Olympische Spiele in Tokio Der Olympiachef nimmt seinen Hut

Tokio · Japans oberster Sportfunktionär legt sein Amt im Juni nieder. Gegen ihn wird wegen Korruptionsverdachts ermittelt.

Lange hatte sich Tsunekazu Takeda gewehrt, vehement seine Unschuld beteuert, doch am Ende wurde wohl der Druck zu groß. Der Präsident des japanischen Olympischen Komitees JOC wird nach den Korruptionsvorwürfen gegen seine Person am 27. Juni abdanken, wie er am gestrigen Dienstag bei einem Treffen des JOC in Tokio mitteilte. Erwartbar war der Abschied des 71-Jährigen, hatten die Ermittlungen gegen ihn die Vorbereitungen auf die Sommerspiele in Japans Hauptstadt in weniger als 500 Tagen zuletzt doch massiv überschattet.

„Mit Blick auf die Zukunft des JOC ist es angemessen, die Dinge der nächsten Anführer-Generation zu überlassen, sodass jene Olympia ausrichten und eine neue Ära formen können“, sagte Takeda, der auch seine Mitgliedschaft im Internationalen Olympischen Komitee aufgibt. Vom IOC gab es Lob für die Entscheidung, die der Ringeorden „mit dem größten Respekt“ zur Kenntnis nahm. „Unser Respekt vor seiner Entscheidung ist noch größer, weil er diesen Schritt macht, um die Olympische Bewegung zu schützen, während die Unschuldsvermutung, auf die das IOC besteht, weiterhin gilt“, sagte ein IOC-Sprecher.

Für Takedas Nachfolge gibt es schon erste Kandidaten. So soll Yasuhiro Yamashita, Judo-Olympiasieger von 1984 und JOC-Mitglied, im Gespräch sein. Dass Takeda sein im Juni auslaufendes Mandat nicht um eine weitere Amtszeit verlängern möchte, obwohl das JOC für ihn wohl gar die Altersgrenze (70 oder jünger) aufgehoben hätte, liegt womöglich an der schieren Last der Anschuldigungen, die in den vergangenen Wochen gegen ihn erhoben wurden.

Mitte Januar war bekannt geworden, dass gegen den Sportfunktionär in Frankreich wegen des Verdachts der Korruption im Zuge der Olympia-Vergabe 2020 an Tokio ermittelt wird. Takeda soll in die Zahlung von Bestechungsgeldern in Höhe von zwei Millionen US-Dollar verwickelt sein. Tokio hatte sich 2013 auf der IOC-Session in Buenos Aires gegen die Mitbewerber Madrid und Istanbul durchgesetzt.

Takeda hatte im Januar jedes Fehlverhalten bestritten. „Ich war niemals in irgendeinen Entscheidungsprozess involviert“, hatte er in einer siebenminütigen Pressekonferenz gesagt, die landesweit im Fernsehen übertragen wurde. Bei der Zahlung habe es sich nicht um Korruption, sondern um Verpflichtungen aus einem Beratervertrag gehandelt, so Takeda damals. Erhalten haben soll das Geld die Consulting-Firma Black Tidings (Singapur), die mit dem Senegalesen Papa Massata Diack in Verbindung steht. Der Sohn von Lamine Diack, früherer Präsident des Internationalen Leichtathletik-Verbandes IAAF, gilt in mehreren Korruptionsfällen des Weltsports als zentrale Figur.

Diack junior soll schon Einfluss auf die Stimmenabgabe afrikanischer Länder bei der Wahl von Rio de Janeiro als Ausrichter der Olympischen Sommerspiele 2016 gehabt haben. Der Afrikaner steht seit 2015 auf der Fahndungsliste von Interpol, wird aber vom Senegal geschützt. Die Regierung des afrikanischen Landes weigerte sich bislang, ihn auszuliefern. Bei einer Anhörung am 10. Dezember 2018 in Paris behauptete Takeda, Diack nicht zu kennen. „Ich habe Papa Massata Diack nicht gekannt und nie ein Gespräch mit ihm gehabt. Ich weiß gar nichts über ihn“, sagte der Japaner, der als Springreiter an den Olympischen Spielen 1972 und 1976 teilnahm.

Bereits Anfang 2017 war Takeda von den französischen Richtern zu der ominösen Zahlung befragt worden. Damals konnte die französische Justiz dem Urenkel des früheren japanischen Kaisers Meiji jedoch kein Fehlverhalten nachweisen.

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