Schuon "erschüttert" Osnabrück

Düsseldorf. Im Wettskandal geht es den ersten mutmaßlichen Betrügern im deutschen Fußball an den Kragen. Beim Drittligisten SV Sandhausen herrscht nach der Entlassung von Profi Marcel Schuon (Foto: dpa) Erleichterung. Die vom Verein ausgesprochene fristlose Kündigung Schuons ist "die logische und einzig richtige Konsequenz", wie Vereinschef Jürgen Machmeier sagte

Düsseldorf. Im Wettskandal geht es den ersten mutmaßlichen Betrügern im deutschen Fußball an den Kragen. Beim Drittligisten SV Sandhausen herrscht nach der Entlassung von Profi Marcel Schuon (Foto: dpa) Erleichterung. Die vom Verein ausgesprochene fristlose Kündigung Schuons ist "die logische und einzig richtige Konsequenz", wie Vereinschef Jürgen Machmeier sagte. Schuon, der vor dieser Saison von Osnabrück nach Sandhausen gewechselt war, hatte laut seines Rechtsbeistandes Siegfried Kauder bei der Staatsanwaltschaft Bochum ausgesagt und eine Verabredung mit seinem Auftraggeber gestanden. Zur Manipulation sei es allerdings nicht gekommen. "Wir distanzieren uns ganz eindeutig von den Geschehnissen in Zusammenhang mit dem Wettskandal und verurteilen diese aufs Schärfste", ergänzte Sandhausens Clubchef Machmeier.

Bei Schuons früherem Club VfL Osnabrück herrschte nach den Aussagen des Spielers Entsetzen. "Wir sind erschüttert", sagte VfL-Manager Lothar Gans. Der Zweitliga-Absteiger hat inzwischen bei der Staatsanwaltschaft Bochum Akteneinsicht gefordert. Den möglichen Schaden aus dem Abstieg in die 3. Liga bezifferte Gans auf "gut und gerne fünf Millionen Euro", für die laufende Saison. "Wir mussten Mitarbeiter entlassen", so Gans. Noch höher werde der Schaden, wenn der Wiederaufstieg nicht gelinge. "Der Verein ist aber auch im Image-Bereich geschädigt. Wir sind Opfer und nicht Täter", so Gans. Osnabrücks damaliger Trainer Claus-Dieter Wollitz reagierte emotional auf das Teilgeständnis seines früheren Spielers: "Das reißt mir glatt die Füße weg. Wenn wir dringeblieben wären, hätte ich mit dem VfL noch viel erreichen können. Es tut so weh, all diese schrecklichen Dinge zu hören", sagte Wollitz der "Hamburger Morgenpost". Sandhausens Trainer Gerd Dais erklärte, er sei "froh und erleichtert, dass das Thema für unseren Verein nun durch ist". Die Trennung von dem Spieler tue sportlich weh, "ist aber nicht zu ändern".

Im Gegensatz zu Sandhausen hat Regionalligist SC Verl noch keine Konsequenzen gezogen, der Status des wegen des Wettskandals suspendierten SC-Kapitäns Patrick Neumann ist unverändert. "Nein, es gibt noch nichts. Und vor Ende dieser Woche ganz bestimmt nicht", sagte der SC-Vorsitzende Peter Mankartz. Neumann hatte zuvor zugegeben, für manipulierte Spiele 500 Euro angenommen zu haben. Nach Angaben von Neumanns Anwalt Lutz Klose sind weitere Aussagen denkbar. Währenddessen fürchtet Neumann Racheakte der Wettmafia. Er halte sich derzeit an einem unbekannten Ort versteckt, bestätigte Klose dem "Kölner Stadtanzeiger". "Patrick geriet in Furcht und Panik. Er kann die Kontaktmänner identifizieren", sagte Anwalt Klose, "es wurde nicht nur mit List und Schmiergeld, sondern auch mit Einschüchterung und Gewalt agiert."

Auch die Europäische Fußball-Union (Uefa) reagierte auf den Wettskandal und suspendierte den ukrainischen Referee Oleg Orijechow, der Kontakt zur Wettmafia gehabt haben soll.

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