Schatten über dem Testspiel

Paris · Fußball-Weltmeister Deutschland hat das Test-Länderspiel in Frankreich verloren. Das Ergebnis spielte aber angesichts von Anschlägen in Paris – auch rund um das Stadion – überhaupt keine Rolle.

Fußball-Weltmeister Deutschland hat beim EM-Härtetest gegen Gastgeber Frankreich eine 0:2 (0:1)-Niederlage bezogen. Möglicherweise noch unter dem Eindruck der Ereignisse der letzten Tage mit dem Rücktritt von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und einer Hotel-Evakuierung am Freitagmorgen wegen einer Bombendrohung zeigte das DFB-Team im EM-Finalstadion von Paris eine über weite Strecken schwache Leistung. Überschattet wurde das Spiel von Ausschreitungen in Paris , bei denen laut der französischen Polizei bei Redaktionsschluss mindestens 18 Menschen getötet wurden.

Die dritte Niederlage im neunten Spiel des Jahres 2015 besiegelten Stürmer Olivier Giroud (45.+1) und Andre-Pierre Gignac (86.). Zwei Minuten vor dem 0:1 hatte Rückkehrer Mario Gomez in seinem ersten Länderspiel nach 436 Tagen die große Chance zur Führung vergeben. Durch die Niederlage ging auch das Debüt des EM-Trikots daneben, dass der Weltmeister am Freitag erstmals trug. Am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF ) in Hannover gegen die nicht für die EM qualifizierten Niederlande strebt das Team von Bundestrainer Joachim Löw nun zumindest einen versöhnlichen Jahresabschluss an.

Doch das Spiel war am Freitag nur Nebensache: Nach Polizei-Angaben gab es in der Nähe des Stadions Explosionen, in der Stadt Schießereien mit mindestens 18 Toten. Zudem kam es in der Konzerthalle Bataclan zu einer Geiselnahme. Während des ersten Halbzeit war ein lauter Knall zu hören gewesen, der zunächst nicht zuzuordnen war. Frankreichs Staatspräsident François Hollande verließ zur Halbzeit das Stadion. Die Arena wurde zwischenzeitlich abgeriegelt, niemand durfte sie betreten oder verlassen, über dem Stadion kreisten Hubschrauber.

Sportlich hatte Löw im Stade de France einmal mehr überrascht. Gegen die Franzosen setzte der 55-Jährige auf ein 3-4-2-1-System. Letztmals hatte Deutschland zuvor im Juni mit einer Dreierkette beim 7:0 gegen Gibraltar agiert. Antonio Rüdiger, Mats Hummels und Jerome Boateng bildeten den Abwehrriegel. Matthias Ginter und Jonas Hector, zuletzt noch auf den Außenpositionen in der Viererkette, agierten etwas vorgezogen. Der Auersmacher Hector musste allerdings bereits in der 34. Minute mit einer Oberschenkelprellung ausgewechselt werden, der Kölner war bis dahin der einzige DFB-Spieler gewesen, der 2015 noch keine Minute verpasst hatte.

In der ersten halben Stunde kam das DFB-Team nur ganz selten in die gegnerische Hälfte. Es folgte eine erste kleine Chance für Gomez (38./Außennetz) und die größere nach Vorlage von Müller (43.), bei der der Stürmer von Besiktas Istanbul den Ball über das Tor drosch. Ausgerechnet in die deutsche Drangphase fiel das Tor der Franzosen, als Giroud nach sensationeller Vorlage von Anthony Martial aus vier Metern unhaltbar für Manuel Neuer vollstreckte.

Das sportliche Geschehen hatte nach der Nachricht der Anschläge in der Stadt plötzlich nur noch eine Nebenrolle. Deutschland hatte bei einem Pfostenschuss von Thomas Müller aus 22 Metern noch eine große Chance (77.), ehe Gignac alles klar machte.

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