Deutsche Meisterschaften im Turnen Für Schäfer könnte es eng werden

Leipzig · Saarländerin nimmt bei der Turn-DM in Leipzig nur am Stufenbarren teil. Seitz und Nguyen räumen Titel ab.

Sie war das Gesicht dieser Meisterschaften. Überall in Leipzig war Pauline Schäfer bei einem perfekten Spagatsprung auf großformatigen Plakaten zu bewundern, die möglichst viele Zuschauer zu den nationalen Titelkämpfen der Turner in die Arena im Sportforum locken sollten. Doch dort war dann von der Schwebebalken-Weltmeisterin wenig zu sehen. Lediglich am Stufenbarren trat die Saarländerin an. Und der Vortrag wollte ihr nicht gut gelingen, die 21-Jährige verpasste als 18. das Finale der besten Sechs.

Vier Wochen vor der anstehenden Titelverteidigung in Doha laboriert die Leistungsträgerin der deutschen Riege noch immer an der Fußverletzung, die sie sich bei der ersten Qualifikation vor zwei Wochen in Stuttgart zugezogen hatte. Drei von vier Geräten konnte die Bierbacherin seitdem kaum trainieren. Am vergangenen Donnerstag fiel deshalb die Entscheidung für ein Sparprogramm.

Der Angriff auf den Mehrkampfsieg, zu dem die Vorjahreszweite ursprünglich entschlossen gewesen war, fiel damit aus. Die Stuttgarterin Elisabeth Seitz sicherte sich mit 53 Punkten zum siebten Mal den begehrten Titel vor ihrer Trainingskollegin Kim Bui (52,50), die beim ersten Test noch ganz vorne gelandet war, und der Chemnitzerin Sophie Scheder (52,10).

„Ich habe gezeigt, dass ich wieder da bin“, erklärte die auch noch im Gerätefinale am Barren siegreiche Seitz. Auf die Europameisterschaften in Glasgow im August hatte sie noch verzichten müssen, weil eine Entzündung im Bauchraum die routinierte Athletin zu einer fast viermonatigen Zwangspause und Vorsicht zwang. Beim ersten Auftritt auf der Wettkampfbühne mangelte es der 24-Jährigen dann noch etwas an Selbstbewusstsein, und sie reihte sich in der nationalen Konkurrenz nur auf Platz fünf ein.

Während sie sich damit wie Bui eines der ersten drei WM-Tickets gesichert haben dürfte, die Bundestrainerin Ulla Koch am kommenden Donnerstag vergeben will, darf auch Scheder nach ihrer langen verletzungsbedingten Pause nach dem Bronzemedaillengewinn bei den Olympischen Spielen von Rio auf eine Rückkehr auf die internationale Bühne hoffen. „Ich bin erst wieder bei etwa 70 Prozent“, verriet die 21-Jährige.

Für Schäfer könnte es derweil eng werden, sollte sie ihr Sprunggelenk nicht bald wieder voll belasten können. Fünf Turnerinnen bekommen einen Platz im Flugzeug an den Persischen Golf zugewiesen; laut Koch könne man sich unter diesen „nur eine Fußlahme“ leisten. Die finale Entscheidung fällt nach einem Länderkampf am 13. Oktober im hessischen Rüsselsheim, bei dem das Team des Deutschen Turner-Bundes (DTB) auf Frankreich, Italien und die Schweiz trifft. „Ich muss jetzt Schritt für Schritt sehen, wie es funktioniert“, sagte Schäfer. „Vom Gefühl her ist es schon ganz gut.“

Nicht nur an ihrem Spezialgerät könnte sie, die nötige Fitness vorausgesetzt, ihrer Mannschaft sehr helfen. Denn genau dort muss die Cheftrainerin aktuell wieder eine Baustelle verzeichnen. „Das macht mir Sorgen, denn die Wertungen waren relativ niedrig“, so die Bergisch Gladbacherin. Zudem verbuchten nicht nur die drei Topplatzierten jeweils einen Absteiger. „Durch technische Fehler“, nicht des Kopfes wegen, wie die Fachfrau analysierte.

Bei den Männern holte Marcel Nguyen im Sechskampf seinen Meistertitel Nummer 17. Wegen einer acht Tage zuvor angebrochenen Rippe sagte er seine Starts in den Einzelfinals ab, um im Hinblick auf Doha jedes Risiko zu vermeiden. Nguyens Bundesliga-Teamgefährte Andreas Bretschneider (Chemnitz), der Freund von Pauline Schäfer, zog sich beim Einturnen einen Achillessehnenriss zu. Ihren ersten Titel bei den Männern feierten Viet Thao Hoang (Berlin/Boden), Nils Dunkel (Erfurt/Pauschenpferd) und Felix Remuta von der TG Saar (Sprung). An den Ringen siegte Andreas Toba (Hannover).

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