"Sie haben das Fairplay mit Füßen getreten"

Bochum. Am Ende eines langen Prozesses gab es bei den Fußball-Wettbetrügern betroffene Gesichter. Denn die ersten Urteile am Bochumer Landgericht gegen die Zocker fielen gestern drastisch aus. Die Strafen: bis zu drei Jahre und elf Monate Haft. Die Urteile lauten auf banden- und gewerbsmäßigen Betrug

Bochum. Am Ende eines langen Prozesses gab es bei den Fußball-Wettbetrügern betroffene Gesichter. Denn die ersten Urteile am Bochumer Landgericht gegen die Zocker fielen gestern drastisch aus. Die Strafen: bis zu drei Jahre und elf Monate Haft. Die Urteile lauten auf banden- und gewerbsmäßigen Betrug. Richter Carsten Schwadrat bezeichnete die drei Angeklagten als "Gefahr für den Fußball". "Meine Herren, Sie haben nicht den Ball mit Füßen getreten, sondern den Gedanken an das Fairplay", sagte Schwadrat.Die Angeklagten seien nicht einmal davor zurückgeschreckt, A-Jugendspieler zu beeinflussen. Sie hätten die Sehnsüchte der jungen Spieler für ihre eigenen Zwecke schamlos ausgenutzt. "Das ist niederträchtig und schäbig", sagte Schwadrat: "Es ging ihnen einzig und allein darum, den großen Reibach zu machen."

Ob die bestochenen Sportler tatsächlich Einfluss auf den Spielverlauf genommen haben, konnte laut Urteil nicht zweifelsfrei festgestellt werden. Genauso wenig, ob Spieler wirklich vorhatten, extra schlecht zu spielen. Schließlich seien die abgesprochenen Ergebnisse nur zum Teil erreicht worden.

Die Strafen trafen die Angeklagten hart. Stevan R. wurde zu drei Jahren und elf Monaten Haft verurteilt, Tuna A. zu drei Jahren und acht Monaten, Nürettin G. zu drei Jahren. Sie hatten auf deutlich mildere Urteile gehofft - vor allen Tuna A., der zur Urteilsverkündung mit einem Luxus-Geländewagen vorfuhr. Er hatte getönt: "Was habe ich denn schon gemacht? Ich bekomme doch jeden Tag Tipps." Er habe gar nicht immer wissen können, wann Spiele manipuliert worden seien und wann nicht. "Wenn ich nach den Hintergründen gefragt habe, hieß es immer nur: Frag' nicht, spiel!" Das sahen die Richter anders. Das Verhalten, das die Angeklagten an den Tag gelegt hätten, sei nicht nur das von Zockern, sondern von gewerbsmäßigen Kriminellen gewesen.

Im Prozess vor der 13. Strafkammer war es zuletzt um 18 Fußball-Spiele gegangen, die von der Wettmafia unterwandert worden sind. Betroffen waren Partien von der A-Jugend bis zur Europa League. Ursprünglich hatte die Staatsanwaltschaft rund 30 Partien untersucht. Eine komplette Aufklärung hätte nach Ansicht der Bochumer Richter allerdings den Rahmen gesprengt.

Tuna A., Nürettin G. und Stevan R. zählen nach Ansicht der Richter zur Führungsriege der Wettbetrüger. Die einflussreichsten Wettpaten sollen allerdings Ante Sapina und Marijo C. sein, die sich in einem Parallelprozess in Bochum verantworten. Die Verzahnung zwischen den Gruppen war eng. In abgehörten Telefonaten waren immer wieder zwei Codenamen aufgetaucht: "der Berliner" und "Knödel". Gemeint sind Sapina und Marijo C.. Mit einem Urteil über die beiden wird im Mai gerechnet. dpa

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