Schalke, wie es leibt und lebt

Gelsenkirchen · Auf einer turbulenten Jahreshauptversammlung ist Schalke-Boss Clemens Tönnies erneut in den Aufsichtsrat gewählt worden. Doch die Wut der Fans über den Vertrag mit der Ticketbörse Viagogo setzte ihm zu.

77 Prozent der Mitglieder wählten Clemens Tönnies wieder in den Aufsichtsrat, doch freuen wollte sich der starke Mann von Schalke 04 nach einer turbulenten Jahreshauptversammlung des Fußball-Bundesligisten mit Pfiffen und Beschimpfungen nicht. "Wenn das der Umgang ist, den wir in Zukunft pflegen, dann verspreche ich, dass das die letzte Wahl war, der ich mich gestellt habe", sagte der 57-Jährige, sichtlich schockiert von der geballten Fan-Wut.

Auf die Palme hatte viele der 9000 Mitglieder in der siebenstündigen Veranstaltung in der Schalker Arena der umstrittene Vertrag mit der Ticketbörse Viagogo gebracht. 3,6 Millionen Euro kassiert der Club in den nächsten drei Jahren dafür, dass der Internethändler pro Jahr 3000 Karten mit maximal 100-prozentigem Aufschlag weiterverkauft und alle Ticketverkäufe von Fan zu Fan übernimmt. Die Vorwürfe, die sich Tönnies anhören musste, waren heftig: "Undemokratisch und mitgliederverachtend" seien sie vorgegangen." "Wir haben Prügel bekommen, wie ich sie in 19 Jahren noch nie erlebt habe", gab Tönnies zu, der seit 1994 im Aufsichtsrat sitzt und ihn seit 2001 führt. Er habe sich zum ersten Mal "wie ein Spieler gefühlt, der ausgepfiffen wird."

Die Viagogo-Gegner setzten eine Probeabstimmung durch, in der sich die überwältigende Mehrheit für einen sofortigen Ausstieg aus dem Vertrag aussprach - allerdings ohne rechtliche Folgen. "Wir würden uns gut überlegen, diesen Kontrakt noch mal zu machen", sagte Tönnies selbstkritisch. Rückgängig könne man die Zusammenarbeit nicht mehr machen. "Es ist das Gebot eines ordentlichen Kaufmanns, Verträge einzuhalten", sagte er.

Auch Finanzvorstand Peter Peters wurde mit einem Pfeifkonzert begrüßt. Die Zahlen, die er präsentierte, interessierten nur am Rande. Mit 190,8 Millionen Euro hat der Bundesliga-Vierte den zweithöchsten Umsatz der Vereinsgeschichte erreicht. Trotz eines Minus von 8,9 Millionen Euro wurden die Finanzverbindlichkeiten um zwölf auf 173,1 Millionen Euro gesenkt.

Mit großem Beifall wurde die Rede von Sportvorstand Horst Heldt begleitet. Der 43-Jährige gab das Saisonziel aus: "In der Bundesliga wollen wir unter die ersten Vier und uns für Europa qualifizieren. Und im Pokal wollen wir nach Berlin."

Der Wechsel von Leon Goretzka zu Schalke 04 ist so gut wie perfekt. Im Transferstreit um das Talent des VfL Bochum haben der Bundesligist und der Zweitligist eine grundsätzliche Einigung erreicht. Schalke-Manager Horst Heldt hatte mit Bochums Sportvorstand Christian Hochstätter eine Lösung gefunden

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