Schüttler spielt mit Wut im Bauch

Peking. In der feuchten Hitze von Peking haben Rainer Schüttler und der Tennis-Weltverband ITF ihre verbale Schlammschlacht auch am Tag der Eröffnungsfeier der XXIX. Olympischen Spiele unverändert fortgesetzt

 Harter Return: Rainer Schüttler konterte die Kritik des Weltverbandes in scharfer Form. Foto: Robertodiaz

Harter Return: Rainer Schüttler konterte die Kritik des Weltverbandes in scharfer Form. Foto: Robertodiaz

Peking. In der feuchten Hitze von Peking haben Rainer Schüttler und der Tennis-Weltverband ITF ihre verbale Schlammschlacht auch am Tag der Eröffnungsfeier der XXIX. Olympischen Spiele unverändert fortgesetzt. Statt sich mit aller Konzentration auf das an diesem Sonntag startende Tennisturnier vorbereiten zu können, musste sich der 32 Jahre alte Wimbledon-Halbfinalist am Freitag über eine Mail von ITF-Präsident Francesco Ricci Bitti ärgern.

Schüttler ist schockiert

Nicht die geforderte Entschuldigung seitens der ITF erreichte Schüttler im olympischen Dorf, sondern der Vorwurf, in einem Offenen Brief "so viele Unwahrheiten verbreitet zu haben, dass es der ITF unmöglich sei, auf all diese zu antworten". In der kühlen Mitteilung, in der dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) erneut der Vorwurf gemacht wurde, Denis Gremelmayr und Michael Berrer trotz erfüllter ITF-Norm nicht nominiert zu haben, fehlte jedes entschuldigende Wort Richtung Schüttler, der seinen Startplatz vor dem obersten internationalen Sportgerichtshof CAS erstritten hatte. "Die ITF wünscht ihm viel Glück, obwohl er nicht für Peking qualifiziert war", heißt es in einer Reaktion der ITF, die Schüttler als "schockierend und rufschädigend" bezeichnete. Die Standpunkte sind unversöhnlich. Schüttler warf der ITF vor, mit falschen Fakten argumentiert zu haben. "Dies zeigt den fehlenden Respekt vor mir, meinen Kollegen und dem DOSB. Meiner Ansicht nach darf ein Verband nicht so handeln. Ich fordere eine Entschuldigung der ITF an alle Personen und Organisationen, die davon betroffen waren", erklärte Schüttler. Der Verband sei bisher nicht in der Lage gewesen, klare Regeln für die Olympischen Spiele zu schaffen. "Die ITF hat zum dritten Mal ihre Hausaufgaben nicht erledigt. Aber das Schlimmste ist, dass sie, statt die Probleme zu lösen, anderen Sportorganisationen die Schuld daran gibt", so Schüttler, der findet: "Es gibt drei wichtige Dinge im Sport: Respekt, Fairness und Akzeptanz." Diese Grundsätze habe die ITF verletzt.

Eine optimale Vorbereitung sieht anders aus. Dabei wird Schüttler seine ganze Konzentration brauchen - und einen Lauf wie zuletzt in Wimbledon, wenn er nicht früh scheitern will. Dabei ist der Fokus noch nicht einmal auf den an Nummer drei gesetzten Serben Novak Djokovic gerichtet, der in der zweiten Runde der Gegner sein könnte. Schon Auftaktgegner Kei Nishikori könnte sich als Stolperstein erweisen. Der Japaner steht zwar nur auf Position 124 der Weltrangliste, hat aber eine extrem starke Rückhand. "Rainer wird ihn ernst nehmen müssen", warnt sein daheimgebliebener Trainer Dirk Hordorff.

"Null problemo" für Kiefer

Während Schüttler streitet, ist Nicolas Kiefer bereit für die Spiele. "Die hohe Luftfeuchtigkeit wird vielleicht ein Problem, aber das ist für alle gleich, also null problemo", sagt der Hannoveraner, der sich im Doppel mit Schüttler für die knappe Niederlage im olympischen Endspiel vor vier Jahren revanchieren will. Doch seit der Auslosung scheint schon Silber in aussichtslose Ferne gerückt zu sein. In der zweiten Runde nämlich wartet vermutlich das weltbeste Doppel Mike und Bob Bryan aus den USA.

Die Medaillen-Chancen im Einzel sind auch für Kiefer gering: Gold und Silber sind eigentlich für Roger Federer und Rafael Nadal reserviert. Die puren Zahlen sprechen dabei für den Spanier, der zuletzt in Paris und Wimbledon Federer das Fürchten lehrte. dpa

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