Fußball in Italien Berlusconis abstruse Ideen: Keine Tattoos, keine Bärte

Monza · Simone Iocolano muss dringend zum Friseur. Findet zumindest Silvio Berlusconi. Wilde Locken wachsen auf dem Kopf des Stürmers des italienischen Drittligisten SS Monza, dessen Chef der 82 Jahre alte Berlusconi seit Kurzem ist.

Und auf Iocolanos Armen prangen üppige Tattoos. Wie, um Himmels Willen, konnte ausgerechnet Iocolano zu Monzas erstem Neuzugang der Ära Berlusconi werden, in der doch alles anders werden soll?

Einen „kostenlosen Friseur“ hatte Italiens ehemaliger Ministerpräsident der Mannschaft versprochen, als er Ende September mit viel Tamtam ins Fußballgeschäft zurückgekehrt war. Vor eineinhalb Jahren hatte Berlusconi für 740 Millionen Euro den AC Mailand an einen chinesischen Geschäftsmann verkauft. Nun ist „Il Cavaliere“, der Ritter, zurück. Mit neuem Elan und uralten Vorstellungen. „Die Spieler sollen ihre Haare in Ordnung halten und keinen Bart tragen“, sagte Berlusconi. „Ich möchte ein junges Team, alles Italiener, keine Tattoos, keine Ohrringe. Nach einem Foul werden sie sich entschuldigen und nach dem Spiel die Hand des Gegners schütteln. Und sie werden sich anständig kleiden.“

Was wohl Monzas Mannschaft denkt? Der brasilianische Angreifer Jefferson etwa pflegt seit jeher einen Kinnbart. Und was ist mit Herve Magloire Otele Nnanga, dem Mittelfeldspieler mit Wurzeln in Kamerun? Oder Angreifer Sasha Cori, dessen Arme mit Tattoos verziert sind? „Ich werde einfach ein Trikot mit langen Ärmeln tragen“, sagte Cori. Wenn er viele Tore schieße, werde der Klub „schon ein Auge zudrücken“.

Monza wird Coris Tore benötigen: Berlusconi will den Verein in nur zwei Jahren in die Serie A führen. Es wäre eine Premiere für den bislang kaum beachteten Klub. Erst zweimal war das 18 000 Zuschauer fassende Stadio Brianteo ausverkauft – 1992, als Michael Jackson zwei Konzerte gab. Berlusconi wird öfter vorbeischauen, seine Villa in Arcore liegt nur fünf Kilometer entfernt. Seine Ankunft werde auf die Serie C ähnliche Auswirkungen haben wie Cristiano Ronaldos Wechsel zu Juventus Turin für die Serie A, glauben italienische Zeitungen. In der Tabelle belegt Monza derzeit Rang drei.

Und die Friseur-Forderung? Gut möglich, dass der mächtige alte Mann bald keinen Pfifferling mehr auf seine Aussagen gibt. So wie 2013. „Mario Balotelli wird nie nach Mailand wechseln. Ein fauler Apfel kann schnell alle anderen infizieren“, hatte Berlusconi damals gesagt. 24 Tage später unterschrieb Balotelli.

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