Schumi schwitzt für seine RückkehrMercedes fände eine Sauber-Rückkehr prima"Großartig für unseren Sport"

Hamburg. Michael Schumacher schwitzt auf dem Rad, trainiert mit seiner alten Nackenmuskulaturmaschine und bereitet sich intensiv auf sein Comeback vor. Während die Sportwelt von Lance Armstrong bis Franz Beckenbauer einen Tag nach der Ankündigung des Formel-1- Rekordweltmeisters Kopf stand, brachte der Perfektionist schon seinen Körper in Hochform

Hamburg. Michael Schumacher schwitzt auf dem Rad, trainiert mit seiner alten Nackenmuskulaturmaschine und bereitet sich intensiv auf sein Comeback vor. Während die Sportwelt von Lance Armstrong bis Franz Beckenbauer einen Tag nach der Ankündigung des Formel-1- Rekordweltmeisters Kopf stand, brachte der Perfektionist schon seinen Körper in Hochform. Die Untersuchung zum Fitnesszustand würde einige Tage in Anspruch nehmen, erklärte der Chefarzt der Sportklinik in Bad Nauheim, Dr. Johannes Peil, gestern. "Wenn Michael nicht so hart in all den vergangenen Monaten gearbeitet hätte, wäre das alles gar nicht möglich." Bis zum Großen Preis von Europa am 23. August in Valencia werde man ein "Notprogramm" absolvieren. Die Zeit drängt.

Letztlich wird Peil mit seinen Ärzten und Orthopäden dem inzwischen 40 Jahre alten Schumacher endgültig Grünes Licht geben, wenn alle Untersuchungen erfolgreich abgeschlossen wurden. Sein Arbeitgeber Ferrari prüft parallel, ob der 91-malige Grand-Prix-Sieger im Einklang mit dem Reglement wenigstens ein paar Kilometer mit einem Vorjahres-Auto absolvieren darf. Tests sind seit dieser Saison verboten. Mehr als Probesitzen im Cockpit der "Roten Göttin" des verunglückten Felipe Massa wird nicht drin sein. Unter anderem muss der Sitz des F60, den Schumacher noch kein einziges Mal pilotierte, neu eingestellt werden.

Wenigstens um seinen neuen Formel-1-Führerschein muss sich Schumacher keine Gedanken machen. Der Kerpener bekommt die so genannte Superlizenz. Schumacher, der sein bis dato letztes Rennen am 22. Oktober 2006 in Sao Paulo absolvierte, erfüllt die in Artikel 5.1.2a im Appendix des Internationalen Sporting Code genannten Bedingungen, wonach ein Pilot in den vorhergehenden drei Jahren mindestens 15 Rennen absolviert haben muss. 2006 ging er 18 Mal an den Start. Lediglich die Gebühr muss der Multimillionär noch bezahlen; den Antrag hatte den Regularien entsprechend der Deutsche Motorsport-Bund gestellt.

In der ganzen Motorsport-Szene wird Schumachers Plan nach unzähligen Negativschlagzeilen als Geschenk angesehen. Nicht wenige trauen dem einstigen Super-Star zu, bei seinem 251. Grand Prix gleich wieder vorne mitzufahren. Mit Sicherheit kann er erfolgreich zurückkommen. Seine Messlatte wird zunächst sein Ferrari-Teamkollege Kimi Räikkönen sein.Stuttgart/München. Servus BMW - Grüezi Sauber? Kaum hat der bayerische Automobilkonzern seinen Ausstieg aus der Formel 1 verkündet, schießen Spekulationen über eine Rückkehr seines einst selbstständigen Schweizer Partners in die Königsklasse ins Kraut. "Wir prüfen für den Standort Hinwil verschiedene Möglichkeiten. BMW wird keine Formel-1-Motoren liefern", hieß es bei BMW gestern auf die Frage, ob es denkbar sei, dass Sauber dank finanzieller, personeller und logistischer Unterstützung nächstes Jahr wieder als eigenständiges Grand-Prix-Team antrete.

Mercedes würde eine Rückkehr von Peter Sauber (Foto: dpa) begrüßen. Schließlich absolvierten die Schwaben ihr Formel-1-Comeback in den 90er Jahren an der Seite des Schweizers. "Das wäre großartig. Ich habe keine entsprechenden Kenntnisse, aber so eine Konstellation hat auch Brawn GP nach dem Honda-Ausstieg geschafft", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.

Wenige Stunden nach der überraschenden BMW-Vollbremsung am Mittwoch hatten die in der Teamvereinigung Fota zusammengeschlossenen Rennställe bekannt gegeben, Sauber könne Mitglied bleiben. Zudem bemühe sich die Fota um Unterstützung. Schweizer Medien reagierten kritisch auf den BMW-Ausstieg und wiesen auf die ungewisse Zukunft der über 400 Beschäftigten in Hinwil hin. "Der unbarmherzige BMW-Vorstand in München, dem die Euros näher liegen als WM-Punkte, hat seinen treuen Vorzeigechef und Bürokraten Mario Theissen für 2010 aus der Boxengasse zurückgepfiffen", schrieb der "Blick" gestern. "Den 420 Mitarbeitern in Hinwil bringen jetzt die gefärbten BMW-Worte von einem schwer gefallenen Entscheid und einer neuen Strategieausrichtung wenig. Diese Menschen haben nur noch eine Hoffnung: Peter Sauber." Der "Tages-Anzeiger" urteilte: "Zum neuen Image von BMW mag die Formel-1-Fabrik nicht mehr passen. Doch Peter Sauber würde sie immer noch gut anstehen, schließlich ist sie sein Lebenswerk."

Bei Mercedes und Toyota ist ein Ausstieg trotz der weltweiten Wirtschaftskrise kein Thema. Haug: "Unser Engagement in der Formel 1 wurde gestern erneut bestätigt." Die in Köln ansässigen Grand-Prix-Verantwortlichen des japanischen Unternehmens hatten aus Tokio Grünes Licht erhalten. dpa Hamburg. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug (Foto: dpa) hat mit Freude auf die Rückkehr von Michael Schumacher reagiert: "Das ist das Beste, was der Formel 1 passieren kann und einfach großartig für unseren Sport. Ich hoffe, dass sich Michaels Vorbereitungen alle positiv gestalten und sein Einsatz möglich wird." Er betonte, dass man aber auch an Felipe Massa denken müsse, der am vergangenen Samstag auf dem Hungaro-Ring in Ungarn im Ferrari verunglückt war. An Stelle des Brasilianers, der schwere Kopfverletzungen erlitt, soll Schumacher am 23. August in Valencia an den Start gehen. "Ich will heimgehen. Ich fühle mich komplett gut", sagte Massa gestern nach Angaben seines Arztes Dino Altmann in Budapest. Möglicherweise kann er das dortige Krankenhaus an diesem Sonntag verlassen. dpa

Meinung

Schumi nicht nur ein Werbegag

Von SZ-Redakteur

Walter Koster

Jetzt steht Schumi nicht mehr als Berater am Kommandostand, sondern sitzt mitten drin - im roten Ferrari. Für seine Fans ein Fest wie Weihnachten und Ostern zusammen. Und für den Traditionsrennstall eine unbezahlbare Publicity. Mit dieser Entscheidung werden Schumacher und Ferrari für den Rest der Saison die ganze Aufmerksamkeit auf sich lenken - und von schwächelnden Auftritten ablenken. Schumi wird Button, Vettel, Webber und Räikkönen zumindest neben der Strecke zu Statisten degradieren. Ferrari aber hat sich mit seiner Verpflichtung nicht nur einen der größten Werbegags erdacht: Jetzt haben die Roten die einmalige Gelegenheit, ihren reaktivierten Angestellten wieder stark in die Entwicklungsarbeit einzubinden. Und dafür gibt es in Maranello keinen Ersatz. Keiner kann den Ingenieuren so viel an Rückmeldung geben. Ferrari wird von Schumis Mitarbeit am Auto fürs nächste Jahr immens profitieren.

Hintergrund

Spektakuläre Rückkehrer im Sport:

Lance Armstrong: Wie Michael Schumacher die Formel 1 dominierte der US-Amerikaner jahrelang den Radsport. Mit sieben Titeln in Folge (1999 bis 2005) ist er Rekordsieger der Tour de France. Nach dreieinhalb Jahren Rennpause feierte er im Januar dieses Jahres bei der Tour Down Under in Australien seine Rückkehr. Bei der Tour de France 2009 wurde er Dritter.

Niki Lauda: Zwei Weltmeister-Titel (1975, 1977) und einen schweren Unfall (1976) hatte Niki Lauda hinter sich, als er 1979 seine Karriere als Formel-1-Rennfahrer beendete. Der Österreicher baute in der Folgezeit eine eigene Fluglinie auf. Um die zu unterstützen, kehrte er 1982 in die Formel 1 zurück. Zwei Jahre später wurde er erneut Weltmeister, ehe er seine Karriere 1985 beendete.

Michael Jordan: "Air Jordan" gewann sechs NBA-Meisterschaften mit den Chicago Bulls und zwei olympische Goldmedaillen. Allein drei Titel holte der US-Amerikaner nach seinem ersten Comeback 1995. 2000 wurde er Manager der Washington Wizards. Von 2001 an spielte er noch einmal zwei Jahre für den Club.

George Foreman: 21 Jahre nach seinem ersten Titelgewinn (1973) wurde George Foreman am 5. November 1994 zum zweiten Mal Schwergewichts-Weltmeister im Boxen. Im Alter von 45 Jahren schlug er Titelverteidiger Michael Moorer K.o. 1987 war er nach zehn Jahren Pause in den Ring zurückgekehrt. Eine zweites Rückkehr im Jahr 2005 scheiterte am Einspruch seiner Ehefrau.

Mark Spitz: Kaum ein Comeback ging so schief wie das des US-Schwimmers. 1972 gewann er bei den Olympischen Spielen in München sieben Goldmedaillen. 1992 scheiterte er im Alter von 41 Jahren beim Versuch, sich für die Spiele in Barcelona zu qualifizieren.

Monica Seles: Ein psychisch gestörter Fan ihrer Rivalin Steffi Graf stach der damaligen Weltranglisten-Ersten 1993 ein Messer in den Rücken. Zwei Jahre lang bestritt Monica Seles anschließend kein Tennis-Spiel mehr. 1995 fkam sie zurück und gewann gleich ihr erstes Turnier in Toronto ohne Satzverlust. Es war einer von insgesamt 53 Titeln.

Pelé: 1088 Tore in 1114 Spielen schoss der dreimalige Weltmeister für "seinen" Club FC Santos. 1974 gab der Brasilianer das Ende seiner Karriere bekannt. Ein Jahr später ließ er sich aber noch einmal für zwei Jahre in die US-Profiliga locken. Bei Cosmos New York spielte Pelé in dieser Zeit mit Franz Beckenbauer zusammen. dpa

Auf einen Blick

Der Motorsport-Weltverband FIA entscheidet am 18. August über den Einspruch des französischen Motorsport-Verbands gegen die Sperre Renaults für das Rennen in Valencia. Die FIA hat den Rennstall für das Rennen am 23. August suspendiert, weil sich am Auto Fernando Alonsos während des Grand Prix in Ungarn eine Radkappe und das rechte Vorderrad gelöst hatten. Vorwurf: Das Team habe ihn trotz unzureichend befestigter Radmuttern aus der Box gelassen.dpa

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