"Sarah hat Geschichte geschrieben"
Neunkirchen. Wenn es einen Namen gibt, der im Boxsport verpflichtet, dann dieser: Ali. Genau wie der große Muhammad trägt auch eine junge Frau vom BC 21 Neunkirchen diesen klangvollen Nachnamen. Der Faustkampf müsste ihr also im Blut liegen. Und tatsächlich: Mit ihren 16 Jahren und gerade einmal vier Kämpfen (drei Siege, ein Unentschieden) hat sie bereits einen großen Titel in der Tasche
Neunkirchen. Wenn es einen Namen gibt, der im Boxsport verpflichtet, dann dieser: Ali. Genau wie der große Muhammad trägt auch eine junge Frau vom BC 21 Neunkirchen diesen klangvollen Nachnamen. Der Faustkampf müsste ihr also im Blut liegen. Und tatsächlich: Mit ihren 16 Jahren und gerade einmal vier Kämpfen (drei Siege, ein Unentschieden) hat sie bereits einen großen Titel in der Tasche. Ali gewann am vergangenen Wochenende die deutsche Meisterschaft bei den Juniorinnen im Superschwergewicht (über 77 Kilogramm). "Das war ein besonderer Moment für mich. Ich habe das immer noch nicht so richtig realisiert", sagt die Titelträgerin mit einem strahlenden Lächeln.
Ata Dogan als Mentor
Gelächelt hat ihre einzige Gegnerin Lana Wöll (BC Kella) keine Sekunde. Bei den internationalen deutschen Meisterschaften in Plön (Schleswig-Holstein) stand Wöll kaum im Ring, da machte sie schon Bekanntschaft mit dem Staub in diesem. Als der Gong zur ersten Runde ertönte, stürmte Ali nach vorne und landete mit einer linken Geraden direkt einen Volltreffer. Der Ringrichter zählte Wöll an. Die Thüringerin rappelte sich auf. Doch Ali kannte keine Gnade und setzte ihrer Kontrahentin sofort wieder zu. "Ich wollte dann den schnellen K.o. und wurde unsauber", erzählt die Schülerin.
Doch nach etwa eineinhalb Minuten endete das ungleiche Duell durch Abbruch - der erste Frauen-Titel auf Bundesebene für die Saarländische Box-Union (SBU) war perfekt. "Sarah hat Geschichte geschrieben. Darauf kann sie stolz sein", freut sich ihr Trainer Dirk Müller, der sie vor Ort betreute.
Müller ist nur einer ihrer Förderer. Daneben kümmern sich beim BC auch Norbert Reinermann und Alfred König um die Entwicklung der Athletin. Doch den engsten Bezug hat sie immer noch zu Ata Dogan. Der 37-jährige Profiboxer vom Homburger Kampfsportzentrum Ki-Gym schickte das Talent vor eineinhalb Jahren nach Neunkirchen. Zuvor trainierte Dogan die Jugendliche zwei Jahre lang im Muay-Thai-Kampfsport. "Er hat zu mir gesagt, dass ich boxerisch stärker bin und ich dort mehr erreichen kann", erinnert sich Ali. Und da Dogan den Ali-Clan schon seit 26 Jahren kennt, nahm die Zehntklässlerin der IGS Schönenberg-Kübelberg den Ratschlag ihres Mentors dankend an. Mit Dogan absolviert sie noch heute zwei Einheiten in der Woche. Allerdings nur im Boxen. Es war die richtige Entscheidung - wie sich spätestens am vergangenen Wochenende herausstellte.
Bald im Nationaltrikot?
Nun kann Ali den ersten Titel ihrer noch jungen Karriere vorzeigen - doch das soll erst der Anfang sein. Bereits direkt nach ihrem Kampf in Plön bekam die Saarländerin eine überraschende Anfrage. "Ich wollte gerade meinen Trainer umarmen, hatte das Handy schon in der Hand, um Ata zu schreiben, dazu noch Tränen in den Augen und plötzlich stand der Bundestrainer vor mir", berichtet Ali von den sich überschlagenden Ereignissen nach dem Kampf. Das Aufnahmeformular für den Nationalkader ist bereits ausgefüllt, im Dezember wird über ihre Nominierung entschieden.
Der steile Aufstieg der Sarah Ali scheint weiterzugehen - aber bei diesem Namen war das auch nicht anders zu erwarten.
