Schwimmverband schweigt zu den Sanktionen

Berlin. Britta Steffen fühlt sich für ihre verkorkste Weltmeisterschaft genug gestraft. Ob die vorzeitige Abreise aus Shanghai Konsequenzen für die Doppel-Olympiasiegerin haben wird, liegt am Deutschen Schwimm-Verband (DSV)

 Britta Steffen hat sich für ihre vorzeitige Abreise von der WM nicht entschuldigt. Foto: hannibal/dpa

Britta Steffen hat sich für ihre vorzeitige Abreise von der WM nicht entschuldigt. Foto: hannibal/dpa

Berlin. Britta Steffen fühlt sich für ihre verkorkste Weltmeisterschaft genug gestraft. Ob die vorzeitige Abreise aus Shanghai Konsequenzen für die Doppel-Olympiasiegerin haben wird, liegt am Deutschen Schwimm-Verband (DSV). Präsidentin Christa Thiel und Leistungssportdirektor Lutz Buschkow wollten sich vor der Pressekonferenz Steffens nicht zu möglichen Sanktionen äußern - am Wochenende waren beide nicht erreichbar. Gut möglich, dass der DSV die Causa Steffen diskret abhandeln und weitere Negativschlagzeilen vermeiden will.Neben Steffen redete bislang nur der Bundestrainer. Dirk Lange ist wichtig, dass die sportliche Zusammenarbeit mit seiner Top-Athletin und ihrem Heimtrainer Norbert Warnatzsch bei einem Treffen im August definiert wurde. "Die Arbeitsebene ist gefunden. Sie haben Planungen vorgelegt, und ich kann damit umgehen", sagte Lange. Für die im Raum stehenden Sanktionen seien andere im DSV zuständig.

Aufmerksam wird die DSV-Führung Steffens Worte registriert haben, auch wenn sie einer Einladung zur Pressekonferenz am Freitagabend in Berlin nicht folgte. Eine Entschuldigung kam bei der einstündigen Frage- und Antwortrunde nicht über die Lippen der 27-Jährigen. "Ich habe überhastet reagiert, aber ich würde es wieder so machen", sagte Steffen zu ihrer vorzeitigen Abreise nach dem enttäuschenden Vorlauf über 100 Meter Freistil.

Die Kommunikation zwischen Verbandsspitze und Top-Athletin ist schon länger gestört - und beide Seiten tun wenig, um dies zu ändern. Bei einem Gespräch im August zwischen Buschkow und ihr während eines Trainingslagers in Kienbaum sei das Thema Sanktionen nicht erörtert worden, sagt Steffen. "Ich fühle mich genug gestraft", betonte sie und meint damit nicht nur die 4500 Euro Flugkosten, die sie aus eigener Tasche zahlen musste, sondern vielmehr ihre Gefühlslage in Shanghai - nämlich "Peinlichkeit, Schwäche und Scham".

Der DSV ist in einem Dilemma. Der eigenen Mannschaft und dem Nachwuchs sollte er signalisieren, dass auch eine Doppel-Olympiasiegerin nicht so einfach vorzeitig von einem Großereignis abreisen kann. Allerdings machte das die DSV-Spitze in Shanghai wohl nicht deutlich genug.

Am 22. und 23. Oktober steht in Berlin der Kurzbahn-Weltcup an. Eine Sperre Steffens wäre mit Blick auf das Fernsehen, das Stars zeigen will, nur schwer klarzumachen. Und weiterer Ärger mit Steffens Freund, dem Top-Athleten Paul Biedermann, wäre zudem programmiert. Bliebe eine Geldstrafe - sei sie auch symbolischer Art und für einen guten Zweck. Da sich Steffen vielfältig karitativ engagiert, könnte das eine Lösung sein, bei der alle ihr Gesicht wahren. dpa