Schnell wieder in den Wettkampf-Modus

Mailand · Nach der Privataudienz bei Papst Franziskus will die deutsche Nationalmannschaft das Länderspiel-Jahr mit einem historischen Sieg-Hattrick in Mailand gegen Italien beenden. Jonas Hector wird zunächst wohl auf der Bank Platz nehmen.

 Mannschaftsaufstellung beim Papst: Die deutsche Weltmeisterelf war gestern im Vatikan zu Gast bei Papst Franziskus (links). Und knöpften sich ihre Sakkos zu. Foto: Romano/dpa

Mannschaftsaufstellung beim Papst: Die deutsche Weltmeisterelf war gestern im Vatikan zu Gast bei Papst Franziskus (links). Und knöpften sich ihre Sakkos zu. Foto: Romano/dpa

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Joachim Löw und seine Nationalspieler waren auch Stunden nach der Privataudienz bei Papst Franziskus noch tief bewegt - doch der Fokus richtete sich schnell auf den möglichen historischen Hattrick gegen Italien. "Es wäre schön und wünschenswert, wenn uns das gelingen würde", sagte Bundestrainer Löw vor dem heutigen Klassiker (20.45 Uhr/ARD) in Mailand . Der Weltmeister hat seit dem ersten Länderspiel 1923 gegen die Squadra Azzurra in 34 Duellen noch nie drei Siege in Folge gegen den langjährigen Angstgegner gefeiert.

Nach dem Ausflug mit Klassenfahrt-Charakter nach Rom schaltete die Auswahl des Deutschen-Fußball-Bundes (DFB) vor dem letzten Länderspiel des Jahres im Giuseppe-Meazza-Stadion wieder in den Wettkampf-Modus. "Das geht ganz schnell, wir sind das gewohnt. Gegen Italien ist es immer ein prickelndes Spiel", sagte Mats Hummels vor dem Duell der viermaligen Weltmeister.

Am frühen Montagmorgen waren das Spiel und der mögliche dritte Sieg in Serie gegen die Italiener nach dem 4:1 in München im März und dem Erfolg im Elfmeter-Krimi im EM-Viertelfinale noch weit weg. In grauen Anzügen und mit schwarzen Krawatten betrat die von Präsident Reinhard Grindel angeführte rund 50-köpfige DFB-Delegation den Apostolischen Palast des Vatikans.

"Ich freue mich, den amtierenden Fußball-Weltmeister hier zu empfangen", sagte Franziskus in seiner auf Italienisch gehaltenen und anschließend übersetzten Ansprache: "Siege im Fußball sind immer Mannschaftssiege. Ihre Mannschaft definiert sich über diese Qualität. Dabei sind Siege im Spitzensport nicht nur von einer großen Disziplin abhängig, sondern auch von Verantwortung und Respekt füreinander. Das macht Sie erfolgreich."

Die Nationalmannschaft schenkte dem fußballbegeisterten Franziskus ein gerahmtes Trikot mit den Unterschriften aller Spieler und der Aufschrift: "Fußball verbindet uns". Als Teammanager Oliver Bierhoff , Mats Hummels und Thomas Müller dem Pontifex während der knapp einstündigen Audienz ein von Kindern des von Torhüter Manuel Neuer in Gelsenkirchen betriebenen Jugendhauses "Manus" bemaltes Tuch überreichten, lächelte der Argentinier Franziskus. Das verlorene WM-Finale gegen die DFB-Auswahl vor zwei Jahren in Rio war kein Thema mehr.

"Das war ein Moment, den niemand in seinem Leben vergessen wird", sagte Grindel über den Besuch im Vatikan: "Ich glaube, dass das unsere Spieler sehr bewegt hat." Hummels bestätigte die Einschätzung des Präsidenten: "Der Besuch war wirklich sehr beeindruckend."

Als der Mannschaftsbus um 12.51 Uhr vor dem Teamhotel Melia Milano vorfuhr, lag die Konzentration aber wieder auf dem Sportlichen. "Der Start nach der EM macht mir unheimlich Freude. Wir wollen diesen positiven Trend in Mailand fortsetzen", sagte Bierhoff.

Dabei soll auch Yannick Gerhardt als 86. Debütant der Ära Löw helfen. Der Wolfsburger wird hinten links in der Viererkette für den Auersmacher Jonas Hector zum Einsatz kommen. Das verriet Löw gestern. Hector kann heute also nur saarländischer Rekordnationalspieler werden, wenn er im Laufe der Partie eingewechselt wird. Aktuell teilt sich der 26-Jährige die Bestmarke von 25 Partien mit Stefan Kuntz .

Das Tor wird heute Bernd Leno hüten, Benedikt Höwedes rückt in die Innenverteidigung neben Hummels. Torjäger Mario Gomez wird nach seinem im WM-Quali-Spiel in San Marino (8:0) erlittenen Bluterguss aber wohl dabei sein können.Die italienische Fußball-Nationalmannschaft befindet sich vor dem Klassiker heute (20.45 Uhr/ARD) in Mailand gegen Deutschland im Umbruch. Italienische Medien schrieben schon über die "grüne Revolution" in Anspielung auf das Alter mehrerer Spieler, die Trainer Giampiero Ventura als Ersatz für die verletzten Andrea Barzagli, Giorgio Chiellini und Claudio Marchisio berufen hat.

"Es besteht für viele Talente eine große Chance, das zu zeigen, was sie können", sagte Ventura, Nachfolger von Antonio Conte (FC Chelsea). Vier Monate sind seit der Niederlage der Italiener gegen Deutschland im Elfmeterschießen beim EM-Viertelfinale in Bordeaux vergangen, doch bei den Azzurri ist kein Stein auf dem anderen geblieben.

Komplett aus dem Rahmen fällt Kapitän und Torwart-Ikone Gianluigi Buffon, der schon 38 Lenze zählt, im stark verjüngten Kader der Azzurri. Zu den "Senatoren" zählen neben Buffon und AS-Rom-Stürmer Daniele Rossi erfahrene Spieler wie Lorenzo Insigne und Marco Verratti. Auf Frankreich-Legionär Mario Balotelli von OGC Nizza, Italiens EM-Held von 2012, verzichtete der Trainer. "Balotelli spielt kontinuierlich seit zwei Monaten auf höherem Niveau. Doch dieser Zeitraum ist zu kurz", äußerte er.

Große Hoffnungen setzt Ventura auf den 22 Jahre alten Mittelfeldspieler von Atalanta Bergamo, Roberto Gagliardini, und auf den 24 Jahre alten Abwehrspieler Armando Izzo vom FC Genua. Auch Gianluca Lapadula vom AC Mailand und Matteo Politano, Stürmer bei Sassuolo Calcio, zählen zu den Debütanten. Im Fokus steht Teenager-Torwart Gianluigi Donnarumma vom AC Mailand , der am 25. Februar 2017 18 Jahre wird.

Zum Thema:

Auf einen Blick Voraussichtliche Aufstellungen: Deutschland: Leno (Bayer Leverkusen/24 Jahre/2 Länderspiele) - Kimmich (Bayern München/21/10), Höwedes (Schalke 04/28/42), Hummels (Bayern München/27/54), Gerhardt (VfL Wolfsburg/22/0) - Weigl (Borussia Dortmund/21/3), Gündogan (Manchester City/26/19) - Müller (Bayern München/27/82), Meyer (Schalke 04/21/4), Gnabry (Werder Bremen/21/1) - Götze (Bor. Dortmund/24/61). Italien: Buffon (Juventus Turin/38/166) - Darmian (Manchester United/26/26), Bonucci (Juventus/29/66), Astori (AC Florenz/29/12), De Sciglio (AC Mailand /24/30) - Parolo (Lazio Rom/31/28), Verratti (Paris St. Germain/24/19), de Rossi (AS Rom/33/109) - Candreva (Inter Mailand/29/44), Belotti (FC Turin/22/4), Immobile (Lazio Rom/26/19). dpa

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