Seine letzte Chance

Bremen · Robin Dutt ist keine Zeit geblieben, an der Weser eine Ära prägen zu können – das heutige Heimspiel gegen den 1. FC Köln ist vor allem für den Trainer von Werder Bremen ein Endspiel. Noch ist Dutt optimistisch.

Selbst dem redegewandten Robin Dutt helfen gegen den 1. FC Köln Worte allein wohl nicht mehr. Wenn Bundesliga-Schlusslicht Werder Bremen heute (20.30 Uhr) den Aufsteiger aus Köln empfängt, geht es auch um die sportliche Zukunft des 49 Jahre alten Fußballtrainers. "Ich bin kein Prophet, was morgen um 22.15 Uhr ist", sagte Manager Thomas Eichin gestern, angesprochen auf Dutts Zukunft bei einer möglichen Niederlage.

"Bei mir baut sich ein starker Druck auf, weil wir acht Spiele nicht gewonnen haben. Wir arbeiten und investieren viel. Aber es gibt keine Alternative zu einem Sieg", sagte der gewohnt eloquente Dutt . Seit dem siebten Spieltag liegt der norddeutsche Traditionsclub auf dem letzten Tabellenplatz. Dutt übt sich regelmäßig in Durchhalteparolen, auf dem Platz folgte dagegen eine Enttäuschung nach der anderen.

Seit seinem Amtsantritt im Sommer 2013 kassierte Werder unter seiner Regie insgesamt 88 Gegentore und gewann nur zehn Mal. Die 0:6-Pleite bei den Bayern nach einer desolaten Leistung besiegelte den schlechtesten Saisonstart in der Bremer Historie. Die Rückkehr von Mittelfeldspieler Theodor Gebre Selassie soll das Team stabilisieren.

"Tauschen möchte ich mit ihnen nicht. Wir sehen Bremen als große Chance", sagte Kölns Trainer Peter Stöger. Die forschen Töne aus dem Westen ließ Dutt unkommentiert - welche Argumente hätte er auch vorbringen können? Ausgerechnet gegen den selbstbewussten FC will der in Köln geborene Trainer seinen Job retten. Im Mai 1980 stürzten die Rheinländer die Bremer schon einmal in eine noch tiefere sportliche Krise. Mit einem 5:0 an der Weser besiegelte Köln damals den bislang einzigen Werder-Abstieg aus der Bundesliga. Derartige Negativszenarien sind nach acht Spieltagen zwar noch etwas verfrüht. Allerdings gibt nicht nur die dürftige Trainerbilanz Anlass zur Sorge um Werders sportliche Zukunft. Auch die Qualität des von Dutt und Eichin zusammengestellten Kaders ist zweifelhaft. Gegen den defensivstarken Tabellenelften haben die stark kritisierten Profis eine Chance, es ihren Zweiflern zu beweisen. "Ich verlange viel von meiner Mannschaft. Sie geben es mir zurück, weil ich sie nicht öffentlich an den Pranger stelle. Ich packe sie allerdings nicht mit Samthandschuhen an", sagte Dutt zum Umgang mit seinen Akteuren. Für den Verzicht auf öffentliche Kritik erntete der ehemalige DFB-Sportdirektor reichlich Zuspruch aus Spielerkreisen, eine klare Rückendeckung von der Geschäftsführung gab es aber gestern nicht. "Es ist klar, dass eine Trainerdiskussion entsteht, wenn du auf dem 18. Platz stehst", sagte Eichin. Immerhin ein wenig Mut dürfte Dutt ein anderer Aspekt machen: Am Dienstag (19 Uhr) spielt Werder im DFB-Pokal beim Chemnitzer FC, die Hanseaten haben Dutt für die Pressekonferenz bereits angekündigt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort