Selina Wagner lässt alle Rückschläge hinter sich

Wolfsburg · Die Saarländerin Selina Wagner hat sich nach zwei Kreuzbandrissen eindrucksvoll zurückgekämpft – und kann mit ihrem Verein VfL Wolfsburg nach der Champions League jetzt die deutsche Meisterschaft gewinnen.

Das, was Selina Wagner geschafft hat, gelingt nicht jeder Leistungssportlerin. Die 23 Jahre alte Fußballerin des VfL Wolfsburg kämpfte sich nach zwei Kreuzbandrissen zurück in die Startelf und ist seit Wochen ein Garant dafür, dass der VfL nach dem Gewinn der Champions League am kommenden Sonntag (14 Uhr) auch noch die deutsche Meisterschaft und damit ein "Double" schaffen kann. Dann empfängt die Saarländerin mit ihrem Club Tabellenführer 1. FFC Frankfurt, an dem Wolfsburg mit einem Sieg am letzten Spieltag vorbeiziehen kann.

Wagner wurde 1990 in St. Wendel geboren. Sie spielte in der Jugend für die SG St. Wendel, die SF Winterbach und den 1. FC Saarbrücken, für den sie ab 2006 auch als Aktive eingesetzt wurde. "Hierher zu wechseln, war für mich damals absolut richtig. Es hat sich hier super viel entwickelt. Als ich hierher kam, waren wir im guten Mittelfeld der Tabelle, und alles befand sich im Aufbau", reflektiert Wagner ihre Entscheidung, den FCS und das heimische Saarland im Jahr 2009 zu verlassen und zu den Wölfinnen zu wechseln: "Es kamen neue Spielerinnen dazu, und so haben wir uns kontinuierlich nach oben gearbeitet." Ende Mai verlängerte die Offensivspielerin ihren Vertrag mit dem VfL um ein weiteres Jahr bis zum 30. Juni 2015.

Im Jahr 2011 erlitt sie ihren ersten Kreuzbandriss. "Beim ersten Mal war es schlimm, weil man nicht wusste, was auf einen zukommt. Ich wusste nur, dass ich lange ausfallen werde und es ein schwerer Weg zurück wird", erinnert sich Wagner, die diesen schweren Weg bewältigte und wieder auf dem Platz stand. Vor etwa einem Jahr folgte dann der zweite Kreuzbandriss. "Das war natürlich ein Rückschlag. Aber ich wusste schon, was ich tun muss, um wieder zurückzukommen. Und das hat mir sehr geholfen", sagt sie rückblickend.

Mittlerweile spielt sie wieder - und hat ihre Mannschaft zuletzt durch wichtige Tore unterstützt. Bei der Titelverteidigung im Champions-League-Finale gegen Tyresö FF aus Schweden (4:3) stand sie in der Startelf. "Ich habe einfach die Chance, die ich bekommen habe, gut genutzt", sagt Wagner bescheiden und ergänzt: "Dadurch konnte ich Selbstbewusstsein tanken, und das hat mich gepusht. Dass es so gut geklappt hat, ist nicht unbedingt selbstverständlich, aber ich freue mich natürlich sehr darüber."

Genauso sehr freute sich die 23-Jährige, dass mit Nadine Keßler und Josephine Henning (beide 2011 von Turbine Potsdam) sowie Laura Vetterlein (2011 vom FCS) drei frühere Saarbrückerinnen zu ihrem Club wechselten. "Also ich habe mich auch so ganz wohl gefühlt hier", meint Wagner und lacht: "Natürlich ist es superschön, dass sich unsere Wege wieder treffen. Wir waren schon in Saarbrücken sehr gut befreundet. Wenn man dann gemeinsam diese Erfolge und Titel gewinnen kann, schweißt das die Freundschaft noch mehr zusammen."

Am Sonntag treffen die früheren Blau-Schwarzen auf ein weiteres bekanntes Gesicht. In Frankfurt spielt Nationalspielerin Dzsenifer Marozsan die zen trale Rolle. Sie verließ den FCS - wie Selina Wagner - 2009. "Es ist toll zu sehen, dass sich die Mädels aus dem Haufen von damals so stark entwickelt haben", sagt Wagner. Was sie am Saarland - außer der Familie und Freunden - am meisten vermisst? Die wohlüberlegte Antwort lautet: "Grundsätzlich einfach alles."

Als ausgebildete Bürokauffrau arbeitet Selina Wagner noch bis Sommer in Teilzeit für die Verwaltung des VfL Wolfsburg. Dann wird sie den Fernstudiengang "Medien- und Kommunikationsmanagement" beginnen und sich dabei wieder etwas mehr auf den Fußball konzentrieren. Spätestens nach dem Abschluss des Studiums wird ihr dann wohl wieder etwas gelungen sein, das nicht jede Leistungssportlerin schafft.

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