Sambias größter Triumph am Ort des größten Unglücks

Libreville. In ihrem Gemisch aus Jubeltänzen und Freudentränen drückten die Spieler Sambias Kalusha Bwalya den Pokal in die Hand. Er reckte ihn so hoch es ging in den Himmel, kämpfte mit den Tränen. Der 48-Jährige steht für eine der bewegendsten Geschichten der Fußball-Historie

Libreville. In ihrem Gemisch aus Jubeltänzen und Freudentränen drückten die Spieler Sambias Kalusha Bwalya den Pokal in die Hand. Er reckte ihn so hoch es ging in den Himmel, kämpfte mit den Tränen. Der 48-Jährige steht für eine der bewegendsten Geschichten der Fußball-Historie. Als die Nationalelf Sambias als Außenseiter am Sonntagabend durch einen 8:7-Sieg im Elfmeterschießen gegen Favorit Elfenbeinküste erstmals den Afrika-Cup gewann, saß Bwalya als Verbandspräsident auf der Tribüne.Das Endspiel fand in Libreville in Gabun statt - an jenem Ort, an dem 1993 Sambias Nationalelf bei einem Flugzeugabsturz verunglückte. Bwalya entging der Tragödie, weil er für seinen Club PSV Eindhoven spielen musste.

"Wir wollten die Spieler ehren, die hier gestorben sind", sagte Stürmer Rainford Kalaba bewegt. Bwalya, der von 2004 bis 2006 Nationaltrainer war, verarbeitete den größten Triumph des sambischen Fußballs am Ort des größten Unglücks still. Drei Tage zuvor hatte er mit den Spielern Blumen am Strand niedergelegt, 500 Meter von der Stelle entfernt, an der das Flugzeug 1993 auf dem Weg zu einem Weltmeisterschafts-Qualifikationsspiel in Senegal ins Meer gestürzt war. 18 Nationalspieler, der Trainerstab und die Verbandsspitze starben.

19 Jahre später war das Drama Ansporn. "Die Mannschaft von damals wird niemals vergessen sein. Sie hat eine Aufgabe begonnen, konnte sie nicht zu Ende bringen. Das haben wir für sie getan", sagte Mittelfeldspieler Felix Katongo. Trainer Herve Renard erklärte, er habe den Spielern gesagt: "Wenn wir das Finale erreichen, spielen wir in Gabun, wo das Flugzeug abgestürzt ist. Unser erstes Spiel ist gegen Senegal, wo das Team hätte spielen sollen. Es steckte von Anfang an eine spezielle Bedeutung für uns in dem Turnier."

Das Bewegende an Sambias Sieg überlagert, dass er zu den größten Überraschungen der Fußball-Historie gehört. Nur Emmanuel Mayuka kickt in Europa für einen Erstligisten (Young Boys Bern). Kapitän ist Chris Katongo, der sich von 2008 bis 2010 bei Arminia Bielefeld versuchte, nun in China bei Henan Jianye spielt. Diese Mannschaft der Namenlosen besiegte im Halbfinale Ghana mit vielen Stars aus Europa 1:0, dann den Top-Favoriten, der seit zehn Jahren als Favorit in die Afrika-Meisterschaften geht.

Das war die andere Geschichte dieses Finals in Libreville. Didier Drogba fügte seiner Endspiel-Aversion und der titellosen "Goldenen Generation" der Elfenbeinküste eine Facette hinzu. Der Stürmer des FC Chelsea versagte 2006 im Finale gegen Ägypten im Elfmeterschießen (2:4). Diesmal verschoss er in der 70. Minute einen Strafstoß. Nach 120 Minuten stand es 0:0. Kolo Toure (Manchester City) und Gervinho (FC Arsenal) verschossen im Elfmeterschießen - Sambia erlebte seine historische Stunde. dpa/dapd

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