Rundumschlag und Neuanfang

Zuzenhausen. Osterzeit, Urlaubszeit. Markus Gisdol weilte gerade in Thailand, als ihn an Gründonnerstag ein Anruf aus Deutschland erreichte. Am Telefon meldete sich Frank Briel, Geschäftsführer Sport und Finanzen von 1899 Hoffenheim. Die beiden kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim badischen Fußball-Bundesligisten, als Gisdol von 2009 bis 2011 Trainer der U23 war

 Hoffenheims neuer Trainer Markus Gisdol (vorne). Begleitet wurde er von Alexander Rosen, Ex-Profi bei Saarbrücken und Elversberg, Peter Hofmann und Frank Briel (von links). Foto: Murat/dpa

Hoffenheims neuer Trainer Markus Gisdol (vorne). Begleitet wurde er von Alexander Rosen, Ex-Profi bei Saarbrücken und Elversberg, Peter Hofmann und Frank Briel (von links). Foto: Murat/dpa

Zuzenhausen. Osterzeit, Urlaubszeit. Markus Gisdol weilte gerade in Thailand, als ihn an Gründonnerstag ein Anruf aus Deutschland erreichte. Am Telefon meldete sich Frank Briel, Geschäftsführer Sport und Finanzen von 1899 Hoffenheim. Die beiden kennen sich aus gemeinsamen Zeiten beim badischen Fußball-Bundesligisten, als Gisdol von 2009 bis 2011 Trainer der U23 war. Briel wollte von dem 43-Jährigen wissen, ob er sich ein Engagement als Cheftrainer ab der kommenden Saison vorstellen könne. Der im Dezember als Co-Trainer von Huub Stevens auf Schalke entlassene Fußballlehrer konnte es sich vorstellen.

Doch weil Profisport ein schnelllebiges Geschäft ist, musste Gisdol seinen Urlaub abbrechen. Gestern unterschrieb der vierte TSG-Trainer dieser Saison einen Vertrag bis 2016 beim Vorletzten. Am Morgen waren Trainer Marco Kurz und Manager Andreas Müller beim Chaosklub aus dem Kraichgau freigestellt worden.

Die offiziell Verantwortlichen des von Dietmar Hopp bestimmten Vereins waren eifrig bemüht, vor dem Spiel am Freitag zuhause gegen den 15. Fortuna Düsseldorf den Anschein von Aktionismus zu vermeiden. Das Gegenteil sei der Fall, wollte Briel Glauben machen - so wie es die Hoffenheimer auch schon bei der Vorstellung von Marco Kurz im Dezember 2012 erklärt hatten. Auch wenn sie auf einen kurzfristigen Effekt hoffen, um den Abstieg vielleicht doch noch zu vermeiden, soll die Inthronisierung von Gisdol und des bisherigen Nachwuchszentrumsleiters Alexander Rosen als Chef für den Profifußball diesmal endlich den Weg zurück in die Zukunft weisen. Rosen, früherer Spieler des 1. FC Saarbrücken (2002 bis 2004) und der SV Elversberg (2004 bis 2005), erfuhr von seiner Beförderung im Urlaub in Italien und soll als Bindeglied zwischen Trainer, Geschäftsführer und Gesellschaftern fungieren. "Ich fühle mich nicht als Nachfolger von Andreas Müller", sagte Rosen, der bei Spielen nicht auf der Trainerbank sitzen wird, "ich sehe mich als akribischen Arbeiter im Hintergrund."

"Wir wollen junge Spieler integrieren und unsere Ur-Idee mit der Spielphilosophie von modernem Fußball wiederbeleben", sagte Briel. TSG-Präsident Peter Hofmann formulierte: "Wir wollen zu unseren Wurzeln und attraktiven Fußball spielen." Zusammen mit dem damaligen Cheftrainer Ralf Rangnick hatte Gisdol die Idee vom modernen, begeisterungsfähigen Fußball entwickelt. "Die Spielphilosophie habe ich in Fleisch und Blut", sagte der neue Hoffnungsträger.

Von attraktivem Fußball hatte sich 1899 in den vergangenen Jahren ebenso verabschiedet wie vom Vorhaben, eigene Talente zu integrieren. Stattdessen setzten der im Januar 2010 zurückgetretene Rangnick und seine Nachfolger Marco Pezzaiuoli, Holger Stanislawski, Markus Babbel, Frank Kramer und Marco Kurz mit den Managern Ernst Tanner, Babbel und Andreas Müller auf teure Neuzugänge. "Wir haben noch eine realistische Chance auf den Klassenverbleib", sagte Gisdol, dessen Vertrag auch für die 2. Liga gilt, und kündigte an: "Wir werden nach der Saison jeden Stein umdrehen."

Ex-Manager Müller war derweil geschockt über die Entlassung "Ich muss das alles erst einmal in Ruhe für mich sacken lassen", sagte er. Müller, seit 18. September 2012 Manager, bekam die Probleme nicht in den Griff. Unter dem im Winter gekommenen Kurz rutschte 1899 auf Rang 17 ab. sid/sog

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