Schön schnell

Saarbrücken · Jenna Pletsch hatte fast die Lust am Hürdenlauf verloren – bis die ehemalige Sprinterin Lisa Schorr sie unter ihre Trainer-Fittiche nahm. Das soll sich bei den Hallenmeisterschaften in Karlsruhe bereits auszahlen.

 Mächtig gut Laune versprühen Hürdenläuferin Jenna Pletsch (links) und ihre Trainerin Lisa Schorr einige Tage vor bei den deutschen Hallenmeisterschaften. Foto: Oliver Dietze

Mächtig gut Laune versprühen Hürdenläuferin Jenna Pletsch (links) und ihre Trainerin Lisa Schorr einige Tage vor bei den deutschen Hallenmeisterschaften. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Vertraut sitzen Jenna Pletsch und Lisa Schorr auf den weichen Matten der Stabhochsprunganlage. Wie zwei Schulfreundinnen scherzen sie miteinander, ergänzen die Sätze der anderen und fangen, nach kurzem Blickkontakt, gleichzeitig an zu lachen. Nach der letzten "sehr guten" Einheit vor den deutschen Hallenmeisterschaften der Leichtathletik in Karlsruhe am kommenden Wochenende wirken beide entspannt und zufrieden: Pletsch, die Hürdensprinterin und Schorr, ihre Trainerin.

Noch letzten Sommer hätten beide kaum unglücklicher sein können. Pletsch, deren Suche nach ihrer alten Form - nun schon im vierten Jahr - erfolglos verlief. Und Schorr, die sich beim Pfingstsportfest in Rehlingen noch vor dem Start so schwer verletzte, dass ihre aktive Karriere von der einen auf die nächste Sekunde beendet war. Dennoch wagte sich die 32-jährige, die die 100 Meter 2009 in 11,34 Sekunden so schnell lief wie keine Saarländerin zuvor und danach nur wenige Monate später ins Bungert-Stadion nach Rehlingen zu den Saarlandmeisterschaften. "Ich wollte einfach hin und gucken", erzählt Schorr, die nicht ahnen konnte, dass sie und Pletsch nur wenige Gespräche später ein Team sein würden.

Sie sah dort eine "nicht wirklich gute und total unglückliche Jenna Pletsch. Sie hat mir super leid getan". Dabei war es nicht einmal ihre wenig überzeugende Leistung, sondern der schlechte Gesamteindruck, den Pletsch vermittelte. "Ich wusste damals nicht, ob ich überhaupt weitermachen sollte", sagt Pletsch, "ich war kurz davor, aufzuhören." Dabei hat die 23-Jährige schon ganz früh große Erfolge gefeiert. 2010 erlebte die mehrfache deutsche Meisterin der Junioren ihren Höhepunkt, wurde U20-Vizeweltmeisterin. Sie galt als das große Talent und gehörte zu den großen Hoffnungen der saarländischen Leichtathletik.

Doch die letzten vier Jahre verliefen eben alles andere als optimal. 2011 und 2012 warfen sie Verletzungen und Operationen am linken Knie immer wieder zurück. Auch 2013 und 2014 lief sie den eigenen Erwartungen hinterher. Eine Zeit, "in der vieles schief lief, das Umfeld nicht gepasst hat" und sie das Vertrauen in ihren eigenen Körper fast verloren hatte. "Wenn du immer hart trainierst und es sich nie auszahlt, ist das zermürbend", sagt Pletsch.

Seit sie mit Lisa Schorr zusammenarbeitet, scheint das verloren geglaubte Vertrauen Stück für Stück zurückzukommen. "Es macht einfach wieder Spaß", sagt Pletsch. Zudem scheint Schorr an den richtigen Schrauben zu drehen. "Jenna hat einfach Talent, bei ihr macht sich Training sofort bemerkbar", sagt sie, "aber wir genießen von vielen Seiten viel Vertrauen." Vor allem von Hürden-Bundestrainer Rüdiger Harksen, der beide gut kennt.

Der Erfolg spricht für die beiden. Nie zuvor ist Pletsch so schnell in die Saison gestartet, wie in diesem Jahr. Mit ihren 7,55 Sekunden auf der "flachen Strecke" über 60 Meter kommt auch "das Vertrauen wieder zurück", sagt Pletsch. Das Vertrauen in die Trainerin und in die eigene Leistungsfähigkeit, um kurzfristig in Karlsruhe "gute Zeiten" zu laufen und langfristig auch international wieder zu glänzen.

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