Schalker Kandidaten-Kreisel

Gelsenkirchen. In der Bundesliga läuft der FC Schalke 04 den hohen eigenen Ansprüchen hinterher. Im Wettbewerb um die heftigsten Trainer-Spekulationen liegt der Klub ganz weit vorn. Möglicherweise sind seine Verdienste daran geringer als die der allgegenwärtigen Laufbahnberater im Profifußball

Gelsenkirchen. In der Bundesliga läuft der FC Schalke 04 den hohen eigenen Ansprüchen hinterher. Im Wettbewerb um die heftigsten Trainer-Spekulationen liegt der Klub ganz weit vorn. Möglicherweise sind seine Verdienste daran geringer als die der allgegenwärtigen Laufbahnberater im Profifußball. Aber Tatsache ist, dass in einer Woche gleich sechs Kandidaten für die Übernahme des Cheftrainerjobs auf Schalke im Sommer genannt wurden: Mike Büskens (Greuther Fürth), Roberto Di Matteo (bis 2012 Chelsea London), Thomas Tuchel (Mainz 05), Lucien Favre (Borussia Mönchengladbach), Stefan Effenberg (TV-Experte) und - ganz neu - Jupp Heynckes (Bayern München). Die einzige Überraschung: Weder Hans Meyer (Präsidium Mönchengladbach) noch Otto Rehhagel tauchen auf der Liste auf.

Heldt kommentiert nichts

Natürlich wurde gestern flugs auch die Spekulation um Heynckes dementiert. Schalkes Sportdirektor Horst Heldt erklärte: "Da wird ein Name genannt und damit spekuliert wie mit vielen anderen Namen zuvor auch, und es wird vermutlich auch nicht der letzte sein. Wir werden das nicht mehr kommentieren." Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß bezeichnete die Meldung als "Aprilscherz". Dass in jüngerer Vergangenheit selbst härtere Dementis nicht unbedingt aussagekräftig waren - Pep Guardiola ging trotzdem zu den Bayern, Nuri Sahin kehrte zu Borussia Dortmund zurück -, ist dabei zunächst mal nur eine Fußnote.

Tatsache ist, dass die Position des Schalker Cheftrainers Jens Keller von Woche zu Woche wackliger wird. Selbst sein alter Freund Heldt vermied zuletzt die branchenüblichen Treueschwüre. "Wir wollen", sagte er nach dem glücklichen 2:2 in Mainz, "an dem festhalten, was wir gemeinsam verabschiedet haben." Er hat nicht gesagt: "Wir werden." Und er hat auch betont: "Wir brauchen im Sommer die Neuorientierung."

Bislang war es Kellers Glück, dass sich Schalke offenbar keinen Interimstrainer leisten will, bis am Saisonende der nächste starke Mann seinen Dienst antritt. Dieser feste Vorsatz kann selbstverständlich noch ins Wanken geraten. Dann nämlich, wenn Keller weiter Ergebnisse schuldig bleibt. Er hat mit den Schalkern das Pokal-Viertelfinale verpasst, er wurde mit dem Team in der Liga durchgereicht. Und der 5:4-Erfolg über Hannover machte wegen der haarsträubenden Abwehrfehler niemanden froh.

Morgen gegen Galatasaray

Nun fährt Keller mit seiner Mannschaft in der Champions League zu Galatasaray Istanbul (morgen, 20.45 Uhr). Die Achtelfinalspiele sind Chance und Gefahr zugleich. Sie bieten die Gelegenheit zum Befreiungsschlag. Aber sie können die Krise auch so richtig festschreiben. Und ob Heldt dann noch "an dem festhält, was wir gemeinsam verabschiedet haben", ist ungewiss. Sehr ungewiss. pet

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