauf

Innsbruck · Fast im Rollstuhl, jetzt Titel-Anwärter bei der Vierschanzentournee: Skispringer Markus Eisenbichler ist durchgestartet.

 Karriere auf der Achterbahn: Die Vierschanzentournee läuft super für Markus Eisenbichler aus Deutschland. Die Laufbahn der Tournee-Hoffnung aus Deutschland verlief jedoch alles andere als geradlinig.

Karriere auf der Achterbahn: Die Vierschanzentournee läuft super für Markus Eisenbichler aus Deutschland. Die Laufbahn der Tournee-Hoffnung aus Deutschland verlief jedoch alles andere als geradlinig.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Den plötzlichen Tournee-Trubel meistert Markus Eisenbichler wie ein alter Hase. Hier ein Interview auf Englisch, dort ein paar Sätze im urigen Bayrisch, zwischendurch noch Fotos mit den Fans – der Skispringer der Stunde wirkt, als ob er schon seit Jahren an der Weltspitze unterwegs sei. Dabei wäre er einst fast im Rollstuhl gelandet und hätte das alles gar nicht erlebt. „Ich bin froh, dass ich noch hupfen kann“, sagte der 27-Jährige.

Rückblende: Im September 2012 stürzt Eisenbichler in Oberstdorf nach einem verpatzten Trainingssprung kopfüber in den Hang. Der dritte Brustwirbel ist gebrochen, vier weitere sind angeknackst. „Als ich da unten lag und nichts mehr gemerkt habe, habe ich schon mal gedacht, dass es das jetzt mit dem Skispringen war“, sagt er später. Noch im Krankenhaus fasst er allerdings den Entschluss, auf die Schanze zurückzukehren.

Seit jenem Sturz betreibt Eisenbichler seinen Sport mit noch mehr Akribie, genießt gleichzeitig aber auch jeden einzelnen Wettkampf. Vielleicht rührt daher die Unbekümmertheit, die den DSV-Adler auch abseits der Schanze zu einem echten Gewinn für das deutsche Skispringen macht. „Er hat immer gute Laune, immer einen coolen Spruch auf der Lippe“, sagt Richard Freitag.

Dabei war Eisenbichlers Weg an die Spitze kein geradliniger. „Er war mehr so ein Schönwetter-Springer“, sagte Bundestrainer Werner Schuster einmal über den Urbayern. 2014/2015 etwa war Eisenbichler bereits in der Weltspitze angekommen, wurde in Falun WM-Zehnter, ehe er im folgenden Winter dann seinen Stammplatz in der Weltcup-Mannschaft wieder verlor. Wieder ein Jahr später dann das Comeback: Im Dezember 2016 flog Eisenbichler in Lillehammer erstmals auf das Podest.

Bei der folgenden Tournee wurde er dann, ähnlich wie jetzt auch, zum deutschen Einzelkämpfer. Zur Halbzeit lag Eisenbichler noch auf dem vierten Rang. Dann kam Innsbruck, wo wie so oft der Wind das Klassement durcheinanderwirbelte. „Eisei“ landete nur auf dem 31. Rang, hatte noch Glück, dass der Wettbewerb nach einem Durchgang abgebrochen wurde. Er rutschte in der Gesamtwertung auf den sechsten Platz ab. Ein Dämpfer, den er am heutigen Freitag (14 Uhr/ARD und Eurosport) auf der Bergisel-Schanze nach Möglichkeit verhindern will. Immerhin: Die Wetterprognosen lassen ein ruhiges Springen erwarten.

In seiner jetzigen Form könnte Eisenbichler aber auch widrige Bedingungen meistern. Und vielleicht sogar einen „Altersrekord“ brechen – keiner der bisher 21 deutschen Weltcupsieger war bei seinem ersten Erfolg älter als der Polizeimeister aus Siegsdorf. Die Zeit wäre jedenfalls reif. „Mir ist es egal, wo es passiert. Ich möchte einfach gerne mal einen Weltcup gewinnen, und zurzeit bin ich in einer Verfassung, in der das passieren kann“, sagt Eisenbichler selbstbewusst. Vielleicht ja schon heute in Innsbruck.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort