Sein letzter Auftritt im Saarland

Dillingen · Es wird einer seiner letzten Auftritte sein, bevor die Karriere endet: Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen tritt an diesem Samstag mit der KTV Obere Lahn im Bundesliga-Duell bei der TG Saar an – und freut sich auf das Wiedersehen mit seinem Kumpel Waldemar Eichorn.

Die internationale Karriere hat Fabian Hambüchen im August in Rio de Janeiro beendet und nach einer perfekten Übung am Königsgerät Reck mit olympischem Gold gekrönt. Nach Bronze in Peking und Silber in London machte der erfolgreichste deutsche Turner der Geschichte in der Olympic-Arena den Medaillensatz komplett. 11000 Zuschauer jubelten ihm zu.

Vor kleinerer Kulisse, aber vollen Rängen tritt der Ausnahme-Athlet an diesem Samstag ab 18 Uhr in der Kreissporthalle Dillingen gegen die TG Saar an. Mit der KTV Obere Lahn will Hambüchen den deutschen Vizemeister auf seinem Weg ins Titel-Finale ärgern. "Die TG Saar ist stärker. An den Sieg glaube ich nicht, aber wir wollen möglichst viele Geräte holen. Vielleicht schaffen wir es noch ins kleine Finale um Bronze", sagt Hambüchen.

Gefragt wie nie zuvor

Reck-Weltmeister 2007, sechsmalige Europameister, 40-facher deutscher Meister - Hambüchen ist die Galionsfigur im deutschen Turnen und in den Medien derzeit einer der gefragtesten Sportler überhaupt. In der TV-Show "Schlag den Star" gewann er das Kopf-an-Kopf-Rennen mit Komiker Bülent Ceylan . Im ARD-Quizduell stellte er sich mit Boris Becker kniffligen Fragen. In der Sportschau spielte er bei der Ziehung der DFB-Pokalachtelfinals die Losfee, dazu Sportpresseball, Bambi-Verleihung - der Terminkalender ist voll. "Ich versuche aber, mir Zeit zum Training zu nehmen und in der Halle mein Ding zu machen", sagt der Hesse. Und er freut sich auf den Bundesliga-Wettkampf. "Die haben einen besonderen Reiz. Du erlebst ein Teamgefühl, das du sonst selten hast", betont Hambüchen.

Sportliche Rückschläge gab es in seiner Karriere immer wieder. Wie im Frühjahr, als er wegen einer hartnäckigen Schulter-Verletzung den Olympia-Start fast abhaken musste. Um den letzten Startplatz in der Mannschaft kämpfte damals auch sein Freund und kommender Rivale. Statt TG-Saar-Turner Waldemar Eichorn fuhr Hambüchen als fünfter Mann nach Rio - und gewann Gold . "Ich gönne es Fabian - auf jeden Fall. Er war fit. Ich wusste, dass er gute Chancen hat", sagt Eichorn, der trotz andauernder Rückenbeschwerden in Folge eines Bandscheibenvorfalls an vier Geräten turnen wird. "Waldi und ich sind eine Generation und haben die Jugendzeit zusammen verbracht. Wir ticken ähnlich", sagt Hambüchen und denkt an die eigene Leidensgeschichte. Wenig erstaunt fügt er hinzu: "Der Bandscheibenvorfall stoppt den nicht. Waldi musst du schon aus der Halle tragen - der gibt nie auf", sagt er.

Trotz zwickender Schulter wollte Hambüchen im Wettkampf gegen die TG Saar drei Geräte turnen. Er änderte aber den Plan. "Ich trete am Sprung und am Reck an. Auf dem alten, harten Boden in Dillingen kann ich nicht turnen", erinnert sich Hambüchen vor seinem wohl letzten Auftritt im Saarland an ein bekanntes Problem in der Kreissporthalle.

Zusätzliche Plätze in Dillingen

Thorsten Michels, Vorsitzender der TG Saar , plagen noch andere Sorgen. Wegen des erwarteten Zuschaueransturms mussten Helfer zusätzliche Sitzplätze schaffen. "Jetzt passen rund 700 Fans in die Halle, mehr nicht. Am besten früh da sein", sagt er. Denn zum einen kann die TG Saar mit dem sechsten Saisonsieg den Einzug ins Titelfinale perfekt machen. Zum anderen wird es einer der letzten Auftritte von Hambüchen sein, der den sportlichen "Abgang" längst beschlossen und das (berufliche) Leben nach der aktiven Zeit bereits begonnen hat: "Ich bin bei meinem Manager eingestiegen und betreue für die Agentur die Athleten Tabea Alt und Lukas Dauser. Das Studium an der Sporthochschule Köln will ich in drei Semestern abschließen und danach dem Turnen auch beruflich verbunden bleiben."

Wie die Zeit vergeht: Im April 2006 hatte Hambüchen der SZ noch von seinem großen Traum erzählt. "Gold bei Olympia. Wenn es 2008 nicht klappt, dann vielleicht 2012. Mal schauen, wie lange ich noch turne", sagte der damals 18-Jährige. Es hat länger gedauert, und der Traum wurde war, als niemand mehr damit gerechnet hat. "Ich auch nicht, aber darum ist der Erfolg umso schöner", sagt Hambüchen jetzt.

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