Saarländische Stürmer-Legende Herbert Martin ist tot

Ensdorf · Herbert Martin zählte in den Fünfzigern zu den ganz Großen des Saar-Fußballs, noch heute führt er die Torjägerstatistik des FCS an. Im Alter von 91 Jahren ist der Ensdorfer gestorben, teilte der Verband gestern mit.

 Auf unserem Bild lässt Herbert Martin (rechts) der deutschen Torwart-Legende Bert Trautmann (Manchester City) keine Chance. Das Spiel fand 1955 im Ludwigspark statt, der FCS gewann die Partie mit 3:1. Foto: Hartung

Auf unserem Bild lässt Herbert Martin (rechts) der deutschen Torwart-Legende Bert Trautmann (Manchester City) keine Chance. Das Spiel fand 1955 im Ludwigspark statt, der FCS gewann die Partie mit 3:1. Foto: Hartung

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Einer der besten und erfolgreichsten Spieler der saarländischen Fußballgeschichte ist tot. Herbert Martin, der für das Saarland - damals Mitglied im Weltverband Fifa - zwischen 1950 und 1956 17 der 19 ausgetragenen Länderspiele bestritt und dabei sechs Tore erzielte, ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Das teilte der Saarländische Fußballverband gestern mit.

"Herbert Martin ist einer der herausragendsten Fußballspieler und Sportler überhaupt, die das Saarland jemals hatte", würdigte Verbands-Präsident Franz Josef Schumann den Ensdorfer, der Vorbild einer ganzen Generation war.

Angefangen hatte seine große Fußball-Karriere nach dem Zweiten Weltkrieg. Martin kehrte mit einer Verletzung nach Hause zurück und half seinem Heimatverein FC Ensdorf auf die Beine. Von 1948 bis 1950 spielte er für den Club in der damals erstklassigen Ehrenliga Saarland. Er war trickreich, listig, ein starker Angreifer.

Das fiel auch dem 1. FC Saarbrücken auf. Zur Saison 1950/1951 wechselte Martin zum FCS. Es war der Startschuss für eine im Saarland nahezu beispiellose Laufbahn. In der damals erstklassigen Oberliga Südwest schoss Martin in 279 Ligaspielen 215 Tore für den FCS. Bis heute ist das Vereins-Rekord. In insgesamt 324 Pflichtspielen in dieser Zeit traf er 254 Mal - eine heute kaum mehr vorstellbare Quote. 1952 erreichte Martin mit dem 1. FC Saarbrücken das Endspiel um die deutsche Meisterschaft, das das Team mit 2:3 gegen den VfB Stuttgart verlor.

Martin ist mit seinen sechs Länderspiel-Toren für das Saarland zwischen 1950 und 1956 gemeinsam mit Herbert Binkert auch Torschützenkönig der damaligen Saar-Mannschaft. Beim legendären WM-Qualifikations-Spiel am 28. März 1954 vor 53 000 Zuschauern im Ludwigspark gegen Deutschland (1:3) erzielte Martin das Tor für das Saarland per Elfmeter. Zuvor hatte er bereits ein Tor zur vermeintlichen 1:0-Führung erzielt. Doch der Schiedsrichter entschied auf Abseits. "Da stand ich nie und nimmer drin", sagte Martin Jahre später.

1954 war das große Jahr von Martin: Mit 35 Treffern holte er sich die Torjägerkrone aller fünf deutschen Oberligen. Zur WM durfte er aber nicht: Er war Saarländer und damit ein Fußball-Autonomer.

Zu diesem Zeitpunkt hätte Martin auch längst schon in Italien sein Geld verdienen können. 1951, erzählte er einmal der SZ, klopften Vertreter des AC Florenz an die Tür des Hauses Martin in Ensdorf . Die "Spione" der Italiener hatten am Tag davor bei einem Freundschaftsspiel von Schalke 04 gegen den FCS auf dem Kieselhumes den Schalker Paul Matzkowski beobachtet. Doch nach dem 5:0 des FCS schauten sie bei Martin vorbei und unterbreiteten dem zweifachen Torschützen ein Angebot. Martin sagte nach zehn Tagen Bedenkzeit ab. Die familiäre und berufliche Sicherheit hatte Vorrang. Dem Saarland ist er eben immer treu geblieben. Bis zuletzt lebte er ins Ensdorf .

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