Vor der Gala in Saarbrücken Saarsportler des Jahres – wer steht zur Wahl?
Pauline Schäfer (20) brauchte drei Tage, um alle Glückwünsche zu beantworten. Im Oktober zeigte sie bei der Turn-WM in Montréal am Schwebebalken eine perfekte Übung. Sie wagte auch jenen Seitwärtssalto, der ihren Namen trägt – weil Schäfer ihn erfand. So krönte sie sich zur Weltmeisterin. Andere Sportler stehen in ihrem Alter am Anfang ihrer Karriere. Schäfer fuhr im vergangenen Jahr zu den Olympischen Spielen, schon 2015 gewann sie WM-Bronze. Nun hat sich die Bierbacherin endgültig in die Geschichtsbücher geturnt – als erste gesamtdeutsche Weltmeisterin.
Jonas Hector (27) hätte im Sommer einen Strich unter 2017 machen können. Dann wäre es für den Fußball-Nationalspieler ein perfektes Jahr gewesen. In Russland gewann der Außenverteidiger aus Auersmacher mit Deutschland den Confed Cup. Nach einer grandiosen Saison in der Bundesliga freute sich der Publikumsliebling des 1. FC Köln auf die Europa League. Doch ausgerechnet im Europapokal verletzte sich Hector am Sprunggelenk. Seitdem fehlt er, während sein Club in der Liga einen Albtraum erlebt. Zeit also, dass dieses Jahr endet.
Laura Müller (21) feierte auf halber Strecke ihren größten Erfolg. Die als 400-Meter-Läuferin bekannte Leichtathletin des LC Rehlingen gewann im Juli sensationell die deutsche Meisterschaft über 200 Meter – mit einer neuen Bestzeit von 22,65 Sekunden. Nebenbei löste Müller ein Einzel-Ticket für die WM in London. Die Olympia-Teilnehmerin aus Dudweiler zeigte sich weiter in Top-Form: Nach zwei Silber-Medaillen bei der U23-EM reiste sie nach England. Doch ein Virus verhinderte ihren Start im 200-Meter-Rennen. Der tröstliche Abschluss: Platz sechs mit der 4x400-Meter-Staffel.
Yves Kunkel (23) gehört wieder zu den bösen Jungs. Englisch: „Bad Boys“. So lautet der Ehrentitel, den die deutsche Handball-Nationalmannschaft für sich reklamiert. Im Oktober kehrte Kunkel gegen Spanien nach über zwei Jahren in das Team des Europameisters zurück. Denn der Völklinger gehört zu den torgefährlichsten Linksaußen der Bundesliga, mit dem SC DHfK Leipzig steht er in der oberen Tabellenhälfte. Nach dem Abstiegskampf mit seinen früheren Clubs kann Kunkel frei aufspielen. So, dass jeder sieht: Er ist ein guter Junge.
Lisa Klein (21) hat sich auf der Straße reichlich Respekt verschafft. Die Radrennfahrerin aus Völklingen-Lauterbach triumphierte bei den deutschen Meisterschaften in Chemnitz auf Asphalt. Sie habe nicht gewusst, was auf der Straße möglich sei, sagte Klein. Für die Olympia-Teilnehmerin im Bahnrad-Vierer blieb es nicht die einzige Medaille dieser Saison: Bei der U23-EM holte sie Bronze im Zeitfahren. Im Kampf gegen die Uhr war Klein auch bei der Straßen-WM stark: Mit ihrem Team Cervélo Bigla wiederholte sie im norwegischen Bergen den dritten Platz des Vorjahres.
Timo Bernhard (36) weiß, wie man sich gebührend verabschiedet: als Weltmeister. Sein Arbeitgeber Porsche zieht sich nach diesem Jahr von der Langstrecken-WM des Weltverbandes Fia zurück. Mit den Teamkollegen Earl Bamber und Brendon Hartley, beide aus Neuseeland, sicherte sich der Homburger nach 2015 zum zweiten Mal den Titel. Eine Wegmarke: Mit ihrem Porsche 919 Hybrid gewannen die Rennfahrer das legendäre 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Das Trio bescherte dem deutschen Autobauer so auch Platz eins in der Herstellerwertung.
Katharina Hobgarski (20) hat sich in diesem Jahr einen Traum erfüllt. Ende August startete das Tennistalent aus Haupersweiler erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier, den US Open in New York. Auch wenn sie in der ersten Qualifikationsrunde gegen die deutlich ältere Tschechin Lucie Hradecká ausschied: Für Hobgarski war der Auftritt in Flushing Meadows der nächste Meilenstein ihres Karrierewegs. Am Tag davor stand die Rechtshänderin in der Weltrangliste auf Platz 219 – so gut wie noch nie, mehr als 100 Plätze besser als zu Jahresbeginn. Der Weg von Hobgarski – er führt nach oben.
Patrick Franziska (25) ist groß. Der Tischtennis-Nationalspieler des 1. FC Saarbrücken misst 1,90 Meter. Als Sportler scheint Franziska in dieser Saison noch einmal gewachsen zu sein. Mit der deutschen Mannschaft gewann der gebürtige Hesse im September souverän die Team-EM in Luxemburg. Im Endspiel gegen Portugal sorgte Franziska für die Entscheidung. Auch in Saarbrücken lief es für ihn prächtig ? trotz eines Hüftleidens. Franziska erreichte mit den Blau-Schwarzen das Pokalendspiel sowie das Halbfinale in Bundesliga und Champions League.
Sophie Gimmler (21) setzt sich klare Ziele. Bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Erfurt erreichte die Hammerwerferin vom LC Rehlingen ihr „Tagesziel“, wie sie es nannte: den dritten Platz, ihre erste Medaille auf dieser nationalen Bühne. Dabei blieb die U23-Meisterin rund 30 Zentimeter unter ihrer Bestleistung von 65,75 Metern, die sie im Juni erzielt hatte – zugleich ein neuer Saarlandrekord. Bei der U23-EM im polnischen Bydgoszcz wollte Gimmler diese Marke verbessern. Auch wenn die Merzigerin dieses Ziel verpasste: Mit Gimmler dürfte in Zukunft zu rechnen sein.
Oleg Wernjajew (24) musste seine Kunst gar nicht vorführen, um das Publikum zu begeistern. Am Wochenende vermeldete die TG Saar während des Wettkampfs gegen die KTV Straubenhardt: Der Barren-Olympiasieger bleibt weitere zwei Jahre im Saarland. Da brandete Applaus auf. Der Ukrainer gewann 2017 die EM im Mehrkampf und am Barren, bei der WM in Montreal holte er an diesem Gerät Silber. In der Deutschen Turnliga ist Wernjajew unangefochten Topscorer. Seine Kunst soll der TG Saar demnächst den vierten Meistertitel bescheren.