Leichtathletik-WM in London Schäfer krönt ihre tolle Saison mit WM-Silber
London · Die Siebenkämpferin wird nur von der Belgierin Thiam geschlagen. Die Saarbrückerin Claudia Salman-Rath wird Achte.
Carolin Schäfer schlug die Hände über dem Kopf zusammen, der Frankfurterin kullerten nach dem Wettkampf ihres Lebens Freudentränen über das Gesicht: Mit 6696 Punkten hat die Siebenkämpferin Silber bei der Leichtathletik-WM in London gewonnen. Ausgelassen feierte die 25-Jährige den größten Triumph ihrer Karriere mit der schwarz-rot-goldenen Fahne über den Schultern. Die Olympiafünfte von Rio sicherte dem deutschen Team an der Themse damit die erste Medaille. „Das ist ein Moment zum Genießen, einfach genial“, sagte sie.
Schäfer musste sich nach zwei kräftezehrenden Tagen nur Favoritin Nafissatou Thiam geschlagen geben, die Olympiasiegerin aus Belgien sicherte sich Gold mit 6784 Zählern. Dritte wurde Anouk Vetter aus den Niederlanden (6636). Claudia Salman-Rath, WM-Vierte von 2013, wurde mit 6362 Punkten Achte. Zum Abschluss legte Salman-Rath, die am Olympiastützpunkt in Saarbrücken beim Kirkeler Uli Knapp trainiert, die schnellste Zeit über 800 Meter hin. „Es war ein grandioser Lauf“ sagte Salman-Rath, war aber ansonsten selbstkritisch, weil es vor allem im Kugelstoßen und im Speerwerfen haperte: „Ich brauche noch ein bisschen, bis die neuen Techniken, die ich mit meinem neuen Trainer einstudiert habe, sitzen. Ich denke, ich brauche noch einen Winter, und nächstes Jahr kann ich mehr zeigen.“ Am Mittwoch startet Salman-Rath im Weitsprung in der Qualifikation. „Ich werde alles geben, damit ich am Freitag im Finale springen kann“, sagte sie.
Das Silber von Schäfer blieb die einzige deutsche Medaille des Tages. Vage Hoffnungen auf Edelmetall hatte sich vor der WM auch Kugelstoßer David Storl gemacht. Doch der Leipziger war davon weit entfernt und scheiterte überraschend früh. Nach zwei ungültigen Versuchen und 20,80 Meter im dritten Durchgang verpasste der 27-Jährige als Zehnter den Endkampf der besten Acht. In der Qualifikation am Samstag hatte Storl noch mit 21,41 Meter und Platz zwei überzeugt, beim Einstoßen war eine Kugel sogar knapp unter der 22-Meter-Marke gelandet. „Ich weiß auch nicht, es war einfach nur ein Krampf“, sagte der zweimalige Weltmeister. Weltmeister wurde überraschend der Neuseeländer Tom Walsh mit 22,03 Metern.
Stabhochspringerin Lisa Ryzih lieferte einen ordentlichen Wettkampf ab, belegte mit 4,65 Metern Platz fünf und verpasste Bronze nur wegen eines Fehlversuchs über 4,45 Meter. An der persönlichen Bestleistung von 4,75 Metern scheiterte sie drei Mal. Es siegte die griechische Olympiasiegerin Ekaterini Stefanidi, die mit 4,91 Metern eine neue persönliche Bestmarke aufstellte.
Für die neue deutsche Sprinthoffnung Gina Lückenkemper war im Halbfinale über 100 Meter Endstation. In 11,16 Sekunden erreichte die 20-Jährige in ihrem Lauf nur als Sechste das Ziel. Im Vorlauf war Lückenkemper 10,95 Sekunden schnell gelaufen und hatte als erste deutsche Sprinterin seit 26 Jahren wieder die Elf-Sekunden-Marke unterboten. „Ich hatte ja gestern schon erreicht, was ich mir vorgenommen habe“, sagte sie. „Alles andere wäre Zugabe gewesen.“ Weltmeisterin wurde Tori Bowie (USA) in 10,85 Sekunden vor Ta Lou (Elfenbeinküste, 10,86) und der Niederländerin Daphne Schippers (10,96).
Speerwerferin Christin Hussong vom LAZ Zweibrücken blieb in der Qualifikation hängen. Hussongs bester Versuch landete bei mäßigen 60,86 Metern. Viel besser machte es Katharina Molitor. Die Überraschungs-Weltmeisterin von 2015, die in dieser Saison noch nicht richtig in Schwung gekommen war, warf 65,37 Meter. „Das fühlt sich einfach wunderbar an“, sagte Molitor, die im Finale unter anderem auf Rio-Olympiasiegerin Sara Kolak (Kroatien) trifft.