Russischer Riese entthront

Nürnberg. Große Klappe und doch was dahinter: Lästermaul David Haye hat den russischen Riesen Nikolai Walujew als Box-Weltmeister im Schwergewicht entthront. Und demnächst will er sich den Amerikaner John Ruiz und anschließend die Klitschko-Brüder vorknöpfen

Nürnberg. Große Klappe und doch was dahinter: Lästermaul David Haye hat den russischen Riesen Nikolai Walujew als Box-Weltmeister im Schwergewicht entthront. Und demnächst will er sich den Amerikaner John Ruiz und anschließend die Klitschko-Brüder vorknöpfen. Der Brite besiegte Samstagnacht in Nürnberg den 2,13 Meter großen WBA-Weltmeister nach Punkten (116:112, 116:112, 114:114) und ist damit der erste Schwergewichts-Titelträger aus Großbritannien nach Lennox Lewis. Der Erfolg des durch markige Sprüche und Geschmacklosigkeiten aufgefallenen Haye war verdient. "Ich rede nicht nur viel, ich lasse auch Taten folgen", verkündete der neue Titelträger.

Sein Vorhaben konnte Haye vor 9000 Zuschauern in der Halle allerdings nicht ganz realisieren. Er wollte den 22 Zentimeter größeren und rund 45 Kilogramm schwereren Titelverteidiger aus dem Berliner Sauerland-Stall "lächerlich machen, ihn blamieren". Der angepeilte K.o.-Sieg wurde es in einem auf mäßigem Niveau stehenden Kampf jedoch nicht. Immerhin taumelte Walujew in der zwölften Runde nach einem linken Haken, blieb aber auf den Beinen. So erlitt der Russe die zweite Punktniederlage seiner Profi-Karriere. Vor zweieinhalb Jahren hatte er den Weltmeister-Gürtel durch eine Niederlage gegen den Usbeken Ruslan Chagaev eingebüßt.

Der 29-jährige Haye zeigte, dass er nicht nur über ein flottes Mundwerk verfügt, sondern auch über schnelle Beine. Walujew wirkte wie ein tapsiger Bär, dem die Beute immer wieder aus den Pranken glitt. Geriet der 1,91 Meter große Haye in Bedrängnis, entwischte er leichtfüßig tänzelnd. "Der Schlüssel war das Tempo", erklärte der Brite. Dem schwerfälligen Walujew lag die viele Beinarbeit hingegen gar nicht. "Ich habe mich gefühlt wie ein Leichtathlet. Der Kampf war wie ein Marathon", lamentierte der St. Petersburger. Der biedere, boxerisch eingeschränkte Walujew setzte kaum Treffer.

Sein Problem war schon immer, dass er die Körpermasse von 143,4 Kilogramm nicht in Geschwindigkeit umsetzen kann. Über seine Zukunft im Ring will Vermarkter Wilfried Sauerland, der sich an den nächsten drei Haye-Kämpfen finanzielle Beteiligung hat vertraglich zusichern lassen, in den kommenden Wochen entscheiden. Unbeschadet kam Haye übrigens nicht davon. Seine rechte Hand bereitete ihm Probleme. Der Grund: "Walujew hat einen sehr harten Kopf. Ich habe noch nie gegen so etwas Hartes geschlagen."

Haye will nun jedenfalls das Schwergewicht "aufräumen". Bis zum 31. Mai 2010 muss er eine Pflichtverteidigung gegen John Ruiz, die Nummer eins der WBA-Weltrangliste, bestreiten. Und Haye hat das Verbalduell schon eröffnet: "Er ist ein guter Kämpfer. Aber ich bin zu schnell für ihn. Ich werde ihn K.o. schlagen." Ruiz lauschte und verkündete: "Haye ist ein Tänzer, ich bin mehr ein Kämpfer." Danach sollen WBC-Weltmeister Vitali sowie IBF- und WBO-Titelträger Wladimir Klitschko dran sein. "Ich rede nicht nur viel, ich lasse auch Taten folgen."

David Haye, neuer

Box-Weltmeister

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