Saar-Handball in großer Krise?

Saarbrücken. Quo vadis Saar-Handball, wohin führt dein Weg? Diese heikle Frage beschäftigt derzeit die Fans des schnellen Ballsportspiels. Die Sorge ist berechtigt, denn beim Blick auf die Tabellen packt einen kurz vor Saisonschluss das kalte Grauen

Saarbrücken. Quo vadis Saar-Handball, wohin führt dein Weg? Diese heikle Frage beschäftigt derzeit die Fans des schnellen Ballsportspiels. Die Sorge ist berechtigt, denn beim Blick auf die Tabellen packt einen kurz vor Saisonschluss das kalte Grauen. Mit den Frauen der DJK Marpingen und den Männern der HF Untere Saar und der VTZ Saarpfalz verliert das Saarland drei seiner vier Regionalligisten.

Schuld ist der Strukturwandel im deutschen Handball mit einem vermehrten Massenabstieg quer durch alle Ligen. Eine Maßnahme, die die Spielstärke heben soll, das Leistungsniveau im Handballballverband Saar (HVS) aber negativ beeinflussen dürfte. "Nach aktuellem Stand steigen sechs Regionalligisten ab, darunter auch die Saarländer", kommentiert Hans-Werner Kasobke die Breitseite für den HVS. Der Klassenleiter der Regionalliga Südwest der Männer ist gegen die Reformen und bezweifelt, dass sie dem Handball gut tun. "Die Entfernungen werden größer, der finanzielle Druck wächst. Kleine Vereine werden auf der Strecke bleiben", befürchtet Kasobke.

"Wer kann sich das noch leisten?", fragt Horst Jung zustimmend. Der zweite Vorsitzende des HSV Merzig-Hilbringen sieht die (bezahlbare) Zukunft seiner HF Untere Saar in der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar (RPS). Mit eigenen Talenten wollen die Handballfreunde dort eine gute Rolle spielen, sagt Jung. Ein ähnliches Ziel verfolgt die VTZ Saarpfalz, die nach neun Regionalliga-Jahren bald wieder viertklassig ist.

Eine Chance in der Misere sieht Wolfgang Kirsch. Der Vizepräsident Recht des HVS hofft auf spannende Saar-Derbys. Und davon gibt es in der neuen RPS-Oberliga mit den HF Untere Saar, der VTZ, der HG Saarlouis II und den HF Illtal bald mehr als genug. "Die Hallen werden voll sein", erwartet Kirsch ein wachsendes Interesse. Der TV Homburg steht bereits als Absteiger in die Saarlandliga fest. Die SGH St. Ingbert erkämpfte sich mit ihrem Sieg in Eckbachtal eine letzte Chance. "Jetzt wollen wir auch in der Klasse bleiben", hofft Kapitän Michael Deckert, im Abstiegs-Endspiel gegen Biewer-Pfalzel zu Hause das Ticket für ein weiteres Oberliga-Jahr lösen zu können.

Die letzten Saar-Vertreter im überregionalen Handball-Geschäft sind Frauen-Regionalligist TuS Neunkirchen und Männer-Zweitligist HG Saarlouis. Letzterer muss aber wegen der Zusammenführung der 2. Ligen Süd und Nord kommende Saison mindestens Neunter werden, um den Abstieg zu verhindern. Mit Sponsoren-Hilfe will Richard Jungmann (Foto: Horst Klos) das hohe Ziel erreichen. "Wollen wir konkurrenzfähig bleiben, müssen wir unseren Etat erhöhen", sagt der Vorsitzende, der die Abstiege der Regionalligisten bedauert: "Eine dunkle Stunde für unseren Sport."

Fakt ist: Der Saar-Handball wird lange brauchen, bis er sich von diesem Rückschlag erholt hat. Eine Rückkehr zum Status quo der Saison 2009/2010 könnte auf absehbare Zeit ein unerfüllter Traum bleiben. "Die Oberligameister steigen nicht mehr direkt auf. Sie müssen künftig gegen die Meister der anderen Verbände in die Relegation", sagt Hans-Werner Kasobke, der vor einer Rückkehr der Saar-Handballer in die dritte Liga hohe Hürden sieht. "Eine dunkle Stunde für unseren Sport."

Richard Jungmann, Vorsitzender der

HG Saarlouis

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